Schmuckband Kreuzgang

Musizierende Engel im Edith-Stein-Saal des St. Josefshauses

Engel rechts und links (c) L.Wegener

Musizierende Engel

Hans Memling
* zwischen 1433 und 1440
† 11.8.1494  

Reproduktionen

 

Seligenstadt | St. Josefshaus | Edith-Stein-Saal

Dokumentation Lothar Wegener

 

Original und Reproduktion

Für den Hochaltar der Kirche Santa Maria La Real in Nájera (Spanien) malte Hans Memling das Tryptichon Segnender Christus und musizierende Engel. Fertiggestellt wurde es 1489.

Die Mitteltafel ist 164 x 212 cm groß, die Maße der Seitentafeln sind 165 x 230 cm. Sie befinden sich im Koninklijk Museum voor Schone Kunsten in Antwerpen.

Musizierende Engel (c) L.Wegener
Hans Memling – geboren in Seligenstadt

Über seine Herkunft ist nicht viel bekannt. Nicht einmal sein Geburtsjahr. Es wird allgemein angenommen, dass er zwischen 1433 und 14401 geboren wurde – in Seligenstadt. Ein Nachruf lautete: Am 11. August (1494) starb in Brügge Meister Johannes Memling, von dem man öffentlich erklärte, er sei der erfahrenste und vortrefflichste Maler des ganzen damaligen Abendlandes gewesen. Er stammte aus dem Mainzischen, begraben wurde er auf dem Friedhof von Ägidien.2 Sein Vater Hamann Momilingen war ein wohlhabender Bürger von Seligenstdt. Er und seine vermutliche Frau Lucia Stirn starben 1450 oder 1451 wahrscheinlich an der Pest.

Von Hans Memling ist bekannt, dass er 1465 das Bürgerrecht in Brügge (Belgien) erwirbt. Im frühen 16. Jahrhundert wurde seiner gedacht indem Messen in Seligenstadt für ihn gelesen wurden. Dann wurde es still um ihn in seiner Geburtsstadt. Wir haben es Pfarrer Helmut Rolke († 2020) zu verdanken, dass nunmehr zwei hervorragende Kopien von Memlings Musizierenden Engel betrachtet werden können.

1 Da „… Memling bereits 1451 in der Brüsseler Werkstatt Rogiers van der Weyden tätig war, wird man das Geburtsdatum früher annehmen müssen, kaum nach 1530.“
Wolfgang Jahn in Der Maler Hans Memling aus Seligenstadt; 1980, Einhard Arbeitsgemeinschaft e.V.

2 Ebenda

Siegfried Paluchowski – ein genialer Kopist

Über ihn und seine beiden Werke berichtet seine Tochter Anna Paluchowski:

Mein Vater wurde am 2. Dezember1934 in Brzezno (Bresnow) bei Starogard Gdanski in Polen geboren (zu deutscher Zeit Preußisch Stargard in Westpreußen). Die Mutter war eine Deutsche namens Krause. Das erklärt auch seine guten deutschen Sprachkenntnisse. Gestorben ist er am 23. März 2018 in Tczew, seinem Wohnsitz seit der Hochzeit (zu deutscher Zeit Dirschau an der Weichsel).

Die zwei Flügel des Nájera-Altares von Memling kopierte er im Atelier seines Wohnhauses in Tczew. Von Beruf war er Architekt. Von Jugend an entwickelte er selbständig sein malerisches Talent und beschäftigte sich intensiv mit großen klassischen Malern. Albrecht Dürer mit  seiner sorgfältigen und feinen Art des Zeichnens und Malens war sein großes Vorbild. Neben vielen eigenen Gemälden und Porträts kopierte er 150 mal für Privatpersonen und Pfarrgemeinden die Madonna von Tschenstochau. Ebenso gehören Gemälde von Rembrandt, Salvador Dali und Tizian zu seinen Auftragskopien. Nach 2.500 Arbeitsstunden übergab er am 25. Juni 2013 die Kopie des rechten Flügels des Nájera-Altars in Seligenstadt. Die Kopie des linken Flügels malte er mit 80 Jahren und übergab sie am 2. Oktober 2017.

Mein Vater hat die beiden Bilder mit einer sehr großen Hingabe gemalt und  davon geträumt, das mittlere Gemälde („die Krönung des Werkes“, wie er es gesagt hat) auch anzufertigen. Leider ist er dazu nicht mehr gekommen. Die beiden Bilder von Hans Memling zu kopieren war das größte und das letzte Werk meines Vaters. Übrigens: auf seinem Grabstein ist einer der „Musiziernden Engel“ der ersten Kopie abgebildet – der erste von rechts.

Siegfried Paluchowski (c) L.Wegener
Die Vorgeschichte zur Entstehung der Kopien

Pfarrer Rolke war nach seiner Pensionierung nach Seligenstadt umgezogen. Pfarrer Josef Schmidt zog nach Szpegawa bei Tczew in der Nähe von Danzig. Im April 2010 besuchte Pfarrer Rolke seinen Freund Josef Schmidt. Sie besichtigten dabei in Danzig das großartige Hauptwerk von Hans Memling: „Das Jüngste Gericht“, das dieser für einen italienischen Auftraggeber gemalt hatte. Als das Bild mit einem englischen Schiff von Brügge nach Italien gebracht werden sollte, wurde das Schiff von einem Danziger Hansekapitän gekapert. Das Gemälde schenkte der Kapitän der Danziger Marienkirche. Heute steht es im Nationalmuseum Danzig.

Bei der Besichtigung des Gemäldes stellten sich beide Pfarrer die Frage, die sie sich  schon in Seligenstadt vor dem Denkmal von Hans Memling gestellt hatten: „Warum gibt es in Seligenstadt, dem Geburtsort des berühmten Malers der flämischen Schule, kein Gemälde und nicht  einmal eine Kopie von Hans Memling?“ Da  beide Pfarrer zuvor in Tczew das Atelier meines Vaters besucht und mehrere Kopien von Meisterwerken der Malerei bestaunt hatten, lag der Gedanke nahe, meinen Vater als Kopisten für ein Gemälde von Hans Memling dem damaligen sehr kunstsinnigen Seligenstädter Pfarrer Dieter Ludwig und dem Verwaltungsrat der Pfarrei Marcellinus und Petrus vorzuschlagen. Pfarrer und Verwaltungsrat stimmten diesem Projekt begeistert zu.
Nach verschiedenen Beratungen und einem Gespräch mit dem Regionalkantor Thomas Gabriel einigte man sich auf  einen Flügel des Nájera Altares von Hans Memling mit musizierenden Engeln als Vorlage und beauftragte Siegfried Paluchowski mit der Kopie dieses Gemäldes. Nach 2.500 Arbeitsstunden übergab er am 25. Juni 2013 die Kopie des linken Flügels in Seligenstadt. Die Kopie des ersten Flügels stiftete Pfarrer Rolke der Gemeinde. Die zweite vom Verwaltungsrat bestellte Kopie (mehr als 2.000 Arbeitsstunden) wurde am 2. Oktober 2017 übergeben.
Siegfried Paluchowski sagte bei dieser Übergabe, dass er auch den Mittelteil des Altares kopieren würde, wenn ihm Gott Kraft und Zeit dazu lasse. Leider ist er am 23. März  2018 an einer Haarzellenleukämie im Alter von 84 Jahren gestorben.

ESS_Raumfoto (c) L.Wegener

Die Übergabe des zweiten Flügels erfolgte am 2. Oktober 2017 im Edith-Stein-Saal des St. Josefshauses in Seligenstadt. Beide Flügel sind an der Westwand der ehemaligen Kapelle angebracht.

Rechts im Bild unten Siegfried Paluchowski.
In der Mitte Pfarrer Josef Schmidt, geboren am 14. Mai 1938 in Ober-Mörlen, Wetteraukreis.
Links am Bildrand Pfarrer Helmut Rolke, geboren am 17. Oktober 1938 in Groß-Kunzendorf, Sudetenland, gestorben am 25. Oktober 2020.
Beide Pfarrer gehörten zur Priestergemeinschaft St. Peter in Heppenheim in den Jahren 1972-1982 und blieben später als Freunde miteinander verbunden.

Übergabe (c) L.Wegener

Möchten Sie diese Dokumentation als pdf erhalten oder die Reproduktionen im Edith-Stein-Saal besichtigen?
Dann wenden Sie sich gern an Lothar Wegener - per Mail an l.wegener@marcellinus-petrus.de oder info@marcellinus-petrus.de