Ruta Wermuth

aus Lubawka/Polen

Ruta Wermuth
Datum:
Di. 21. Mai 2019
Von:
Christoph Kulessa/Alois Bauer

Ruta Wermuth wurde am 01. Januar 1928 in Kolomea geboren. In ihrer Lebensgeschichte verdichten sich zahlreiche Aspekte des Nazi-Terrors: Ghetto, Deportation, Flucht, Zwangsarbeit in Deutschland und schließlich die jahrzehntelange Suche nach ihrem Bruder Salek.

Ruta Wermuth überreicht Weihbischof Guballa ein Exemplar ihres Buches

Als 13-Jährige kam sie Ende 1941 mit ihren Eltern in das Ghetto ihrer Heimatstadt Kolomea in Ostpolen (heute Ukraine). Nach Auflösung des Ghettos wurde sie im September 1942 mit ihren Eltern in den Todeszug nach Belzec getrieben. Im Vernichtungslager Belzec wurden zwischen März und Dezember 1942 600.000 Juden ermordet.

Ruta Wermuth überlebte, weil ihr Vater sie aus dem Zug warf. Es folgte eine Odyssee durch Galizien, bis sie schließlich mit einer falschen Identität als Zwangsarbeiterin ins Deutsche Reich gelangte und überlebte. Die Eltern und ihr Bruder Pawel wurden ermordet.

Ruta Wermuths Geschichte endet aber nicht 1945. Ihre Lebenserinnerungen umfassen ein halbes Jahrhundert. Ghetto, Zwangsarbeit, Stalinismus und vor allem das Weiterleben mit den unauslöschlichen traumatischen Kindheits- und Jugenderfahrungen prägen ihre Erzählung. Sie hat physisch überlebt – das Weiterleben aber war Fluch und Segen zugleich.

1994 klingelte das Telefon – ihr todgeglaubter Bruder Salek war am anderen Ende der Leitung...  Er hatte nach langer Flucht in Großbritannien gelebt.

Ruta Wermuth kam von 2004 bis 2015 als Zeitzeugin ins Bistum Mainz.

Bibliografischer Hinweis:

Buchcover Im Mahlstrom der Zeit

Ruta Wermuth: Im Mahlstrom der Zeiten. Die ungewöhnliche Geschichte eines jüdischen Geschwisterpaares. Herausgegeben von Alois Bauer und Stefan Heitzmann. Verlag Pro-Business, Berlin 2005. 196 Seiten, 14,80 Euro. ISBN 3-938262-75-3.