Zur Bedeutung von Pfingsten

Informationen zu Pfingsten von Dompfarrer Prof. Franz-Rudolf Weinert

Datum:
Do. 17. Mai 2018
Von:
Anette Schermuly
Mehr zu Bedeutung, Wurzeln und Liturgie

1.Wortbedeutung:

"Pfingsten" geht etymologisch auf das griechische Wort "pentekoste (hemera)" fünfzigster (Tag) zurück.

Wie das Osterfest hat auch das Pfingstfest jüdische Wurzeln.

Sieben Wochen nach dem Pessah- Fest wird am zweiten Festtag (das ist der 50.Tag!) gemäß der Schrift (Lev.23, 11)- die erste Gabe der Frühlingsernte vor Gott dargebracht. Der Anlass ist ein Erntedankfest (hebr.: "Schawuot"), an dem man den Ertrag der Weizenernte in Form von zwei Weizenbroten als Speiseopfer darbrachte. (Die Festlegung des Erntedankfestes Schawuot auf den 50.Tag nach dem Pessah-Fest hatte ganz sicher mit der Vorliebe der Juden für die Zahl Sieben zu tun).

Dieses Entedankfest war gleichzeitig ein Wallfahrtsfest. Gemäß Ex 23,14ff. war jeder fromme Jude verpflichtet, dreimal pro Jahr nach Jerusalem zu pilgern; "am Fest der Ungesäuerten Brote (Pessah), am Fest der Ernte des ersten Ertrages deiner Aussaat auf dem Feld (Schawuot), ebenso das Fest der Lese am Ende des Jahres" (Laubhüttenfest).

Das Schawuot-Fest war zeitlich gesehen das zweite Wallfahrtsfest der Juden und inhaltlich das Schlussfest von Pessah (aufgrund dieses Wallfahrtsfestes waren auch- wie die Apg. berichtet, so viele Menschen zu diesem Zeitpunkt in Jerusalem: "fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel (Apg 2,5), d.h. besonders viele Juden aus der Diaspora).

2. Das christliche Pfingstfest  - Die liturgischen Texte

"Als der Pfingsttag (der 50. Tag) gekommen war", so beginnt die Schilderung der Apostelgeschichte (Apg 2,1).

Der biblische Bericht bezeugt, dass die verängstigten Jünger, plötzlich vom Heiligen Geist erfüllt, an die Öffentlichkeit treten und mutig den gekreuzigten und auferstandenen Herrn Christus predigen 2,1-11). Leider fehlen die folgenden Verse, die wir am Ostermontag hören: VV 14-33. Als Petrus auftrat und den Auferstandenen bezeugt im Anschluss an Psalm 16! Vor allem auch der V 33: Nachdem er durch die rechte Hand Gottes erhöht worden war und vom Vater den verheißenen Geist empfangen hatte, hat er ihn ausgegossen, wie ihr sehrt und hört“.

Der enge Bezug zwischen Ostern und Pfingsten wird deutlich: Pfingsten ist ein österliches Fest und war stets ein Aspekt des einen Festes der Erlösung.

Der am Kreuz Gestorbene, der Auferstandene, wurde als Kyrios zum Vater erhöht (Aspekt Himmelfahrt) und kam in der Weise des Geistes zu den Seinen zurück. Pfingsten (Geistsendung) bleibt mit Ostern zur Einheit verbunden; es ist der feierliche Schlusspunkt des Osterfestes.

Diese Einheit wird besonders deutlich in der Liturgie des Festtages (Messe am Tag). Die erste Lesung berichtet von der Herabkunft des Geistes am 50.Tag nach Ostern am jüdischen Schawuotfest.

Das Evangelium dagegen: Joh.20,19-23.-der Auferstandene erscheint am Abend des Auferstehungstages den Jüngern, haucht sie an und übermittelt ihnen den Heiligen Geist. Das konträr Erscheinende (50.Tag-Ostertag) ist zur Einheit des einen Erlösungsgeschehens verbunden.

Die Messfeier am Vorabend hat als Evangelium Joh 7,37-39 zum Inhalt: "Wer Durst hat, komme zu mir und es trinke; wer an mich glaubt: Wie die Schrift sagt: aus seinem Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen".

Die Messe am Tag ist, wie die Messfeier am Ostertag durch eine Sequenz -"Veni Sancte Spiritus" ausgezeichnet.

In der alten Kirche war Pfingsten der Tauftag für diejenigen, die in der Osternacht durch Krankheit oder ähnliches Verhinderten waren. (In diesem Zusammenhang entstand auch eine eigene Vorbereitungszeit nach Christi Himmelfahrt, eine Vigilfeier und eine Pfingstoktav (analog zur Osteroktav).

Die heutige Pfingstvigil war ursprünglich der zweite große Tauftermin des Jahres.

Der Abschluss der Osterzeit

Bis zur Liturgiereform gab es eine Pfingstoktav, die aber sinnvollerweise abgeschafft wurde. Neben Ostern und Weihnachten hatte sich ein dritter Festkreis ausgebildet. Dieser Festkreis (die heutigen Sonntage im Jahreskreis) wurden als "Sonntage nach Pfingsten" gezählt. Heute hat Pfingsten wieder seinen ursprünglichen Ort im Rahmen der Osterfeier zurückerhalten; der fünfzigste Tag beschließt und vollendet die Osterzeit.

Pfingstmontag:

Der Pfingstmontag, der in Deutschland und einigen Schweizer Kantonen (noch?) vorgesehen ist, wird mit dem Pfingstsonntag zusammen gewissermaßen als doppelter Schlusspunkt der Osterzeit gesehen. In der Weltkirche ist er ein normaler Wochentag, der erste Tag der Zeit im Jahreskreis.