Schon von Weitem sind dunkelgrüne Tannenzweige zu erkennen, die sich in einem hohen Bogen über den kleinen, rechteckigen Steinbrunnen beugen. Das darunterliegende Gestell ist nicht mehr zu sehen, die Tannennadeln umschließen das Metall komplett. An drei Strängen sind auf dem dichten Grün handbemalte Ostereier angebracht. Beim genaueren Hinschauen erkennt man rote Blumen, gelbe Punkte oder auch kleine Osterhasen, die in detailreicher und monatelanger Feinarbeit auf die Eier gemalt wurden.
Viele Osterbräuche sind allgemein bekannt. Die Osterkrone gehört nicht unbedingt dazu. In einem Mainzer Vorort wird aber an der Tradition festgehalten. Und das ist auch gut so, findet die Vorsitzende der Bretzenheimer Landfrauen Inge Stenner. Die Landfrauen haben die Osterkrone in diesem Jahr zum 19. Mal aufgebaut.
Die Tradition kommt ursprünglich aus der Fränkischen Schweiz, erklärt Inge Stenner. In Deutschland hat sich der Osterbrunnen seit der 1980’er Jahre mancherorts durchgesetzt. Der farbenfrohe Schmuck zur Osterzeit ist dekorativ und daher auch ein beliebtes Fotomotiv. Doch die meisten die daran vorbeigehen, kennen die Bedeutung der Osterkrone nicht.
Der geschmückte Brunnen soll ein Zeichen der Dankbarkeit sein für die wasserspendende und lebenswichtige Funktion solcher Ortsbrunnen. Auch wenn wir auf die Brunnen nicht mehr angewiesen sind, steht die Osterkrone noch immer für drei spirituelle Aspekte.
Das Grün der Zweige ist ein Symbol für das Leben. Das Wasser steht für die Taufe und die damit verbundene Hoffnung auf die Auferstehung. Und die Ostereier sind ein Sinnbild für Fruchtbarkeit und neues Leben. 800 Eier haben die Bretzenheimer Landfrauen für die Osterkrone bemalt, sagt Inge Stenner ein bisschen stolz. Monatelang haben die Frauen die Ostereier in liebevoller Detailarbeit verziert. Und noch etwas verrät Frau Stenner jetzt schon: Für die Jubiläumsfeier im kommenden Jahr soll die Osterkrone in neuem Glanz erstrahlen. Dann werden alle 800 Ostereier neu bemalt.