Gott sorgt für die Menschen

Als Kind hab ich mir vorgestellt: Maria fährt auf einem Wolkenlift in den Himmel hoch. Mariä Himmelfahrt: Als Erwachsene konnte ich mit dem Fest lange Zeit wenig anfangen. Hier in Hessen ist es ein ganz normaler Arbeitstag. Ich wohne auch nicht auf dem Land, wo noch Traditionen der Volksfrömmigkeit gepflegt werden. In eher ländlichen Gegenden bindet man zu Maria Himmelfahrt einen Kräuterstrauß, den so genannten Würzwisch. Der muss aus sieben ganz bestimmten Kräutern bestehen, wird heute in den Kirchen gesegnet und dann im Haus aufbewahrt. Der Würzwisch soll Krankheit und Unheil fernhalten. Gerade jetzt Mitte August haben die abgeernteten Heilkräuter eine besonders starke Wirkkraft. Das hat nichts mit Zauberei zu tun; die verwendeten Heilkräuter sind alle medizinisch sinnvoll. Ich find es außerdem gut, wenn die Katholische Kirche mit dem heutigen Marienfest anerkennt: Zumeist waren es die Frauen, die den Wissensschatz über Heilkräfte der Natur gehütet und weitergegeben haben.Wenn an Marias besonderem Festtag, also in ihrem Namen Heilkräuter gesammelt werden, dann heißt das: Gott beschenkt die Menschen mit seiner Schöpfung. Er hat sogar für die Notfälle gesorgt. Und das war in einer Zeit, in der es keine Antibiotika und Betablocker gab, besonders wichtig. Der Brauch erinnert daran: Gott sorgt für die Menschen: Und Maria ist das Bindeglied zwischen Gott und den Menschen, in ihr berühren sich Himmel und Erde.
Dann wird auch deutlich, warum das Fest Maria Himmelfahrt so wichtig ist: Maria ist die erste von uns Menschen, die von der Erde zum Himmel gehoben wurde. Mit Leib und Seele. Sie stand mit beiden Beinen auf der Erde. Deshalb auch die Kräuterweihe an ihrem Festtag. Gott will, dass es uns gut geht. Der Leib ist genauso wichtig wie die Seele. Maria Himmelfahrt ist ein Bekenntnis an das Leben hier auf der Erde: Alles an mir ist wichtig, mein Körper, meine Gedanken, meine Erfahrungen, meine Seele. Und das alles wird nicht vergehen. Es wird aufgehoben sein bei Gott. Der Tiefenpsychologe C.G. Jung sieht deshalb in dem Fest Maria Himmelfahrt eine geniale Antwort auf den Nihilismus. Für Gott ist nicht alles nichtig, sondern unendlich wertvoll.