Alle Wege führen nach Rom
Auf den Spuren der heiligen Marcellinus und Petrus
Der verstorbene Papst Franziskus hatte das Jahr 2025 zum „Heiligen Jahr“ ausgerufen und unter das Motto „Pilger der Hoffnung“ gestellt. Ein willkommener Anlass für unsere Pfarrei und die Pfarrei Sankt Kilian Mainflingen, unter der Leitung von Pfarrer Stefan Selzer, eine 9-tägige Pilgerreise nach Rom zu organisieren. Frohgemut machten sich 38 Pilgerinnen und Pilger aus Seligenstadt und Umgebung am 27. September auf den Weg und erreichten Rom - nach einer Zwischenübernachtung bei Piacenza - am Sonntagnachmittag. Ein erster Höhepunkt war der Besuch der Basilika Sankt Paul vor den Mauern und das achtsame Durchschreiten der Heiligen Pforte. Die prachtvolle Kirche wurde über dem vermuteten Grab des Hl. Paulus errichtet, der im Jahr 67 n. Chr. In Rom enthauptet wurde.
In einem Heiligen Jahr sind in den vier päpstlichen Basiliken die Heiligen Pforten geöffnet: im Petersdom, der Lateranbasilika, Santa Maria Maggiore und St. Paul vor den Mauern. Deren Durchschreiten symbolisiert für die Pilger den Beginn einer spirituellen Reise der inneren Erneuerung und der Vergebung. So betrat die Gruppe am folgenden Tag den Petersdom, nachdem sie zuvor mit ihrer Stadtführerin die Engelsburg und den deutschen Friedhof (Campo Santo Teutonico), eine Gründung Karls des Großen, besucht hatte. Das typisch italienische Abendessen wurde in Trastevere eingenommen, einem angesagten Szeneviertel, wo früher eher einfache Leute wohnten. Der Tag klang mit dem Abendgebet mit der Gemeinschaft Sant Egidio aus, einer internationalen Laienbewegung, die sich insbesondere auch für den Weltfrieden einsetzt.
Nachdem am Dienstag berühmte Ziele wie die Piazza Navona, das Pantheon und die Kirche Sant‘ Ignazio aufgesucht wurden, entwickelte sich der folgende Tag zum Höhepunkt für die meisten der Pilger. Schon früh machte man sich auf, um sich bei der Generalaudienz mit dem neuen Papst Leo XIV auf dem Petersplatz vor der riesigen Kirche einen guten Platz zu sichern - und es gelang. Als der sportlich wirkende Papst um 10 Uhr nur wenige Meter von der Gruppe entfernt im Papamobil auf den Platz kam, brandete Jubel unter den Zehntausenden auf, die gekommen waren. Nach seiner Ansprache und dem päpstlichen Segen fuhr er lächelnd, winkend und segnend mit dem Papamobil über den Platz. Auf Großbildschirmen wurde dies hautnah miterlebt. Ein weiterer Höhepunkt der Pilgerreise kündigte sich für den Nachmittag an.
Im Jahr 304 n. Chr. wurden bei einer Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Diocletian der Priester Marcellinus und der Exorzist Petrus wegen ihres Glaubens getötet. Sie wurden in einer Katakombe bestattet, die bald nach ihnen benannt wurde, und eine Basilika wurde von Kaiser Konstantin zu ihren Ehren errichtet. Durch die Vermittlung Einhards, wichtiger Berater von Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen, kamen ihre Reliquien 828 nach Seligenstadt, wo sie seither ruhen. In Rom sind zwei Kirchen den Heiligen geweiht, und ihre priesterlichen Leiter, Monsignore Salvatore Cernuto und Pater Ciro Sicignano, weilten zur diesjährigen Wallfahrt in der Einhardstadt. Auch in Seligenstadts italienischer Partnergemeinde Piedimonte Matese werden Reliquien der Heiligen verehrt. Und nun fügte es sich, dass sich erstmals Gläubige dieser 4 Pfarreien mit ihren Priestern bei der Katakombe zu Prozession, feierlicher Messe und gemeinsamem Abendessen trafen. Es wurde ein Fest der Freude und des Glaubens.
Am nächsten Tag machten sich die Sportlichen in der Gruppe auf den Weg zu den 7 Pilgerkirchen, um das alte Ritual nachzuvollziehen, und standen abends am Ziel gebannt vor dem hell angestrahlten Petersdom. Am Freitag, dem letzten Pilgertag in Rom, wurde die größte Marienkirche, Santa Maria Maggiore, besucht und eine Messe gefeiert. Diese Basilika war die Lieblingskirche des am Ostermontag verstorbenen Papstes Franziskus, der dort auch bestattet ist. Glücklich und zufrieden machten sich die „Pilger der Hoffnung“, ausgestattet mit einer offiziellen Pilgerurkunde, am Samstag auf den Heimweg und erreichten nach einer Übernachtung in Brixen wohlbehalten Seligenstadt als Ziel dieser spirituellen Reise.
Doch was wäre eine Pilgerreise ohne geistlichen Impuls? Den gab uns vor allem Pfarrer Stefan Selzer mit der täglichen Messfeier, den Gebetszeiten aus dem Stundenbuch, das die meisten als App auf ihr Handy geladen hatten, mit dem Gebet des Rosenkranzes und dem Singen religiöser Lieder. Durchgeführt wurde die Fahrt von Tobit-Reisen, und last but not least ein Kompliment an Monika Bußer für die souveräne Reiseleitung.