Jerzy Wojciewski

aus Warschau/Polen

Jerzy Wojciewski
Datum:
Di. 21. Mai 2019
Von:
Christoph Kulessa/Alois Bauer

Jerzy Wojciewski wurde am 29. Oktober 1926 geboren. Als Mitglied der Partisanen wurde er 1944 von der Gestapo verhaftet und verhört. Anschließend wurde er in das Konzentrationslager Dachau deportiert, von wo aus man ihn zur Zwangsarbeit in einem Daimler-Benz-Werk schickte.

Der Vater war Kraftfahrer, die Mutter Hausfrau. Während des Krieges kam sein Vater bei Heidelberg in deutsche Kriegsgefangenschaft. Die Eltern und die neun Jahre jüngere Schwester überlebten den Krieg.

Wojciewski war während der Okkupation durch die Nationalsozialisten als Partisan im Untergrund aktiv. Am 1. September 1944 wurde er im Zusammenhang mit dem Warschauer Aufstand inhaftiert und durch die Gestapo verhört.

Anschließend wurde er mit einem Transport von 3.600 Häftlingen in das KZ Dachau deportiert, wo er am 12. September 1944 ankam und die Häftlingsnummer 105908 erhielt. Zunächst musste er drei Wochen in Quarantäne verbringen.

Dann wurde Wojciewski mit einer Gruppe von 1.060 Häftlingen zur Zwangsarbeit in das LKW-Werk von Daimler-Benz nach Mannheim deportiert. Dieses Werk wurde an Weihnachten 1944 bombardiert und zerstört.

Daraufhin wurden die Häftlinge nach Unterriexingen in ein Unterkommando des KZ Wiesengrund in Vaihingen an der Enz deportiert und Jerzy Wojciewski musste dort im Steinbruch arbeiten.

Nach einer Durchfallerkrankung im März 1945 wurde Wojciewski nach Vaihingen/Enz verlegt, wo er die Häftlingsnummer 30274 hatte. Durch das Essen von Holzkohle kurierte er die Erkrankung und wurde anschließend beim Sonderkommando eingesetzt. Dann erkrankte er an Typhus. Anderthalb Wochen schwankte er mit 40 Grad Fieber zwischen Leben und Tod.

Bei der Befreiung des Lagers durch die Franzosen am 7. April 1945 wog Jerzy  Wojciewski nur noch 29 Kilogramm. Die befreiten Häftlinge mussten zunächst in ein Quarantänelage, danach kamen sie zur medizinischen Behandlung in eine Unterbringung auf dem Lande. Schließlich wurde Wojciewski nach Bensheim in die amerikanische Zone verlegt.

Im September 1945 kehrte er nach Polen zurück. Nach dem Krieg machte er seinen Schulabschluss und eine Berufsausbildung zum Drucktechniker. Nachdem er acht Jahre als Drucker gearbeitet hatte, trat er ins Militär ein und blieb dort 20 Jahre als Hauptmann der Reserve.

Jerzy Wojciewski ist seit 2002 verwitwet. Er hatte zwei Söhne, die er beide vor 18 Jahren auf tragische Weise verloren hat. Er hat vier Enkel.

Herr Wojciewski engagiert sich im Verein der ehemaligen Häftlinge, im Verein der Veteranen der Polnischen Heimatarmee, im Kombattantenverein und im Verein für Sehschwache (er hat nur noch 30 % Sehkraft). Er ist leidenschaftlicher Angler.

Die Weitergabe seiner Kriegserlebnisse sieht er als seine Mission an. 

Jerzy Wojciewski kam 2013 als Zeitzeuge ins Bistum Mainz.