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Naturschutz auf dem Friedhof

Praktische Tipps für die ökologische Friedhofspflege und Grabgestaltung

Friedhof im Herbstlicht
Friedhöfe - 'Orte des Lebens'

Friedhöfe sind Orte zur würdigen Bestattung der Toten. Sie sind Stätten der Trauer, der Besinnung und der Hoffnung über den Tod hinaus. Sie sind Orte des Lebens. Vielerorts sind Friedhöfe auch Orte der Erholung und des Gesprächs, gerade für ältere Menschen. Pflanzen, Zeichen auf Grabsteinen und andere Gestaltungselemente können Symbole für unsere Hoffnung und das Leben sein. Ihre Bedeutung ist nicht immer eindeutig. Sie können uns aber helfen, über die sichtbare Welt hinaus eine zwar unsichtbare, aber Tod und Trauer und unser Leben umfassende Wirklichkeit wahrzunehmen: Gott.

Friedhöfe als wertvolle Biotope

Friedhöfe erfüllen in zunehmendem Maße noch eine weitere Aufgabe: Sie sind wichtige Rückzugsgebiete für gefährdete Pflanzen und Tiere. Somit ist es im übertragenen Sinn eine Bereicherung, wenn gerade der Friedhof Lebensräume ermöglichen kann und unsere Liebe zur Schöpfung sichtbar macht. Dazu ist es notwendig, den Friedhof naturnah zu gestalten, zu pflegen und natürliche Veränderungen zuzulassen. Regelungen durch eine örtliche Friedhofssatzung sollten eingehalten werden. Dazu gibt es mancherorts ortsübliche Gewohnheiten, die das Gesamtbild eines Friedhofs prägen. Bei einer Änderung der Friedhofssatzung sollte ökologische Gesichtspunkte unbedingt berücksichtigt werden. Die folgenden Tipps wollen zu solch einem umwelt- und naturbewussten Verhalten bei Grabgestaltung und Friedhofspflege einladen. Sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, für weitere Anregungen an umweltbeauftragter@bistum-mainz.de sind wir Ihnen dankbar.

Friedhofs- und Grabgestaltung

Grabpflege
  • Auf vielen Gräbern werden kleine, exotische Nadelhölzer angepflanzt, die jedoch wenig Leben ermöglichen. Heimische Sträucher bieten Insekten und Vögeln weitaus besser Nahrung und Unterschlupf: (z.B. Weißdorn, Wacholder, Eibe usw.)
  • Bei der Pflanzung von Bäumen oder Sträuchern ist Laubgehölzen der Vorrang zu geben. Diese bieten Tieren Unterschlupf, Brutplatz und Nahrung (Pollen, Nektar, Blätter, Früchte usw.) und zeigen oft eine schöne Laubfärbung.
  • Das Herbstlaub kann auf den Gräbern liegen bleiben. Es dient als Nahrung für Bodentiere, Versteck und Überwinterungsmöglichkeit und als Schulz für den Boden.
  • Aus vielerlei Gründen ist es ratsam, nur einen Teil der Grabfläche für eine jahreszeitlich wechselnde Bepflanzung vorzusehen (meist werden diese Pflanzen bald weggeworfen), ansonsten ist eine Dauerbepflanzung (Bodendecker, Gehölze/Stauden, Rahmen aus Buchs) vorzusehen.
  • Ursprünglich wurden zur Grabgestaltung Pflanzen mit Symbolcharakter verwendet. Sie sollten wieder mehr in unser Bewusstsein und auf unsere Gräber kommen. Als Symbol der Ewigkeit und Unsterblichkeit gelten immergrüne Pflanzen wie Buchsbaum, Efeu, Eibe, Wacholder oder Kleines Immergrün. •
  • Verwenden Sie bei der Bepflanzung und Pflege des Grabes bitte keinen Torf! Durch den Abbau werden Hochmoore zerstört. Außerdem hat Torf keinen Düngewert und versauert den Boden. Als Ersatz bieten sich Kompost und Holzhäcksel an, die auch höhere Humusmengen liefern.
  • Vermeiden Sie eine Düngung mit mineralischem Dünger. Er vermindert die wichtigen Bodenlebewesen und fördert das Wachstum von Sträuchern unnötig heftig, so dass sie zu groß werden.
  • Verzichten Sie auf Pflanzenschutzmittel im Grabbereich und auf den Wegen. Abgesehen von möglichen Auswaschungen ins Grundwasser oder Anreicherungen im Boden tragen sie zur Zerstörung von Nahrungsketten und von kleinen Tieren, die für die Bodenzersetzung wichtig sind, bei.
  • Viele Grabsteine haben einen weiten Transportweg (mit hohem Energieverbrauch) hinter sich. Es gibt eine große Auswahl heimischer Gesteine.
  • Grababdeckende Steinplatten sowie ein Belegen des Grabes mit Kies und Splitt verwandeln den Friedhof in eine eher kalte und starre Totenstätte. Sie sind zwar sehr „pflegeleicht“, bieten aber keinen Lebensraum für Kleintiere. Daher sollten sie möglichst vermieden werden.
  • Steinfassungen bei Gräbern sind vielerorts üblich, bilden aber eine unbelebte Barriere für kleine Lebewesen. Eine natürliche Begrenzung, z. B. eine Buchsbaumhecke oder einige kleine Steine, die am Rand für einen besseren Halt sorgen, bieten einen wertvollen Lebensraum. Auch so kann ein Grab schön und ökologisch gestaltet werden.

Abfalltrennung

  • Verwenden Sie keine Grablichter mit Kunststoffbehälter (es gibt nachfüllbare Glasbehälter), und achten Sie darauf, dass möglichst wenig Abfälle anfallen.
  • Verrottbare Abfälle im Friedhofsbereich in den dafür vorgesehenen Behältern sammeln. Dazu gehören vor allem Erde, Schnittblumen, Blumenstöcke ohne Töpfe, Zweige, Laub und Zeitungspapier.
  • Grablichter in Kunststoffbehältern und andere Abfälle, die keiner Verwendung zugeführt werden können, in die entsprechend gekennzeichnete Abfalltonne geben.
  • Glas in den entsprechend gekennzeichneten Behältern entsorgen.
  • Gestecke und Kränze aus verrottbaren Materialien verwenden. Kränze auf Stroh-, Holzoder Kartonreifen binden (möglichst mit Naturgarn). Bindedraht soll nicht lackiert oder beschichtet sein. Schleifen aus Papier, Seide oder ähnlichen verrottbaren Materialien benutzen.
  • Bei Verwendung gemischter Materialien (z.B. Gestecken) diese zerlegen und getrennt entsorgen.
  • Manche Gärtnereien bieten bereits die Möglichkeit, statt einer Kranzspende, einen Gutschein über frischen Grabschmuck zu erwerben

 

Sonstige Naturschutzmaßnahmen auf dem Friedhof

  • Kirchliche Gemäuer können ein sehr guter Lebensraum sein. Alte Dachstühle und Türme kirchlicher Gebäude bieten Unterschlupf für Vögel und Fledermäuse. Die entsprechenden Einflugöffnungen sollten deshalb belassen bzw. neu geschaffen werden. Als Schutz gegen Tauben hat sich bewährt, die Einflugöffnung nicht höher als 5 cm zu machen.
  • Moose, Farne und Flechten möglichst nicht ständig entfernen. Sie gehören zur natürlichen Vegetation eines Friedhofes.
  • Die Bepflanzung mit standortgerechten Laubbäumen schafft Lebensraum für Tiere. Für Vögel können Nisthilfen an Laubbäumen angebracht werden.
  • Alte Bäume sind ein besonderer Schatz eines Friedhofs. Ihr Wachsen, Reifen und Vergehen ist ein besonderes Symbol für das Leben.
  • Ungenutzte Flächen entstehen durch Reserveflächen oder aufgelassene Gräber. Gerade sie sind bei zurückhaltender Pflege wichtige ökologische Nischen.
  • Es wäre schön, wenn die Schöpfungsvielfalt in Friedhöfen erhalten bleibt. Friedhöfe sind ja nicht Schauräume einer Gärtnerei oder Wohnzimmer, die ständig geputzt werden müssen, sondern ein „Garten des Lebens", der Leben und Tod miteinander verbindet. 

Die Anregungen und Tipps basieren - mit geringfügigen Abänderungen und Anpassungen - auf dem Faltblatt "Nr. 13: "Die Schöpfung bewahren / Naturschutz auf dem Friedhof / Praktische Tipps für die ökologische Friedhofspflege und Grabgestaltung". Herausgegeben von der Diözese Rottenburg-Stuttgart: https://www.drs.de/klima-und-schoepfung.html

Es ist ein urchristliches Anliegen, die Schöpfung Gottes zu bewahren und zu erhalten. Der Umweltbeirat des Bistums Mainz hat zwischenzeitlich sechs Tippgeber u.a. zur Biodiversität herausgegegen. Sie sollen Ihnen helfen und Sie dazu anregen die Frage des eigenen Lebensstils neu zu durchdenken. Lassen Sie sich anregen von dem Inhalt. Setzen Sie diese Anregungen in Ihrer Pfarrgemeinde aber auch in Ihrem privaten Umfeld um.