Jerzy Jeżewicz

aus Lublin/Polen

Jezewicz Jerzy
Datum:
Fr. 17. Mai 2019

Jerzy Jeżewicz wurde am 21. November 1940 in Mosina bei Posen geboren. Seine Eltern wurden in Konzentrationslager deportiert und ermordet. Er selbst wurde 1943 als 2-Jähriger zusammen mit seinem Bruder in das sog. Jugendverwahrlager Litzmannstadt, einem Konzentrationslager für Kinder und Jugendlich auf dem Gelände des Ghetto Litzmannstadt, verschleppt. Später wurden die Kinder in das Internierungs- und Arbeitslager Lebrechtsdorf-Potulitz gebracht, wo sie bis zum Januar 1945 inhaftiert waren.

Sein Vater Leonard Jeżewicz, geboren 1914 in Zbrudzewo, war von Beruf Eisenbahner. Er wurde in der Nacht vom 8. auf den 9. September 1943 verhaftet und starb am 2. April 1945 um 23.00 Uhr im Konzentrationslager Ebensee. Die Mutter Klara Jeżewicz, geb. Marchelek, kam am 12. August 1906 in Recklinghausen zur Welt und war von Beruf Schneiderin. Auch sie wurde in der Nacht vom 8. auf den 9. September 1943 verhaftet und ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert, wo sie am 25. März 1944 ums Leben kam.

Zusammen mit den Eltern, dem Bruder und ihm selbst wurden noch folgende Familienmitglieder des Vaters verhaftet:

  • Roman Jeżewicz (Großvater)
  • Stanisława Jeżewicz, geboren 1889, ermordet im Dezember 1943
  • Aniela Jeżewicz, geboren 1917, überlebte das Konzentrationslager Auschwitz
  • Sabina Jeżewicz, geboren 1921, überlebte das Konzentrationslager Auschwitz
  • Helena Jeżewicz, geboren 1925, ermordet im Januar 1944
  • Ludwik Jeżewicz, geboren 1894, ermordet am 5. Oktober 1944

Herr Jeżewicz erzählt:

"Ich wurde am 9. September 1943 zusammen mit meinem Bruder, Edward Jeżewicz, geboren am 24. August 1939, und meiner Tante, Gabriela Jeżewicz, geboren am 24. Februar 1929, verhaftet und in das Kinderlager in Łódź (Jugendverwahrlager Litzmannstadt) eingewiesen. Am 20. Juli 1944 wurden wir (ohne unsere Tante) in das Internierungs- und Arbeitslager Lebrechtsdorf-Potulitz gebracht, wo wir bis zur Befreiung inhaftiert waren.

Im Konzentrationslager Litzmannstadt wurden die minderjährigen Kinder getrennt gehalten. Das Lager wurde für männliche und weibliche Häftlinge unterteilt. Die Mädchen arbeiteten auf einem Bauernhof in Dzierżąnia, und die Jungen wurden bei schweren Arbeiten innerhalb des Lagers eingesetzt.

In Litzmannstadt gab es eine hohe Sterblichkeit durch Hungertod, durch Schwerstarbeit, die die körperliche und psychische Leistungsfähigkeit der Minderjährigen überstieg, durch schlechte medizinische Versorgung, durch die katastrophalen sanitären Bedingungen und durch Angst sowie Misshandlungen der minderjährigen Häftlinge. Das Lager unterschied sich kaum von einem Konzentrationslager für Erwachsene.

Aus dem Arbeitslager Potulitz wurde ich am 21. Januar 1945 befreit.

Die ersten Jahre nach der Befreiung waren am schwierigsten, in denen es notwendig war, die physische und psychische Verfassung und die Gesundheit wieder herzustellen.

Dann absolvierte ich die Ausbildung in der Grundschule und in einer Berufsschule. Ich musste so schnell wie möglich arbeiten, denn die Lebensbedingungen waren sehr schwierig. Während meiner Berufszeit besuchte ich ein technisches Abendgymnasium. 1965 gründete ich eine Familie. Ich habe zwei Kinder, eine Tochter und einen Sohn. Die Tochter ist verheiratet und hat zwei Kinder: Krzysztof und Aleksandra. Auch mein Sohn hat geheiratet und hat einen Sohn namens Jakub. Er lebt mit seiner Familie in England.

Ich interessiere mich für Geschichte, für Sport und für aktuelle Situation in der Welt. Ich organisiere Ausflüge und Pilgerfahrten. Ich bin Mitglied eines Häftlingsvereins in Lublin. Wir nehmen an den Feierlichkeiten, die dem Andenken an den Zweiten Weltkrieg gewidmet sind, teil sowie an Treffen mit Jugendlichen und Erwachsenen. Wir kümmern uns um unsere Mitglieder, die Hilfe benötigen und ihre Wohnung nicht mehr verlassen können. Wir besuchen sie regelmäßig."

Jerzy Jeżewicz, 2015 (aus dem Polnischen von Christoph Kulessa)

Jerzy Jeżewicz kommt 2019 als Zeitzeuge ins Bistum Mainz.