Interview mit Claudia Hesping, Pastoralreferentin und seit 16 Jahren in der Klinikseelsorge tätig, seit 2 Jahren als Seelsorgerin in der Psychiatrischen Klinik in Riedstadt.
Guten Tag, stellen Sie sich doch einmal kurz vor, damit unsere Leserinnen und Leser wissen, wer Sie sind.
Mein Name ist Claudia Hesping. Ich bin Pastoralreferentin und seit 16 Jahren in der Klinikseelsorge tätig, seit 2 Jahren als Seelsorgerin in der Psychiatrischen Klinik in Riedstadt.
Im Bereich der Krankenhaus-Seelsorge ist das Thema Tod ja nahezu durchgängig in den Beruf integriert. Wie gehen Sie mit diesem Wissen um die Vergänglichkeit um?
Im Rückblick auf viele Jahre Begleitung sterbender Menschen würde ich sagen, dass das häufige Konfrontiertsein mit Leiden und Tod durchaus Spuren hinterlässt. Vor allem in der Corona Zeit, als viele jüngere Menschen schwer krank waren und gestorben sind, gab es Begleitungssituationen, die mich persönlich belastet haben.
Insgesamt ist das Wissen um die Vergänglichkeit des Lebens aber eine Perspektive auf das Leben, die mir hilft, klarer und gelassener durchs Leben zu gehen. Vergänglichkeit macht mir deshalb (meistens) keine Angst.
Führen Sie mit den Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen viele Gespräche über den Tod?
Oft geht es in den Gesprächen eher um das Leben und um das, was die kranken Menschen als Sinn ihres Lebens verstehen und was ihnen Halt und Richtung gibt. Es sind also spirituelle Themen, bei denen manchmal auch indirekt das Lebensende besprochen wird.
Der Tod gehört zum Leben dazu. Ist die Vorbereitung auf den Tod für viele auch ein Zurückerinnern an das eigene Leben?
Ja, ein Erinnern an das eigene Leben mit allen Höhen und Tiefen. Da spüre ich oft Dankbarkeit für das, was gewesen ist.
In den Gesprächen geht es aber auch um das, was nach dem Sterben wohl kommt – mit der Sehnsucht und Hoffnung, dass das eigene Leben über den Tod hinausgetragen ist.
Was bewegt die Menschen am meisten, wenn sie wissen, dass sie bald sterben werden?
Ich habe es oft erlebt, dass Sterbende sich von den Menschen verabschieden möchten, die ihnen wichtig sind und manchmal bereuen, mit diesen Menschen nicht mehr Zeit verbracht zu haben.
Wie oft melden sich Angehörige, um in der Trauerbegleitung betreut zu werden, wenn Sie dies für Angehörige anbieten?
Trauernde suchen meiner Erfahrung nach eher an ihren Wohnorten nach Trauergruppen oder Trauerberatung, seltener in der Klinik, in der ihr Angehöriger/ihre Angehörige verstorben ist. Aber es sind viele Menschen, die sich in der Trauer allein fühlen und ein Gespräch suchen. Deshalb ist es wichtig, dass es viele verschiedene Angebote der Trauerbegleitung gibt.
Vielen Dank für Ihre Antworten. Abschließend können Sie gerne noch eine Anekdote erzählen, welchen besonderen Moment Sie in Ihrer Arbeit erlebt haben.
Auf einer onkologischen Station lernte ich eine Frau kennen, die nur für ein paar Tage in der Klinik war und dann in ein stationäres Hospiz umzog. Sie erzählte mir davon, dass sie vor einigen Wochen alle Freundinnen und Freunde zu einem großen Fest eingeladen hatte, um noch einmal mit ihnen zusammen zu sein und sich von ihnen verabschieden zu können. „Bei meiner Beerdigung bin ich ja nicht dabei“, sagte sie. Sie strahlte eine große Ruhe und Dankbarkeit aus, die mich sehr beeindruckt hat. So, denke ich mir, möchte ich einmal auch auf mein Sterben zugehen können.