Während Stundengebet und Messfeier (Gebete und Hymnen des hl. Thomas von Aquin) genau vorgeschrieben waren, überließ man die Gestaltung der Prozession der Frömmigkeit von Klerus und Volk. Von da an war die Feier des Festes in der ganzen Kirche gesichert. Die Prozession breitete sich in allen Ländern rasch aus. Auch in Mainz wurde sie bald eingeführt. Für das Erzbistum Mainz ist das Fronleichnamsfest früh bezeugt, für die Stadt Mainz bereits 1283 im Benediktinerkloster Sankt Jakobus (auf dem Gebiet der heutigen Zitadelle). Im Mainzer Dom wurde das Fronleichnamsfest zwischen 1315 und 1318 zum ersten Mal gefeiert.
Die älteste gottesdienstliche Quelle für die Feier des Fronleichnamsfestes in Mainz befindet sich in einer Handschrift der Martinusbibliothek. Nach Datierung dieser Quelle ist die Mainzer Fronleichnamsprozession bereits vor dem Jahr 1400 in Gebrauch gewesen. Interessant: Die Handschrift enthält eine genaue Beschreibung des Prozessionsweges, der im Grunde wie heute, eine um den Dom und innerhalb der Stadt verlaufende Prozession darstellt.
Man zieht aus dem Dom durch die „Apotheker“, d.h. durch die Gegend vom Markt bis zum Fischtor, in der sich die sogenannten „Kräme“ (Kaufläden) befanden. Hinter der Liebfrauenkirche geht die Prozession zum Heumarkt, durch die Grebengasse (in der Handschrift „Vicus Comitum“, also eigentlich „Grafengasse“) zum Kloster Heilig Grab, durch die „Betzelgass“ und die Kannengießergasse, die heutige Schusterstraße. Schließlich durch die obengenannten „Apotheker“ zurück zum Dom. In der Prozession, so ist vermerkt, gehen Schellenträger, die beim Betreten von Plätzen und Märkten zu schellen haben, jedoch so, dass die Sänger oder Musiker dabei nicht gestört werden. Mit den großen Glocken des Domes wird beim Auszug und bei der Rückkehr geläutet. Im Dom gibt ein hoher Geistlicher (Prälat), der die Monstranz getragen hat, mit derselben den Segen. Die Kleriker der Nachbarkirchen gehen nun in ihre Kirchen zurück, um dort die heilige Messe zu feiern. Im Dom folgt das feierliche Hochamt mit Orgelbegleitung.
stammt aus dem 16. Jahrhundert. Dabei werden in besonderer Weise die Kirchenschätze präsentiert, die der Mainzer Dom dem prunkliebenden Kardinal Albrecht von Brandenburg verdankte. Die Prozession wird zu früher Stunde, vor dem eigentlichen Festtagsgottesdienst, d.h. vor der Messe, begangen. Außer dem Altarsakrament, der Monstranz mit der Hostie, werden bei dieser Fronleichnamsprozession vor allem Reliquien und Bilder von Heiligen mitgetragen, die von Schülern der Domschule und der verschiedenen Nachbarkirchen getragen werden. Hinter den Reliquien trägt man große Stangenkerzen. Darauf folgen Vikare, Kanoniker und Prälaten des Mainzer Domstiftes. Nach den Domherren folgen als „Engel“ verkleidete Kinder, schließlich die Sakristei-Diener, davon einer mit einer Laterne, ein anderer mit Schellen. Es folgen zwei Rosen streuende Vikare in grünen Messgewändern, Schließlich ein Prälat mit dem Allerheiligsten, vier weltliche Richter mit weißen Stäben jeweils seitlich vor und hinter dem Allerheiligsten. Der Verlauf des Prozessionsweges wird nicht mitgeteilt; es heißt, dass man aus dem Dom auszieht bis zum Markt (Forum), wo Arbeiter mit dem Trage-Himmel, „Gebelck“ genannt, stehen und den Prälaten erwarten, der das Allerheiligste trägt. Stationen auf dem Weg sind ebenfalls nicht erwähnt. Nach der Prozession kehrt man in den zum Dom zurück, wo während der Messe der eucharistische Segen erteilt wird.
Die Eucharistie, die katholische Christen in der Fronleichnamprozession in einem kostbaren Zeigegfäss, der Monstranz, mittragen, ist zuallererst da, dass sie den Menschen zur Speise gegeben wird. Darum geht die Heilige Messe der Prozession immer voraus. An Fronleichnam feiert der Bischof, das Domstift und die Innenstadtpfarreien einen zentralen Gottesdienst im Dom (9 Uhr). Parallel gibt es einen eigene Messfeier für Kinder in St. Quintin. Nach der Messe beginnt die gemeinsame Prozession, die über den Liebfrauenplatz, die Rheinstrasse, Holzstrasse Augustinerstrasse, Leichhof, Markt, zum Liebfrauenplatz führt. Dort ist der Abschluss mit Fürbitten und sakramentalem Segen. Im Anschluss an die Prozession ist ein einfaches Mittagessen in der Domstrasse. Der Tag endet mit der feierlichen Vesper um 15 Uhr im Dom.