"Fragt uns, wir sind die letzten..."

Feierstunde anlässlich des 22jährigen Jubiläums der Zeitzeugenbesuche im Bistum Mainz

Jubiläumsfeier Zeitzeugenbesuche (c) Rüdiger Grölz
Datum:
Mi. 17. Mai 2023
Von:
Stephanie Roth

Seit 22 Jahren gibt es die Zeitzeugenbesuche im Bistum Mainz. Außerdem wird das Maximilian-Kolbe-Werk in diesem Jahr 50 Jahre alt. Dies nahm die Geschäftsstelle Weltkirche, Gerechtigkeit und Frieden zum Anlass, am 27. April zu einer Feierstunde einzuladen. Eingebettet war die Feier dieses Jubiläums in Zeitzeugenbegegnungen mit Schüler*innen an den Vormittagen vom 24. bis 28. April in der Bildungsstätte Kloster Jakobsberg bei Ockenheim.

Seit 2001 kommen KZ- und Ghettoüberlebende ins Bistum

Die Zeitzeugenbesuche im Bistum Mainz waren 2001 ins Leben gerufen worden, nachdem im pax christi-Diözesanvorstand, aber auch in der Arbeitsgruppe Gedenktag 27. Januar, darüber diskutiert worden war, Überlebende zu Besuchen in Schulen und Gemeinden einzuladen und so – gerade nach dem Ende der Ost-West-Konfrontation – Dialog und Verständigung zu unterstützen. Alois Bauer, Leiter des Referats „Gerechtigkeit und Frieden“ erhielt im Jahr 2000 seitens des Bistums den Auftrag, in Kooperation mit dem Maximilian-Kolbe-Werk solche Zeitzeugenbesuche zu organisieren. In der sich daraufhin gründenden Arbeitsgruppe waren neben Kornelia Lüttmann, damals Referentin beim Maximilian-Kolbe-Werk, Mitglieder von pax christi, Vertreter*innen des Bistums sowie Lehrerinnen und Lehrer vertreten. Im September 2001 kamen schließlich die ersten 9 Überlebenden, begleitet von Kindern und Enkelkindern, zu einem zweiwöchigen Besuch ins Bistum. Sie absolvierten Schulbesuche an Schulen in Rheinhessen und im Odenwald.

Peter-Otto Ullrich, einer der Mitbegründer der Zeitzeugenbesuche, schrieb 2001 anlässlich dieses ersten Besuchs:

„Ausdauernder und strenger als die Erinnerung der Täter und ihrer Nachkommen ist die Erinnerung der Opfer. Gut, dass diese Erinnerung nicht dafür zu haben ist, wegzuschauen und schnelle Schlussstriche zuzulassen. Versöhnung, Zukunft und ein Friede, der nicht darauf beruht, dass erneut andere - Fremde, nicht „zu uns“ Gehörende – zu Opfern gemacht werden, kann einzig von den Opfern her entstehen. Dafür braucht es Erinnerung. Nur aus ihr kann Verantwortung wachsen für das eigene Tun und Wegschauen.“

Andacht und Festakt

Jubiläumsfeier Zeitzeugenbesuche (c) Stephanie Roth

Die Jubiläumsveranstaltung begann um 15:30 Uhr mit einer Andacht mit Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz. Er wies in seinem Grußwort zum Auftakt der Feierstunde auf die Bedeutung der Zeugenschaft im geschichtlichen Erinnern hin. Nach einem kurzen Abriss der Geschichte des Maximilian-Kolbe-Werks folgte ein Rückblick auf gut zwei Jahrzehnte Zeitzeugenbesuche, der anhand vieler Fotos von Alois Bauer, Stephanie Roth und Katja Steiner moderiert wurde.

Um 19:00 ging es zum Abendessen und zum anschließenden Gesprächsaustausch mit Gästen aus beteiligten Schulen, ehemals mitarbeitenden Zivildienstleistenden, ehrenamtlichen Teamer*innen und Übersetzer*innen, Kooperationspartner*innen und natürlich den angereisten Zeitzeug*innen. Der Abend klang aus mit der Geschichte über ein KZ-Häftlingskleid, das Margret Müller von der Ravensbrück-Überlebenden Zofia Klinke geschenkt bekommen hatte. Magret Müller und ihr Mann Werner Müller waren Anfang der 2000er Jahre Pioniere im Team zur Entwicklung der Zeitzeugenbesuche und betreuten in den ersten Jahren die Gäste.

Die Gäste freuten sich über den regen Austausch und das Wiedersehen mit den Zeitzeug*innen: "Es war ein tolles Wiedersehen. Vor allem ist es schön zu sehen, dass die Besuche weiterhin stattfinden und einige Überlebende noch zu uns kommen können."

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