Dr. Ignacy Arthur Krasnokucki

aus Tychy/Polen

Krasnokucki Arthur
Krasnokucki Arthur
Datum:
Di. 21. Mai 2019
Von:
Christoph Kulessa/Alois Bauer

Arthur Krasnokucki wurde am 8. April 1925 als jüngster von drei Brüdern in Lodz geboren. Vom Ghetto wurde er in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert, wo er täglich zwölf Stunden Zwangsarbeit leisten musste.

 

Arthur Krasnokucki feiert seinen 89. Geburtstag beim Zeitzeugenbesuch auf dem Jakobsberg/Ockenheim, 2014
Arthur Krasnokucki feiert seinen 89. Geburtstag beim Zeitzeugenbesuch auf dem Jakobsberg/Ockenheim, 2014

Wenige Tage nach der Eroberung Polens durch die deutsche Wehrmacht wurde die Familie ins Ghetto Lodz umgesiedelt, wo auf einem Zehntel der Stadtfläche rund ein Drittel ihrer Bevölkerung zu wohnen hatte.

Seine beiden Brüder flohen nach Russland, der Vater wurde am 31. Januar 1940 verhaftet und kehrte nie wieder zurück. Im Ghetto kümmerte er sich um seine kranke Mutter, rettete sie, indem er sie vor den Nazischergen in einem Strohsack versteckte. Schließlich starb sie jedoch auf Grund der fürchterlichen Lebensbedingungen in seinen Armen.

Nach einer Razzia im März 1944 wurde er in ein Arbeitslager nach Czestochowa gebracht. Er überlebte dort und in Buchenwald, weil er als Hilfselektriker „von Wert" für die Nazis war. Er berichtete von täglich zwölf Stunden Arbeit und langen Fußmärschen vom Lager zu den Produktionsstätten. Nach der Auflösung des Lagers 1945 gelang ihm auf einem Todesmarsch die Flucht. Während einer Wasserrast, wo die Bewegungsfreiheit anders als während des Marschierens 10-15m betrug, entdeckte er zusammen mit einem Freund ein Abwasserrohr, in dem sich beide versteckten und so entkamen.

Nach dem Krieg arbeitete er in der Buntmetallindustrie und in Projektbüros und schloss gleichzeitig das Studium ab. Er war Doktor der Chemie, hatte zwei Kinder, sechs Enkel und eine Urenkelin.

In den 90er Jahren wurde Ignacy Arthur Krasnokucki von der "Survivors of the Shoah Visual History Foundation" interviewt. Diese vom amerikanischen Regisseur Steven Spielberg nach der Verfilmung von "Schindlers Liste" gegründete Organisation sammelte weltweit Berichte von Überlebenden, um sie als Arbeits- und Lehrmaterialien zugänglich zu machen.

Ignacy Arthur Krasnokucki kam von 2004 bis 2014 als Zeitzeuge ins Bistum Mainz. Er verstarb am 9. Mai 2016.