Wieslawa Borysiewicz

aus Warschau/Polen

BorysiewiczWieslawa
Datum:
Fr. 17. Mai 2019
Von:
Christoph Kulessa/Alois Bauer

Wiesława Borysiewicz wurde am  31. Juli 1929 geboren. Sie wurde zusammen mit ihrer Familie während des Warschauer Aufstandes im August 1944 verhaftet und in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert.

Obwohl sie selbst nicht am Aufstand teilgenommen hatte, wurde sie zusammen mit ihrer Familie verhaftet, als Wehrmacht und SS im Rahmen von Vergeltungsmaßnahmen ganze Häuserzeilen durchsuchten und die Bewohner auf die Straße trieben. Im Stadtteil, in dem sie mit ihrer Familie wohnte, hatten schwere Kämpfe stattgefunden. Im Zuge der Zurückeroberung wurden dann die Menschen heraus getrieben und massenhaft verhaftet.

Wiesława Borysiewicz wurde mit ihrer Mutter, dem Vater, einer Schwester und einem Bruder ins KZ Auschwitz-Birkenau gebracht: „Am 12.08.1944 durchschritten wir das Todestor von Birkenau.“ Dort wurden sie getrennt. Der Vater und der Bruder wurden im September in das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof im Elsass geschickt, sie selbst, ihre Mutter und ihre Schwester blieben zusammen. Die Schwester wurde dann auch von ihnen getrennt. Am 17. Januar 1945 begann die Evakuierung von Auschwitz-Birkenau. Mit einem Transport wurden sie nach Berlin gebracht, zunächst in ein Außenlager des KZ Sachsenhausen. Von dort ging es für kurze Zeit nach Leipzig, wo die Mutter in einem Flugzeugrüstungsbetrieb arbeiten musste. Nach einer Weile ging es zurück nach Berlin, wo sie befreit wurden.

Der Vater ist in Natzweiler gestorben, der Bruder ist zurückgekommen. Nach dem Krieg hat Frau Borysiewicz ihre Schulbildung vervollständigt. Sie hat Technik und Betriebswirtschaft gelernt und lange in der Lederverarbeitung gearbeitet. Sie hat geheiratet, bekam zwei Töchter, von denen eine leider schon tot ist, und hat drei Enkelkinder und drei Urenkel.

Wiesława Borysiewicz kam von 2013 bis 2016 als Zeitzeugin ins Bistum Mainz. Sie verstarb im November 2018.