Botschaft mit Sprengkraft

Beitrag "Kirche" auf "Antenne Mainz" am Sonntag, 30. September 2012

Endlich! Wir Rheinhessen haben seit Mai offiziell unsere eigene Heilige. Eigentlich haben wir es ja schon längst gewusst. Schon zu Lebzeiten im 12. Jahrhundert wurde Hildegard von Bingen wie eine Heilige verehrt. Bis Mai hat es nun gedauert, bis sie auch offiziell zur Heiligen erklärt wurde. Am 7 Oktober wird ihr eine ganz besondere Ehre zuteil: Während eines feierlichen Gottesdienstes auf dem Petersplatz wird sie von Papst Benedikt zur Kirchenlehrerin erhoben. Nur insgesamt 33 Heilige tragen zurzeit diesen besonderen Titel.

Ab kommenden Sonntag gehört Hildegard dazu - als eine von nur vier Frauen. Mit der Aufnahme in diesen erlauchten Kreis bringt der Papst zum Ausdruck, dass Hildegard „auch heute noch zu uns spricht - mit großer Aktualität." So hat es der Papst selbst gesagt.

Ihre Botschaft hat nach wie vor große Sprengkraft. Zu Lebzeiten jedenfalls hat sie den Mächtigen in Staat und Kirche kraftvoll ins Gewissen geredet. Hildegard von Bingen nahm kein Blatt vor den Mund und hat sich damit nicht nur Freunde gemacht. Es ging ihr darum, die Wahrheit zu verkünden, die sie von Gott selbst in Visionen erfahren hatte. Heute genießt sie große Popularität wegen all dem, was sie geschrieben hat - über Kräuter, ausgewogene Ernährung und die Aspekte menschlicher Heilung. Ihre ganzheitliche Einstellung zum Menschen mutet erstaunlich modern an.

Aber ohne ihren tiefen Glauben, ohne ihre gelebte Frömmigkeit können wir sie nicht verstehen. Hildegard lädt uns auch heute noch ein, uns auf die Suche nach Gott zu machen. Das Leben als eine Suche nach Gottes Liebe zu begreifen, das können wir von dieser Kirchenlehrerin lernen. Und sie ermutigt uns dazu, trotz aller berechtigten Kritik an der Kirche festzuhalten. Denn in ihr spüren wir Jesus Christus, dessen Liebe uns leben lässt - auch heute noch.

(c) Jugendpfarrer Markus Konrad, Katholische Kirche, für Antenne Mainz