Die Kinderbibeltage in Heppenheim: Wie biblische Geschichten Kinderherzen erreichen

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Holzkreuze und Bastelmaterialien
Datum:
Mi. 7. Mai 2025
Von:
Alexander Stein & Susanne Schilling

Drei Tage voller Leben auf dem Kirchplatz, lachende Kinderstimmen vor der Kirche, Zombieball neben dem Bibeltheater – wer in der Karwoche durch Heppenheim spaziert, begegnet einem außergewöhnlichen Projekt: den ökumenischen Kinderbibeltagen. Dr. Susanne Schilling, katholische Ansprechpartnerin des Vorbereitungsteams, berichtet im Rahmen der Reihe „Die frohe Botschaft – Gutes tun. Gutes teilen.“ von einer Initiative, die weit über die Osterferien hinaus wirkt. Die promovierte Lebensmitteltechnologin und Mutter von drei Kindern ist ehrenamtlich seit vielen Jahren in der Kirche aktiv – heute als Pfarrsekretärin und Theologie-Studentin. Was sie an den Kinderbibeltagen so begeistert? Dass dort Glaube, Gemeinschaft und generationsübergreifendes Engagement lebendig werden – spürbar, kreativ, mitten im Alltag.

Frau Schilling, was ist die Idee hinter den ökumenischen Kinderbibeltagen, was macht sie besonders?

Die Kinderbibeltage in Heppenheim haben eine lange Geschichte: 1986 ins Leben gerufen, wurden sie schon zwei Jahre später ökumenisch getragen – als Gemeinschaftsprojekt der katholischen und evangelischen Gemeinden. Seither finden sie (fast) jedes Jahr in der Karwoche statt. Rund 60 Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren erleben dabei biblische Geschichten durch Theater, Bastelaktionen, Spiele und kreative Gemeinschaft. Ein evangelisch-katholisches Leitungsteam und viele jugendliche Teamer:innen gestalten das Programm mit viel Herzblut.

Die biblischen Themen sind dabei so vielfältig wie aktuell – vom Turmbau zu Babel bis zur Frage nach Glück oder Frieden. Manche Impulse entwickeln wir selbst, andere orientieren sich an bestehenden Vorlagen, die wir für unsere Bedürfnisse anpassen.

Was erleben die Kinder – und was bleibt über die Veranstaltung hinaus?

Die Tage wirken wie „Ferienspiele mit Tiefgang“. Die Kinder tauchen in die Geschichten ein, finden schnell zueinander – und erinnern sich oft noch Jahre später an Theaterfiguren, Szenen oder Kostüme. Besonders schön ist es, wenn ehemalige Teilnehmende später selbst als Teamer:innen dabei sind. Das stärkt die Verbindung – auch zu den Gemeinden. Bei mir zu Hause begegnen sich sogar drei Generationen im Projekt: Mein jüngster Sohn nimmt teil, die beiden älteren sind als Teamer:in aktiv.

Wie gelingt dieses Miteinander über Konfessionen, Generationen und Rollen hinweg?

In Heppenheim gibt es eine gewachsene ökumenische Verbundenheit. Das spiegelt sich nicht nur in den Kinderbibeltagen, sondern auch in Formaten wie dem Pfingstweg oder dem Adventsprojekt „Zusammen im Advent“. Bei den Kinderbibeltagen machen wir keinen Unterschied zwischen Konfessionen oder Glaubensbiografien. Es geht nicht um Mission, sondern darum, Gottes Liebe erfahrbar zu machen – durch gemeinsames Erzählen, Spielen, Beten, Fragen.

Ein schöner Nebeneffekt: Eltern, die selbst einst dabei waren, erzählen heute ihren Kindern davon. Und das schafft Nähe – auch über die Tage hinaus.

Gab es einen Moment in diesem Jahr, der Sie besonders berührt hat?

Mich hat sehr bewegt, meine eigene Tochter als Teamerin zu erleben – wie sie beim Theaterspielen aus sich herausgeht, das Projekt mitträgt und weitergibt, was sie selbst als Kind erfahren hat. Das ist ein starker Moment als Mutter – und als Teil dieses Teams.

Was bedeutet für Sie persönlich „Frohe Botschaft“?

Evangelium heißt: Frohe Botschaft. Als Katechetin begegnet mir das regelmäßig – und für mich ist das mehr als ein Begriff. Die Bibel bietet echte Lebenshilfe, eine Kraftquelle. Diese Botschaft in Gemeinschaft zu leben, weiterzugeben, das ist für mich eine Quelle von echter Freude.

Viele empfinden Kirche als weit weg vom Alltag. Was zeigen die Kinderbibeltage anders?

Die Kinderbibeltage bringen Kirche mitten ins Leben. Wenn Kinder auf dem Kirchplatz spielen, singen, beten, dann spüren alle: Kirche ist kein Gebäude, sondern Gemeinschaft. Die Kinder erleben einen offenen Ort – und diese Erfahrung bleibt. Man kennt sich danach, grüßt sich, begegnet sich als Teil von „Kirche“ – auf Augenhöhe, mitten im Ort.

Was gibt Ihnen persönlich Kraft und Motivation?

Es ist diese besondere Mischung: die Freude der Kinder, das Miteinander, die Energie der Jugendlichen – und die Möglichkeit, eigenen Glauben weiterzugeben. Es sind auch die Fragen, die aufkommen und mich selbst herausfordern. Und es ist das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird, dass ich dieses Projekt mitgestalten darf.

Wie reagieren Kinder und Eltern?

Anfangs sind viele noch etwas zurückhaltend – doch das legt sich schnell. Die Kinder fühlen sich zu Hause, sind neugierig, machen mit. Beim Abschlussgottesdienst sind die Eltern dabei, viele freuen sich schon im Vorfeld darauf. Und für manche Kinder ist gleich klar: Nächstes Jahr bin ich wieder dabei!

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ich wünsche mir, dass die Kinderbibeltage weiterleben. Dass sich immer wieder Menschen finden, die sie mittragen – räumlich, personell, ideell. Ich habe selbst als Kind gute Erfahrungen mit kirchlicher Jugendarbeit gemacht, das bleibt. Wenn wir es schaffen, diese Erfahrungen weiterzugeben – von Nächstenliebe, Toleranz, Gottvertrauen – dann kann das Spuren hinterlassen. Vielleicht erinnern sich manche später einmal daran, wie ein biblischer Konflikt friedlich gelöst wurde. Das wäre ein schönes Vermächtnis.