Die Suche nach Wahrheit kann eine gemeinsame Suche der Religionen sein. Die Marienschule Offenbach setzt dafür klare Zeichen. Am Donnerstag, den 24.10.2019 wurden ab 18 Uhr die Gebetsräume der Schule feierlich offiziell eröffnet. Nach einem akademischen Festakt wurden der jüdische und der muslimische Gebetsraum, aber auch die Kapelle der Marienschule von Schülerinnen vorgestellt.
Rabbiner Jehoschua Ahrens würdigte die Eröffnung, indem er eine Mesusa an die Tür zum jüdischen Gebetsraum anbrachte. Darauf stehen die hebräischen Worte Sch’ma Israel („Höre, Israel!“), was die jüdischen Gläubigen an die Gebote erinnert.
Eine Oberstufenschülerin der Schülervertretung erklärte die weiteren ausgestellten Gebetshilfen im jüdischen Raum wie z.B. die Gebetsriemen (Tefillin), die Kippa oder den Talit (Gebetsschal).
Den muslimischen Gebetsraum präsentierten drei Schülerinnen aus der 9. Klasse. Sie erklärten zunächst, warum man vor Betreten des Raumes die Schuhe ausziehen sollte und wie muslimische Gläubige vor dem Gebet ihre Waschungen vornehmen. Im Raum selbst übersetzten sie die arabische Inschrift auf der Gebetsnische („Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen“) und zeigten, dass das Gebet immer in Richtung Mekka vollzogen werden sollte.
In der Kapelle wurden die Besucher auf das Farbkonzept der Kapelle und die Darstellung der beiden Patroninnen der Marienschule (Hl. Ursula und Hl. Angela Merici) in den Glasfenstern hingewiesen.
Die Bildung in der eigenen religiösen Tradition, aber auch die praktische Ausübung des Glaubens in Gebet und Gottesdienst sind der Marienschule ein wichtiges Anliegen. Nur so kann man miteinander auf dem gemeinsamen Weg des Glaubens, auf der gemeinsamen Suche nach Wahrheit sein.
Denn niemand könne behaupten, er habe die Wahrheit gefunden und bringe sie nun anderen bei. – So PD Dr. Alexander Navar (Dompräpendat und Ökumenebeauftragter des Bistums Mainz), Hauptredner des Festvortrags zur Eröffnung der Gebetsräume.
„Profilschärfung durch Öffnung“ – ein Leitspruch, mit dem Marie Luise Trocholepczy, Schulleiterin der Marienschule, das Ziel und den Sinn dieser Entwicklung pointiert verdeutlicht. Der Leitspruch steht weiterhin für das Konzept der katholischen Schule in Bistumsträgerschaft, die sich für das gemeinsame Lernen, Wachsen und Kennenlernen einsetzt, um Mädchen zu selbstbewussten, aufgeklärten und religiös gebildeten jungen Frauen zu erziehen.