Brygida Czekanowska

aus Danzig/Polen

Czekanowska Brygida
Datum:
Fr. 17. Mai 2019
Von:
Christoph Kulessa/Alois Bauer

Brygida Czekanowska wurde am 29. August 1928 in Danzig geboren. Dort ging sie in die deutsche Grundschule und begann das Gymnasium. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen 1939 musste die Familie ins Generalgouvernement nach Warschau umziehen. Dort wurde Brygida Czekanowska während des Warschauer Aufstandes verhaftet und zusammen mit ihrer Mutter in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert.

Brygida Czekanowska mit Ursula Koperska, Kloster Jakobsberg 2013

Frau Czekanowska erzählt:

"Am 1.8.1944 begann der Warschauer Aufstand. Ich war Pfadfinderin. Als der Aufstand begann, wurden alle Einwohner aus den Häusern heraus getrieben - Frauen, Mädchen und Männer wurden getrennt, in ein Übergangslager getrieben, es waren nur Hallen. Ich hatte Glück und blieb mit meiner Mutter zusammen. Zwei Tage fuhren wir im Viehwaggon - wohin? Was ist mit uns und was wird werden? Erst kamen wir nach Buchenwald, dort war kein Platz. Dann nach Bergen-Belsen, auch dort kein Platz für uns. Die Nazis wussten nicht, was sie mit uns machen sollten. In Bergen-Belsen lebten wir unter einem großen Zelt, hatten nichts zu essen, nur das, was wir noch von zuhause mit hatten. Es gab nur einen Wasserhahn.

Dies dauerte zwei Wochen lang. Nach dieser Zeit wurden wir wieder in Viehwagen getrieben und landeten in Ravensbrück. Dort war ich nur sehr kurz: drei Wochen in Quarantäne – eine ärztliche Prüfung, ich musste mich nackt ausziehen, SS-Ärzte im weißen Kittel sahen uns in den Mund: das war die ganze Prüfung. Mein Glück war: ich konnte Deutsch, denn als kleines Kind lebte ich in Danzig und Sopot. Ich kam in den Rüstungsbetrieb Kleinlinden in Klein-Machnow bei Berlin. Es waren große Hallen, eine davon mit elektrischem Stacheldraht umzäunt. Unter einer Halle war ein Raum: unsere „Stube“. Wir mussten zwölf Stunden arbeiten und hatten zwölf Stunden ‚frei’, lebten in der „Stube“. Anfang April wurden wir evakuiert in das KZ Sachsenhausen, dann auf den Todesmarsch geschickt. Am 9.5.45 wurde ich im Müritz-Gebiet von der amerikanischen Armee befreit.“

Frau Czekanowska studierte nach dem Krieg Medizin und arbeitete als Ärztin.

Brygida Czekanowska kam von 2001 bis 2015 als Zeitzeugin ins Bistum Mainz. Sie ist am 17. Januar 2021 in ihrer Heimatstadt Gdansk (Danzig) im Alter von 92 Jahren verstorben.