„Heiliger Sankt …“ ist einer jener schönen gleichsinnigen Begriffe, die Mainzer mit Vorliebe bilden und natürlich auch vor dem Heiligen Blasius nicht Halt macht; zumal Mainz einiges hat, was an den Nothelfer erinnert.
Blasius stammt aus Sebaste in Armenien, heute heißt die Stadt Siwas und gehört zur Türkei. Als Sohn wohlhabender Eltern erhielt er eine gute Ausbildung, wurde Arzt, und wegen seiner Frömmigkeit zum Bischof von Sebaste gewählt. Als es zu Christenverfolgungen kam, zog sich Blasius in eine Höhle im Gebirge zurück. Er blieb in seinem Versteck nicht unbemerkt, kam vor den Richter und wurde ins Gefängnis geworfen. Eine Frau suchte ihn dort mit ihrem kranken Sohn auf, dem eine Fischgräte im Hals steckengeblieben war und zu ersticken drohte. Bischof Blasius betete für den Jungen und das Kind wurde gerettet. Ein anderes Mal brachte eine Frau zwei Kerzen in den dunklen Kerker des Gefangenen. Er segnete sie und gab sie der Frau als Andenken zurück. Blasius starb als Märtyrer um das Jahr 316, sein Gedenktag ist der 3. Februar.
Die Legende von dem geheilten Knaben ließ Blasius bereits im 6. Jahrhundert im Orient zum Patron gegen Halsleiden werden, im Abendland ist er in dieser Funktion seit dem 9. Jahrhundert bekannt. Im 13. Jahrhundert gehörte der hl. Blasius in Deutschland zu den am meisten verehrten und angerufenen Heiligen; er zählt zu den „Vierzehn Nothelfern“.
Blasius in Mainz
Die älteste Mainzer Pfarrkirche, St. Quintin, hat den heiligen Blasius als zweiten Kirchenpatron. Er findet sich als große Standfigur im barocken Hochaltar. Burkhard Zamels schuf sie mit dem für den Heiligen typischen Attributen: in Bischofstracht und mit zwei Kerzen in der Hand. Bis 1942 konnte man den Heiligen zusammen mit St. Quintin und der Gottesmutter Maria auch auf dem barocken Portal zum ehemaligen Friedhof sehen; das Relief an der Hausfassade Schusterstrasse 42 erinnert daran.
Die Quintinskirche besaß sogar eine Reliquie des Heiligen, wie eine Kirchenordnung aus dem Jahr 1585 belegt. Am „St. Blasientag“ (3. Februar) wurde diese in „dem silbern Kopf“ feierlich ausgestellt und damit das „Blasiuswasser“ geweiht, das an die Gläubigen ausgeteilt und auch Tiere (Pferde) gesegnet wurden. Diese Reliquie hat sich in St. Quintin nicht erhalten, aber an einem anderen Ort!
Vom Kirschgarten ins Priesterseminar
1321, vor 700 Jahren, wird die „Blasiuskapelle“ in einer Urkunde des Mainzer Stadtarchivs zum ersten Mal genannt. Sie befand sich in der Augustinerstrasse, Ecke Kirschgarten, und diente wenigstens im 18. Jh. der Bruderschaft des hl. Bischofs und Märtyrers Blasius zu regelmäßigem Gottesdienst. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Kapelle zur Erweiterung der Straßenmündung des Kirschgartens niedergelegt, wie noch heute auf der Inschrift des Brunnens zu lesen ist: „Die St. Blasiuskapelle schloß einst den Kirschgarten zu der Augustinerstraße hin ab. Um den Platz zu vergrößern, wurde die Kapelle 1803 niedergelegt.“
Nach Franz Falk, „Heiliges Mainz“ (1877) wurden seitdem „Reliquien des heiligen Blasius in der Sacristei im Mainzer Priesterseminar verwahrt“. Tatschlich lässt sich ein Ostensorium (Zeigegefäß) mit Reliquien dort finden. Es zeigt in einem Schauglas die „Ossa Sancti Blasii“ – „die Knochen des hl. Blasius“. Auf der Rückseite ist der Stifter Johannes Folmann, Dekan der Mainzer Liebfrauenkirche erwähnt, der das Reliquiar 1710 der Blasius-Bruderschaft schenkte.
Ein rückseitiger Griff zeigt, dass mit der Reliquie des Heiligen auch der Segen erteilt wurde.
Der Blasiussegen
Die Sitte, sich am Blasiustag „den Hals segnen zu lassen“, hat sich vom 16. Jahrhundert bis heute gehalten. Der Segen entstand letztlich aus den Erzählungen von der Menschenfreundlichkeit und der Hilfsbereitschaft des Bischofs. Im Vertrauen auf die Heilkraft des Glaubens bitten Menschen auch heute Gott auf die Fürsprache des hl. Blasius, er möge sie an Leib und Seele stärken, heilen und aufrichten. Und so lautet eine der drei Segensformeln: „Auf die Fürsprache des heiligen Blasius bewahre dich vor Halskrankheit und jeglicher Not der allmächtige Gott, der Vater und der Sohn + und der Heilige Geist. Amen.“ Der Segen geschieht in einer sinnlich wahrnehmbaren Handlung: über zwei in Form eines Andreaskreuzes gehaltene Kerzen, oder auch mit einem Y aus zwei miteinander verdrehten Kerzen. Dass der Blasiussegen auch heute noch beliebt ist, hat diesen besonderen Grund: die beeindruckende äußere Form mit den zwei brennenden Kerzen und das persönliche Segensgebet. Die Symbolik von Licht und Kreuz weisen hin auf Christus als Quelle allen Segens.
Der Blasiussegen wird oft schon am Ende des Abendgottesdienstes des 2. Februar („Mariä Lichtmess“) gespendet - und natürlich am Tag (3.2.) selbst:
in der Kirche St. Quintin von 12.00 bis 13.00 Uhr.