Die Einhardsbasilika hat Einhard um 827 errichten lassen. Einhard war Hofgelehrter und Biograph Karls des Großen - und ein echter Odenwälder. Die Basilika zählt zu den letzten Beispielen erhaltener karolingischer Baukunst und steht in Michelstadt.
Idyllische Fachwerkhäuser, ein Schloss und mittendrin ein echter Kulturschatz: Im südhessischen Michelstadt steht eine karolingische Basilika aus dem 9. Jahrhundert. In Deutschland gibt es nur noch fünf authentisch erhaltene, karolingische Bauwerke. Der Gelehrte Einhard, geboren im Maingau, hatte die „Mark Michlinstadt“ von Ludwig dem Frommen geschenkt bekommen. Der hochgebildete Einhard war Berater Karls des Großen, hat dessen Biografie verfasst und war fränkischer Laienabt. In Michelstadt im Odenwald wollte er sich zur Ruhe setzen und hat dort zwischen 824 und 827 die Einhardsbasilika erbauen lassen, als Ruhestätte für die Gebeine der Heiligen Marcellinus und Petrus. Außerdem sollten auch er und seine Frau Imma in der Basilika bestattet werden.
Es kam aber anders. Der Legende nach sollen die Reliquien der beiden Heiligen Blut geschwitzt und Albträume verursacht haben. Deshalb wurde eine „neue“ Einhardsbasilika in Seligenstadt gebaut und die Reliquien dorthin überführt. Auch Einhard und Imma hat man schließlich dort bestattet.
Nach dem Tod Einhards ging die Michelstädter Basilika in den Besitz des Klosters Lorsch über. 1073 gründeten die Lorscher Mönche in Michelstadt eine Propstei. Um 1230 wurde diese in ein Benediktinerinnenkloster umgewandelt; und im 16. Jahrhundert wurde die Basilika zu einem Spital umfunktioniert. Jede Epoche und die unterschiedlichen Nutzungsformen haben ihre Spuren an der Basilika hinterlassen. Es wurde um- und angebaut. Das Gebäude wurde schließlich als Scheune für Holz und Geräte genutzt.
Dass die Basilika heute noch so gut erhalten ist, ist vermutlich Glück und der Bauweise geschult: ein solides Dach schützte die alten Mauern vor dem Verfall. Trotz dieser Umbauten zählt die Einhardsbasilika in Michelstadt zu den letzten Beispielen authentisch erhaltener karolingischer Architektur in Deutschland.
Wenn Sie die Basilika besuchen, lassen Sie die massiven Außenmauern auf sich wirken. Können Sie die verschiedenen Epochen schon an den Steinen, am Mauerwerk erkennen? Auch im Inneren sind verschiedene Baustile zu erkennen. Es ist wie ein unverstellter Blick in die Vergangenheit. Über den oberen Fensterreihen sind alte Fresken erhalten. Der Boden besteht aus gestampftem Lehm, an den Seiten befinden sich Grabplatten. Im Untergeschoss erkennt man die Grabnischen, die für Einhard und Imma gedacht waren. Auch wenn die Basilika heute kein Gotteshaus mehr ist, ist die spirituelle Kraft, die von diesem Ort ausgeht und die über die Jahrhunderte hier auf unterschiedliche Weise gelebt wurde, immer noch deutlich zu spüren.
Linktipp: Einhard-Gesellschaft Seligenstadt