Dieser Vers kommt mir in den vergangenen Tagen oft in den Sinn. Jesus zieht sich freiwillig zurück, um zu beten.
Vielen von uns ist diese Freiwilligkeit aktuell genommen. Sie müssen sich zurückziehen. Weil das Gesundheitsamt es anordnet, der gesunde Menschenverstand es nahelegt oder weil sie, wie ich selbst, zu einer Risikogruppe gehören.
Da ist der Rückzug nicht mehr ganz so freiwillig und verlangt uns Menschen einiges ab. Lieb gewonnene Abläufe funktionieren nicht mehr und selbst notwendige oder vielleicht sogar wichtige Aufgaben müssen dem eigenen Schutz oder dem Schutz anderer Menschen in meiner Umgebung weichen.
Der reguläre Arbeitsalltag ist auf einmal nicht mehr möglich. Ich weiß, dass diese Maßnahmen absolut sinnvoll und notwendig sind. Sie sind unvermeidlich, um mich selbst und andere gefährdete Personen zu schützen.
Gleichzeitig verlangt es ein großes Maß an Disziplin, um nicht aus falschem Eifer heraus diesen Rückzug zu gefährden.
Manchmal fühle ich mich dabei wie Petrus. Voller Eifer für die Sache Jesu ist er von einem Fettnäpfchen ins nächste getreten. Bis hin zur Verleumdung Jesu. Und doch ist er an seiner Aufgabe gewachsen und hat nach dem Osterereignis die Kirche mit aufgebaut.
Jeder Rückzug braucht wohl diese Gelassenheit an der Aufgabe zu wachsen. Die Kreativität neue Möglichkeiten zu suchen und so aus sicherer Entfernung einen Beitrag leisten können.
P. Christoph T. Brandt OP
Katholische Klinikseelsorge Universitätsmedizin Mainz
Gott gebe mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann;
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann;
und die Weisheit,
das eine vom anderen zu unterscheiden.
Reinhold Niebuhr