Wie die Überlieferung berichtet, wurden der Priester Marcellinus und der Exorzist Petrus in der diokletianischen Verfolgung um 304 nach Christus in den Kerker geworfen, was den Glaubenseifer dieser Christen nicht zu dämpfen vermochte. Selbst dort setzten sich die tapferen Männer für ihr Bekenntnis zu Christus ein, bekehrten viele Mitgefangene zum christlichen Glauben und tauften sie heimlich. Nachdem man diese Missionstätigkeit erkannt hatte, wurden Marcellinus und Petrus noch größeren Leiden und Misshandlungen ausgesetzt und schließlich im schwarzen Wald bei Rom hingerichtet. Durch ein Traumgesicht veranlasst, bargen die frommen Frauen Lucillia und Firmina die Leichname der Ermordeten und bestatteten sie am 2. Juni in der Nähe der Grabstätte des heiligen Tiburtius.
1.) O engelreines Paar, ihr heil’gen Schutzpatrone!
Wie glänzt ihr in dem Chor vor Gottes ew’gem Throne!
Dort singt ihr jenes Lied, das die nur können singen,
die aus der argen Welt ganz ohne Makel gingen.
2.) O sel'ges Zeugen-Paar, geliebte Schutzpartrone!
Wie Sonnenlicht so strahlt die ew'ge Himmelskrone,
die euch der Herr verlieh, vergeltend eure Leiden,
wie er's versprach; das Kreuz führt euch zum Sitz der Freuden.
3.) O hehres Zeugen-Paar, glorreiche Schutzpatrone!
Unsäglich ist das Glück, das Gott euch gab zum Lohne.
Aus eurem Marterblut für euch jetzt Palmen grünen,
die Himmelsherrlichkeit und Menschenlob verdienen.
4.) O wundertät'ges Paar, ihr starken Schutzpatrone!
Ihr fleht ohn' Unterlass für uns bei Gottes Sohne.
Ja, selig ist die Stadt, die euch so lang besitzet;
mit Recht sich selig preist, das Volk, das treu ihr schützet.
5.) Es blüht der Exorzist in Gottes Gnadengarten,
der ewig herrlich prangt durch Blumen aller Arten!
Dort auch die Lilie blüht, des Petrus reine Seele,
die er in Wachsamkeit bewahrt vor Sünd und Fehde.
6.) O Heilger Exorzist, sieh auf des Volkes Flehen,
das betend hier vereint, aus jenen lichten Höhen,
wo du im Frieden wohnst! Wir müssen hier noch streiten
mit Feinden uns'res Heils, die uns Gefahr bereiten.
7.) O Heilger Marcellin, du Vorbild reiner Seelen!
Dich will zum Schutzpatron ich heute mir erwählen.
Wie ist dein Glaube stark, wie rein dein ganzes Wesen,
vor vielen Seelen bist du wahrlich auserlesen.
8.) So mächtig war das Wort, das euer Mund gelehret,
dass ihr der Heiden viel zum wahren Gott bekehrtet;
der Irrtum ward besiegt, die Wahrheit triumphierte
und Christi Lehr zum Heil die Mensdchen sicher führte!
9.) O sel'ge Märtyrer, ihr seid voll Gnad und Segen!
Die Seelen führet ihr von dieses Lebens Wegen
dahin, wo ew'ge Frucht aus Marterblut ersprießet
und wo nach kurzem Leid man ew'ge Freud genießet.
14.) Das hat nun Sel(i)genstadt seit mehr als tausend Jahren,
durch manche Hilf‘ und Gnad‘, zu seinem Trost erfahren;
Es dankt`s dem ersten Abt, dem Eginhard mit Namen,
durch den die Märtyrer nach Ober-Mühlheim kamen.
15.) So hieß vor langer Zeit der Ort, den wir bewohnen,
bis man uns hat geweiht den heil`igen Schutzpatronen;
doch fortan Sel(i)genstadt ihn unsere Väter nannten,
weil hier die Seligen die letzte Ruhstatt fanden.