Schmuckband Kreuzgang

24.05.2020 7. Sonntag der Osterzeit

Gottesdienstaufzeichnung

LIEDORDNUNG

  1. Ostersonntag LJ A, 23./24.05.2020

Einzug:                Orgelmusik                                    

Kyrie:                   gesprochen

Gloria:                 173                     

Psalm:                 46, 1                          

Credo:                 175, 5                          

Credo:                 gesprochen                 

Gabenb.:             Orgelmusik

Sanctus:              734

Agnus Dei:           gesprochen

Dank:                  Stille

Schluss:              Orgelmusik

 

KYRIE (gesprochen)

Herr Jesus Christus, auferstanden von den Toten. Herr, erbarme dich.

Herr Jesus Christus, aufgefahren in den Himmel. Christus, erbarme dich.

Herr Jesus Christus, in deinem Geist allezeit in deiner Kirche gegenwärtig. Herr erbarme dich.

 

Predigt von Propst Tobias Schäfer

Zeit des Wartens – einmütig im Gebet

  1. Die Kirchen haben in der Corona-Krise versagt – meint in dieser Woche die ehemalige Ministerpräsidentin von Thüringen und ehemalige evangelische Pastorin Christine Lieberknecht. Die Kirche habe in diesen Wochen Hundertausende Menschen allein gelassen Kranke, Einsame, Alte, Sterbende. Die Menschen hätten auf Beistand, Seelsorge, Gottesdienst, ja ein Wort der Kirche gewartet, doch es kam nur Schweigen. Es habe keione Aussegnung, keinen Trost für Sterbende und ihre Angehörige gegeben. Am Sterbebett sei kein letzter Psalm gebetet worden.
  2. Ich habe bereits am letzten Sonntag in St. Martin in meiner Predigt auf einen ähnlichen Vorwurf eines Kollegen reagiert. Mich ärgern solche pauschalen Vorwürfe maßlos, nein mehr noch: sie verletzen mich und treffen mich auch persönlich bis ins Mark. Aber eben nicht nur mich, sondern alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirche, alle Seelsorgerinnen und Seelsorger, die in den vergangenen 10 Wochen doch nichts anderes getan haben, als auf neuen, anderen Wegen für die Menschen da zu sein; nach Wegen zu suchen, wie wir ohne physischen Kontakt dennoch verbunden bleiben. Und sie treffen genauso ungerecht alle politisch Verantwortlichen, die Leitungen der Heime und stationären Einrichtungen: die doch aus Sorge und Verantwortung für die ihnen anvertrauten Menschen gehandelt haben und handeln, und nicht aus Boshaftigkeit, Menschenverachtung, Gefühllosigkeit. Und ganz ehrlich: ich war in diesen 10 Wochen mehr und öfter in Altenheimen, am Bett von Sterbenden, habe die Krankensalbung gespendet als ich normalerweise innerhalb von 10 Wochen gefragt und gerufen werde. Eben weil auch in den Altenheimen und Krankenhäusern Menschen arbeiten, die nach Wegen gesucht haben, damit Menschen nicht unbegleitet, ohne Gebet, ohne Sterbesakramente einsam sterben mussten. Ich weiß von vielen Seelsorgerinnen und Seelsorgern, die ihre Menschen anrufen, nachfragen, Kontakt halten. Die über Video und Internet Gottesdienste, geistliche Impulse, Aufbauendes weitergeben um mit den Menschen in Kontakt zu bleiben. Und so fort. Keine Frage: es mag auch Versagen gegeben haben. Es gibt auch in der Kirche Pfarrer und Seelsorger, die in der Krise abgetaucht sind, die vielleicht so mit sich selbst, den eigenen Ängsten gefangen waren. Auch wir Seelsorgerinnen und Seelsorger sind eben Menschen. Aber die allermeisten, das ist meine Wahrnehmung, haben sich redlich bemüht, in den gesetzten Grenzen doch bei den Menschen zu sein, den Kontakt zu halten, wahrzunehmen, wo wir gebraucht werden und zu schauen, wie wir helfen können. Dabei sind viele auch sehr kreativ und engagiert gewesen. Deshalb finde ich diesen pauschalen Vorwurf an die Kirche und die Seelsorger so verletzend.
  3. Ich erlebe auch jetzt, wo die Anti-Corona-Demos zunehmen und der generelle Vorwurf, die Maßnahmen seien alle völlig übertreiben gewesen, bis hin zu den verschrobensten Verschwörungstheorien, die offenbar selbst in den Köpfen mancher abgedrehter Kardinäle rumspuken, dass die Kirchen wieder zwischen den Stühlen sitzen: die einen werfen ihnen vor, dass sie zu vorsichtig sind mit der Öffnung der Gottesdienste, mit Hygienemaßnahmen, dass man doch ruhig wieder viel mehr Leute zum Gottesdienst kommen lassen solle und das Anmelden ohnehin Blödsinn sei. Und anderen geht alles viel zu schnell: sie fürchten eine zweite, vielleicht noch schlimmere Infektionswelle, sind entsetzt über die scheinbare Sorglosigkeit so vieler, die viel zu schnell wieder zum Alltag übergehen. Wie also in einer solchen Situation richtig handeln?
  4. Und dann sind da noch die, die jetzt schon in neuen Aktivismus verfallen: Wir müssen Pläne für die Nach-Corona-Zeit machen. Wie gewinnen wir die Menschen wieder zurück? Werden sie künftig wieder unbefangen an einem Gottesdienst teilnehmen, unbefangen und aus voller Brust singen ohne Angst vor infektiösen Aerosolen? Werden wir wieder Pfarrfeste feiern können ohne Angst? Es ist eine richtige Zwischenzeit: die Pandemie ist noch nicht überwunden und schon gar nicht besiegt, die Gefahr und das Risiko sind immer noch hoch, und doch wächst die Sehnsucht nach Normalität, nach Pläne schmieden, etwas machen können, wieder neu durchstarten.
  5. Ich bin nicht mehr in der Welt, aber sie sind in der Welt!“ sagt Jesus in den Abschiedsreden. Auch eine Zwischenzeit: Zwischen Christi Himmelfahrt, seinem Heimgang zum Vater, und dem Durchstarten der jungen Kirche an Pfingsten. Es ist genau die Zeit, in der wir an diesem Sonntag liturgisch stehen. In der Lesung aus der Apostelgeschichte wird diese Zwischenzeit beschrieben: Jesus ist in den Himmel aufgefahren, die Jünger kehren vom Ölberg nach Jerusalem zurück und gehen in das Obergemach, wo sie beim letzten Abendmahl mit Jesus Mahl gehalten haben, wo sie sich nach seinem Tod immer wieder versammelt, ja eingeschlossen haben – gleichsam in Quarantäne zurückgezogen haben: Fenster und Türen verschlossen; wo ihnen Jesus wieder und wieder begegnet ist, mit ihnen das Brot gebrochen hat. Die Jünger gehen also von der Himmelfahrt wieder zurück in dieses Obergemach. Und dann kommt ein Satz, der mich gerade in unserer Situation getroffen hat: „Sie verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.“ Mit anderen Worten: Sie warten einfach und beten. Ganz unaufgeregt. Da wird nichts erzählt von Diskussionen: ob das jetzt richtig ist, nichts zu tun als hier zusammen zu hocken; nichts von Strategieplänen, die man jetzt für die Zeit nach Himmelfahrt entwickeln muss. Nichts davon. Einfach ein gelassenes, ruhiges Warten. Einmütig im Gebet.
  6. Gerade in dieser Zeit, die bei uns von so viel Hektik und Aufgeregtheit geprägt ist; von Demos gegen die Corona-Bestimmungen, Verschwörungstheorien, Gegendemos; von Vorwürfen gegen die, die sich gefügt haben und gegen die, die Aufbegehren; von Vorwürfen gegen die Bischöfe und Kirchenleitungen, die Pfarrer, die Virologen oder gegen die Politiker. Gerade in dieser Situation, in der jeder meint es besser zu wissen, zwischen Lockerungen und den Forderungen nach gänzlicher Aufhebung aller Beschränkungen oder umgekehrt nach mehr Vorsicht: gerade hier hat mich dieses schlichte Wort der Lesung mitten ins Herz getroffen, als wäre es genau für diese Situation gesagt: diese ruhige, einmütige Verharren, dieses Zuwarten im gemeinsamen Gebet.
  7. Diese Gelassenheit, die die Apostel zusammen mit den Frauen hier ausstrahlen: das ist für mich ein tiefes Zeichen des Vertrauens. Hier sind nicht mehr die ängstlichen, erschütterten Jünger, die sich nach dem Tod Jesu eingeschlossenen haben. Es sind Menschen, die auf Jesu Wort vertrauen: Was auch immer kommt: Ich bin bei euch, alle Tage bis zum Ende der Welt! Dieses Wort, das auf unserer diesjährigen Osterkerze steht, sagt Jesus den Jüngern vor seiner Himmelfahrt zum Abschied. Und auf dieses Wort vertrauen die Jünger.
  8. Ja, diese ruhige Gelassenheit wünsche ich mir auch für uns als Gemeinde, für die ganze Kirche. Dieses ruhige, unaufgeregte Abwarten im gemeinsamen Gebet. Ich glaube, das wäre das Zeichen, das die Welt jetzt braucht: ein Zeichen des Vertrauens in Gott, der uns gesagt hat: Ich bin bei euch! Wie auch immer es kommt und was auch immer kommt: Alles wird wieder gut! Dieses Vertrauen, dass er uns den Beistand schon senden wird, der uns dann, wenn die Zeit da ist, zeigt, was dran ist. Dieses stille Hinhören auf ihn, statt zu meinen, es hängt alles von uns und unserem Aktivismus ab. Ja, gerade in diesen Tagen wünsche ich mir ein Stück dieser ruhigen Gelassenheit, dieses Gottvertrauens. Ich glaube, genau dieses Zeichen braucht jetzt die so aufgeregte und aufgescheuchte Welt jetzt mehr als eine Kirche, die in neuen Aktivismus verfällt. Gelassenheit und Vertrauen in Gott. Das gemeinsame Gebet. Und vielleicht hier und da auch ein bisschen mehr an Einmütigkeit.

 

FÜRBITTEN

Mit Vertrauen und Zuversicht bitten wir unseren Herrn Jesus Christus um seinen Geist, der Leben schafft und die Welt in seiner Liebe zur Einheit bindet:

#     Führe deine Christenheit zur Einheit zusammen; hilf uns, die Spaltungen zu überwinden, Hindernisse aus dem Weg zu räumen und zu Einheit in versöhnter Verschiedenheit zusammen-zuwachsen. Christus höre uns

#     Ermutige alle Getauften, sich in der Kirche zu engagieren und gemeinsam aus deinem Geist heraus die Kirche zu gestalten. Christus höre uns

#     Schenke unserer Welt den Frieden. Lass alle Verantwortlichen ihren Beitrag leisten, damit Gerechtigkeit, Freiheit und Toleranz unter den Völkern Wirklichkeit werden. Christus höre uns

#     Wir beten inständig um ein Ende der Corona-Pandemie und für alle, die besonders betroffen sind: die den Pflegeheime, Behinderteneinrichtungen, Schlachthöfen, Asylunterkünften, Gefängnissen; für Ärzte und Pflegepersonal, sei Du Ihnen allen nahe: Christus höre uns

#     Für unsere Verstorbenen: Lass sie eingehen in die Vollendung des Himmels, der uns durch deine Auferstehung offen steht. Christus höre uns

Vater im Himmel, dir vertrauen wir an, was uns bewegt. Erfülle deine Kirche mit deinem Heiligen Geist, der das Antlitz der Erde erneuert. So bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

 

VERMELDUNGEN

  1. An kommenden Wochenende dürfen wir Pfingsten feiern: bitte beachten Sie, dass sie sich auch für diese Gottesdienste anmelden müssen und die Teilnehmerzahlen begrenzt sind. Seit diesem Wochenende bieten wir aber auch wieder eine Vorabendmesse an: jeweils Samstags um 18:00 Uhr im Dom. Die Gottesdienste am Pfingstsonntag sind um 10:00 Uhr im Dom und um 10:30 Uhr in St. Martin.
  2. Am Pfingstmontag laden alle christlichen Kirchen und Gemeinden von Worms gemeinsam zu einem ökumenischen Pfingstgottesdienst in der CARantena-Arena, dem Autokino auf dem Festplatz ein. Auch hierzu muss man sich anmelden. Näheres erfahren sie in der kommenden Woche in der Presse. Es ist ein schönes Zeiche3n der Verbundenheit, wenn wir gerade in dieser Situation als Christen gemeinsam Pfingsten feiern. Der Gottesdienst ist am Pfingstmontag um 11 Uhr.
  3. Aus diesem Grund sind die Messfeiern am Pfingstmontag in unseren beiden Kirchen, sowohl im Dom wie in der Martinskirche, bereits um 9:30 Uhr. Bitte beachten sie das.
  4. Schließlich sei auch auf noch einmal auf die täglichen digitalen Maiandachten hingewiesen, die sie jeden tag im Internet mitbeten können. Immer aus einer anderen Kirche oder Kapelle in unserem Dekanat.
  5. Und wie immer am Ende der Hinweis: vergessen sie nach dem Segen beim Hinausgehen nicht, den Mundschutz wieder aufzusetzen und übersehen sie bitte nicht das Spendenkörbchen für den Klingelbeutel am Ausgang.

 

Aufruf der deutschen Bischöfe

zur Pfingstaktion Renovabis 2020

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!

Vor wenigen Tagen konnten wir uns dankbar an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren erinnern. Angesichts des enormen Ausmaßes an Leid und Zerstörung wurde uns erneut bewusst, welches Glück es bedeutet, in Frieden zu leben. Mit gutem Grund haben die weltkirchlichen Hilfswerke deshalb ihre Aktionen im laufenden Kirchenjahr unter das gemeinsame Motto „Frieden leben“ gestellt. Damit zeigen sie die Solidarität der Katholiken in Deutschland mit allen, die von Unfrieden betroffen sind.

Auch in Europa ist Frieden keine Selbstverständlichkeit. Viele Länder im Osten des Kontinents sind 30 Jahre nach dem Ende der kommunistischen Gewaltherrschaft innerlich zerrissen, manche auch äußerlich bedroht. Gewaltbelastete Vergangenheit und aktuelle Konflikte gefährden die Zukunft. Aber es gibt auch Grund zur Hoffnung. Gerade die Kirche leistet wichtige Beiträge für Verständigung und eine friedliche Entwicklung.

Mit dem Leitwort „Selig, die Frieden stiften (Mt 5,9) – Ost und West in gemeinsamer Verantwortung“ stellt Renovabis in der diesjährigen Pfingstaktion eine Kernbotschaft der Bergpredigt in den Mittelpunkt. Anhand von Beispielen aus der Ukraine wird aufgezeigt, welche Bemühungen die Kirchen und andere gesellschaftliche Akteure unternehmen, damit Frieden möglich wird.

Wir Bischöfe bitten Sie herzlich: Unterstützen Sie die Menschen in Mittel-, Südost- und Osteuropa durch Ihr Interesse, Ihr Gebet und eine großzügige Spende bei der Kollekte am Pfingstsonntag.

 

Mainz, im März 2020

 

Für das Bistum Mainz:

+ Peter Kohlgraf

Bischof von Mainz