Nachruf: Trauer um Michal Ziolkowski
Der polnische Auschwitz-Überlebende Michal Ziolkowski ist am 11. Februar im Alter von 89 Jahren nach langer schwerer Krankheit in Sopot bei Danzig verstorben. Dort wurde er am 18. Februar beerdigt. Ziolkowski war seit 2001 mehrmals zusammen mit anderen polnischen KZ- und Ghetto-Überlebenden als Gast im Bistum Mainz. Er engagierte sich unermüdlich, trotz seines hohen Alters und einer angegriffenen Gesundheit, für die Versöhnung zwischen Polen und Deutschen.
Alois Bauer, Referent für Weltmission/Gerechtigkeit und Frieden im Bistum Mainz, berichtet davon, dass die Reaktionen auf Ziolkowskis Tod im Bistum „von großer Trauer, aber auch Dankbarkeit" für sein Engagement gekennzeichnet seien. Immer hatte Ziolkowski betont: „Wer hasst, hat schon verloren." Er habe es als seine „Mission und Pflicht" betrachtet, jungen Menschen die Tatsachen zu schildern, die er erleben und erleiden musste, ihnen aber auch Mut zu machen, sich verantwortlich zu fühlen für eine friedliche Gegenwart und Zukunft, betont Bauer, und zitiert ihn mit den Worten: „Wir kommen nicht als Ankläger, sondern als Zeugen einer Zeit, die sich nie mehr wiederholen darf. Fragt uns, wir sind die Letzten! Wir möchten Euch zeigen, wozu Menschen fähig sind, wenn sie von Propaganda verführt werden. Ich komme als Zeitzeuge, damit wir zusammen aus unserer gemeinsamen Geschichte Lehren ziehen können und lernen, den Frieden zu bewahren und ein besseres Verständnis füreinander zu bekommen."
Mehr als fünf Jahre habe Ziolkowski nach dem deutschen Überfall auf Polen unter unmenschlichen Bedingungen vegetieren müssen, zunächst im Gefängnis, dann im KZ Auschwitz, erinnert Bauer. „Es war die ‚Strafe' dafür, dass er als junger Mann versucht hatte, sich im November 1939 mit Freunden nach Frankreich durchzuschlagen, um sich einer polnischen Exil-Armee anzuschließen."
In langen Gesprächen mit dem Kölner Ehepaar Margret und Werner Müller, die ehrenamtlich für das Maximilian-Kolbe-Werk tätig sind, hat Ziolkowski über seine Zeit in Auschwitz berichtet. Daraus entstand das Buch „Ich war von Anfang an in Auschwitz", das noch im Referat Weltmission/Gerechtigkeit und Frieden erhältlich ist. In diesen Tagen veröffentlicht das Kolbe-Werk eine Kurzfassung des Buches, die als Broschüre erhältlich ist (www.maximilian-kolbe-werk.de).
Eine für Herbst 2008 geplante Lesereise mit Michal Ziolkowski und dem Ehepaar Müller durch das Bistum Mainz hatte kurzfristig abgesagt werden müssen, da sich sein Gesundheitszustand massiv verschlechtert hatte. Von dieser Erkrankung hat er sich nicht mehr erholt. Abschließend schreibt Bauer in seiner Würdigung: „Michal Ziolkowski bleibt uns ein Vorbild. Wir werden seiner ehrend gedenken und seine Mahnungen nicht vergessen. Wir neigen uns in Hochachtung vor ihm und sind unendlich dankbar, dass wir ihm begegnen durften."
tob (MBN), Mainzer Bistumsnachrichten vom 14.9.2009
Michal Ziolkowski kam von 2001 bis 2007 als Zeitzeuge ins Bistum Mainz.
Michal Ziolkowski: Ich war von Anfang an in Auschwitz, aufgezeichnet und bearbeitet von Werner Müller. - Herausgegeben vom Maximilian-Kolbe-Werk e.V., Freiburg