Schmuckband Kreuzgang

Dreifaltigkeitssonntag 07.06.2020

Gottesdienstaufzeichnung

LIEDORDNUNG

Dreifaltigkeitssonntag LJ A, 06./07.06.2020

Einzug:                Orgelmusik                                    

Kyrie:                   gesprochen

Gloria:                 173                     

Psalm:                 616, 3+4            

Halleluja:             175, 3

Credo:                 gesprochen                                    

Gabenb.:             Orgelmusik

Sanctus:              736

Agnus Dei:           gesprochen

Dank:                  Stille

Schluss:               Orgelmusik

 

Predigt                        zu: Joh 3, 16-18

So sehr hat Gott die Welt geliebt…

  1. In den vergangenen Monaten sind in unseren Alten- und Pflegeheimen mehr Menschen an Einsamkeit gestorben als an Corona“. Auf diese erschütternde Schlagzeile bin ich in der vergangenen Woche gestoßen. In der Tat: Gott sei Dank hat die radikale Abschottung der Altenheime dazu geführt, dass die meisten Einrichtungen den Virus draußen halten konnten. Aber erschütternd ist, dass Menschen eben nicht nur am Virus sterben können, sondern auch an Einsamkeit. Das bestätigen mir Menschen, die in der Altenpflege arbeiten und die sagen: manche der Senioren, besonders, wenn sie auch unter Formen von Demenz leiden, verstehen einfach nicht, warum die Angehörigen plötzlich nicht mehr zu Besuch kommen können. Und das Telefon ist da kein Ersatz. Wir Menschen brauchen Begegnung, Nähe, Beziehung. Sonst verkümmern wir. Und, ja, schlimmstenfalls kann man an Einsamkeit auch sterben. Wir Menschen brauchen Beziehung, brauchen Liebe. Wie die Luft zum Atmen.
  2. Gott braucht das nicht. Das ist die erste Botschaft des Dreifaltigkeitssonntags. Gott braucht uns Menschen nicht, er braucht kein Gegenüber. Denn er ist in sich selbst Beziehung. Er ist sich eigentlich selbst genug – als Gemeinschaft von Vater, Sohn und Heiliger Geist.
  3. Eigentlich ist das Dogma von der Dreieinigkeit Gottes – 3 Personen in einem göttlichen Wesen – nicht wirklich zu verstehen. Die frühe Kirche hat mehr als 300 Jahre darum gerungen, das zu verstehen – und versteht es bis heute nicht wirklich. Interessanterweise haben die Bischöfe, die sich um die Frage, wie das zu verstehen, zu erklären ist, so heftig zerstritten, dass sie am Ende eines klar begriffen haben: wir können nicht erklären, wie das geht, wie das mit unserem Verstand zu begreifen ist. Deshalb haben sich die beiden großen Konzilen von Nizäa 325 und von Konstantinopel im Jahr 381 auf Formeln verständigt, die eigentlich keine Erklärung sind, sondern Bilder, Vergleiche: „Personae“ nennen sie die drei Erscheinungsweisen des einen Gottes, und meinen damit gerade nicht drei selbständige Individuen. „Persona“ ist ein Begriff aus dem antiken Theater, er bezeichnet die Rolle, die jemand da spielt, konkret die Maske, die er trägt, durch die die Stimme durchklingt, „per-sonare“. Aber zugleich soll nicht gesagt sein: Gott schlüpft gleichsam in drei unterschiedliche Verkleidungen, die er beliebig tauschen kann. „Vater“, „Sohn“ und „Geist“ sind nicht drei unterschiedliche Rollen, die Gott im Laufe der Heilsgeschichte spielt; er ist eben Vater, Sohn und Geist. Ein göttliches Wesen in drei Personen. „Ousia“, Wesen: das ist ein Begriff aus der griechischen Philosophie, mit dem eben das innerste Wesen gemeint ist: es gibt nur einen Gott. Keine Frage: auch die Väter waren sich bewusst, dass die Lehre von der Dreifaltigkeit die Quadratur des Kreises bedeutet. Aber das war ihnen egal. Denn Sie wussten: auch wenn wir es nicht erklären können: beide Wahrheiten sind für das Christentum wesentlich: dass es nur den einen Gott gibt, der sich dem Mose zuerst im brennenden Dornbusch offenbart als der „Jahwe“, der „Ich bin da“, und dann auf dem Berg, als er seinem Volk fast einhämmert: „Höre Israel: Der Herr unser Gott ist der einzige Gott“ Es gibt nur einen Gott! Von diesem Bekenntnis abzuweichen bedeutete, sich vom Gott Jesus Christi zu verabschieden! Nein, mit allem Leidenschaft musste das Christentum mit den Juden, mit Jesus selbst bekennen: es gibt nur den einen Gott!
  4. Und gleichzeitig ist die Grunderfahrung: dieser eine Gott ist Mensch geworden. In Jesus Christus ist er Mensch geworden. Und dieser Jesus, der ganz Gott ist, hat diesen einen Gott angesprochen als seinen Vater, zu ihm gebetet, mit ihm in Beziehung gestanden, als wäre es eine andere Person. Und derselbe Jesus spricht vom Geist, dem Beistand, wie wenn es ein eigenes Wesen, eine eigene Person ist – und doch ganz Gott. All das musste der christliche Glaube also zusammenbringen – auch wenn es nicht zu begreifen ist: es gibt nur einen Gott. Und dieser eine Gott begegnet uns als Vater, Sohn und Geist. Und die drei sind auch noch im Gespräch miteinander, im Dialog, in Beziehung, als wären es drei unterschiedliche Personen. Ein Gott, der in sich schon Gemeinschaft, Beziehung ist. Das verstehe wer will, haben die Kirchenväter gesagt, aber egal ob wir es verstehen oder nicht: so ist es. Daran können und dürfen wir nicht rütteln. Denn das ist das zentrale Herzstück unseres Glaubens.
  5. Warum? Eben, weil wie am Anfang schon gesagt: genau deshalb Gott anders ist als wir Menschen. Er braucht kein Gegenüber. Er ist sich selbst genug, weil er in sich bereits Gemeinschaft und Liebe ist. Gott braucht uns nicht. Er braucht die Welt nicht, und er braucht die Menschen nicht. Das klingt brutal und bitter, aber das ist zentral für unseren Glauben.
  6. Denn nur, wen wir begreifen, dass Gott eben nicht, wie wir Menschen, Gefahr läuft, vor Einsamkeit einzugehen und zu sterben; nur wenn wir begreifen, dass Gott sich in seiner Fülle voll und ganz genügt, nur dann können wir verstehen, was es bedeutet, dass Gott trotzdem die Welt geschaffen hat – als ein Gegenüber. Und den Menschen nach seinem Abbild, als Gemeinschaftsfähiges und der Gemeinschaft bedürftiges Wesen. Also, nicht weil Gott uns brauchen würde, sind wir da. Sondern aus reiner Liebe. Aus Liebe schafft Gott die Welt aus dem Nichts. Aus Liebe erschafft er den Menschen als sein Abbild. Aus Liebe wird er selbst Mensch, um um die Liebe der Menschen zu werben. Gott sehnt sich nach unserer Liebe, nicht weil er sich bräuchte, sondern aus reiner Liebe.
  7. Und damit sind wir bei noch einem tiefen theologischen Phänomen. In der griechischen Sprache unterscheidet man zwei Arten von Liebe: „Eros“ heißt Liebe – das ist auch das Hingezogen sein zwischen Mann und Frau. Es ist „Liebe aus Bedürftigkeit“: also weil wir Menschen ohne Liebe nicht leben können, weil wir ohne Beziehungen, ohne Gemeinschaft eingehen und sterben, deshalb lieben wir. Gottes Liebe ist „Agape“ – das ist die reine Liebe – die nicht sein muss, die reines, ungeschuldetes Geschenk ist. Die nicht verdient werden kann und nicht verdient ist. Eben reine Liebe. Das ist die Liebe Gottes.
  8. Und deshalb ist Dreifaltigkeit nicht einfach nur eine abstrakte theologische Spekulation, sondern wirklich das Herzstück unseres Glaubens: Wir glauben an einen Gott, der uns nicht braucht, der uns aber trotzdem geschaffen hat: aus reiner Liebe. Und weil wir Menschen diesen Gott und seine Liebe immer wieder zurückgewiesen haben und zurückweisen, deshalb steigt er uns nach wie ein hoffnungslos Verliebter: wird Mensch in Jesus Christus, gibt sich, sein Leben hin. „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn dahingab…“ So sehr liebt er uns, dass er uns mit hineinnehmen will in seine göttliche Gemeinschaft: Vater-Sohn und Geist – in sein Leben in Fülle.
  9. Das ist Dreifaltigkeit: nicht eine unbegreifliche, abstrakte theologische Spekulation über das Wesen Gottes, sondern das ebenso unbegreifliche, unfassbare Mysterium von einem Gott, der uns Menschen so unfassbar liebt, dass er ohne uns nicht sein will.

 

FÜRBITTEN

Guter und geheimnisvoller Gott, voll Vertrauen wenden wir uns an dich und bitten dich:

#     Für alle Menschen, die nicht mehr glauben, und für alle Menschen, die dich aufrichtig suchen. Dreifaltiger, ewiger Gott – Wir bitten ich, erhöre uns.

#     Für alle Menschen, die nicht verstehen können, dass es in deiner Welt soviel Leid und Unfrieden gibt. Dreifaltiger, ewiger Gott – Wir bitten ich, erhöre uns.

#     Für die Kirche, die dich und deine Liebe zur ganzen Schöpfung verkünden darf. Dreifaltiger, ewiger Gott – Wir bitten ich, erhöre uns.

#     Für alle, die sich in den Dienst nehmen und senden lassen, damit deine Botschaft allen Menschen bekannt wird, und für alle, die ihren christlichen Glauben im Alltag bezeugen. Dreifaltiger, ewiger Gott – Wir bitten ich, erhöre uns.

#     Für alle, die Kummer haben, für die Kranken und Verzweifelten, die Notleidenden und alle Opfer von Naturkatastrophen und Gewalt. Dreifaltiger, ewiger Gott – Wir bitten ich, erhöre uns.

#     Für unsere Verstorbenen, die du vom Glauben zum Schauen gerufen hast. Dreifaltiger, ewiger Gott – Wir bitten ich, erhöre uns.

Dir gilt unser Lobpreis und unsere Anbetung, heute und alle Tage bis in Ewigkeit. Amen.

 

VERMELDUNGEN

  1. Am kommenden Donnerstag feiern wir in der Kirche das Hochfest Fronleichnam. Wir sind froh, dass wir überhaupt wieder gemeinsam Messe feiern können, aber natürlich steht auch dieser Gottesdienst unter den Einschränkungen des Corona-Infektionsschutzes. Es wird daher keine Prozession geben. Wir feiern Fronleichnam mit einem gemeinsamen Gottesdienst auf dem Platz der Partnerschaft, also unter freiem Himmel. So können bis zu 200 Teilnehmer mitfeiern. Wie für alle Gottesdienste ist eine Anmeldung erforderlich, und auch alle anderen regeln – Abstand, Mundschutz usw. Gelten wie in jedem Gottesdienst. Näheres in den Aktuellen Informationen.
  2. Wir freuen uns, dass auch die Domkonzerte wieder starten können. Auch hier müssen wir um Anmeldung bitten. Das erste Domkonzert wird am Sonntag in 2 Wochen, am 21. Juni um 18:00 Uhr stattfinden: Dan Zerfaß spielt auf der Schwalbennestorgel unter anderem die Orgelsymphonie in f-moll von Charles-Marie Widor. Herzliche Einladung.