Schmuckband Kreuzgang

Unser neuer Altar

Altarweihe

Festgottesdienst mit Bischof Peter Kohlgraf

Höhepunkt der Domweihe vor tausend Jahren war die Weihe der Altäre im Dom. Jeder der zahlreich anwe - senden Bischöfe weihte einen Altar, Bischof Burchard als Hausherr mutmaßlich den Hauptaltar im Ostchor. Als nach der Liturgiereform im Anschluss an das II. Vatikanische Konzil (1963–1965) der Hochaltar von Balthasar Neumann seine Bedeutung als Zelebrationsaltar verlor und die erneuerte Liturgie einen umschreitbaren Altar forderte, wurde zunächst nur eine provisorische Lösung mit einem schlichten Tisch unter der Vierung umgesetzt. Wie viele Provisorien hat auch dieses lange gehalten: Fast fünfzig Jahre hat es seinen Dienst getan. Das Jubiläum anlässlich der Tausendjahrfeier der ersten Altarweihe im Dom bietet den Anlass, auch die Altarraumgestaltung im Sinne der Liturgie nach dem II. Vatikanischen Konzil anzugehen. Nach einem Künstlerwettbewerb und intensiven Beratungen in der Gemeinde fiel die Entscheidung zugunsten einer Gestaltung von Altar und Ambo aus Stampflehm – einem der ältesten Baumaterialien überhaupt. Die Künstler des neuen Altars und Ambos sind Anna Heringer (Laufen) und Martin Rauch (Schlins).

„Der Altar ist Christus!“

Vom geistlichen Sinn der Altarweihe

Christus ist der Altar des Neuen Bundes – so heißt es im ersten Satz des „Pontifikale“, dem Buch, in dem die Liturgie einer Altarweihe in der katholischen Kirche beschrieben wird. Er – Christus, ist „der Priester, der Altar und das Opferlamm“, so beten wir in einer Osterpräfation. Der Altar in einer Kirche ist also viel mehr als ein wichtiges Möbelstück, das wir zur Meßfeier brauchen. Er ist Sinnbild für Christus selbst, der aus Liebe sein Leben für uns hingegeben hat und dessen Lebensopfer am Kreuz alle Opfer der Vorzeit beendet. Auf dem Altar wird in den sakramentalen Zeichen von Brot und Wein sein Tod und seine Auferstehung für uns immer neu gegenwärtig. Deshalb ist der Altar in jeder Kirche der zentrale Mittelpunkt, nicht nur optisch, sondern vor allem geistlich: Christus will das Zentrum, die Herzmitte sein, um die sich die Gemeinde versammelt.

Diese besondere Bedeutung, die dem Altar in einer Kirche zukommt, wird in der Liturgie der Altarweihe eindrucksvoll verdeutlicht. Die Feier beginnt mit einem ganz schlichten Zeichen: der Segnung des Weihwassers und der Besprengung der Gemeinde. Ganz am Anfang soll die versammelte Gemeinde erinnert werden, dass jede Kirche, egal wie alt, wie schön, wie ehrwürdig sie sein mag, immer nur ein Zeichen ist für die lebendige Kirche. Wir, die wir getauft sind, sind die aus lebendigen Steinen erbaute Kirche! An unsere Taufe erinnert uns das Weihwasser gleich am Anfang, und an unsere Berufung, Kirche zu sein, Ort, an dem Gott den Menschen heute begegnet,.

Vor der ersten Lesung wird der neue Ambo gesegnet: „Gottes Wort erfülle dieses Haus und dringe ein in unser Ohr und in unser Herz, damit wir ihm gläubig folgen können“, betet der Bischof.

Die eigentliche Altarweihe aber beginnt nach der Predigt mit der Anrufung der Heiligen: Kirche ist immer größer als die sichtbare Gemeinschaft. Sie schließt auch die himmlische Kirche mit ein: alle, die vor uns geglaubt, gebetet, Eucharistie gefeiert haben, ja die uns vorgelebt haben, wie Christsein gelingen kann. In einer Prozession werden nun die Reliquien zum Altar gebracht, die dort im Altar beigesetzt werden. Mit den beiden Wormser Bischöfen Amandus und Rupert sind es zwei bedeutende Wormser Glaubenszeugen. Die Reliquien, für die Klaus Krier und Martin Rauch einen wunderbaren Keramikschrein geschaffen haben, werden in die dafür vorgesehene Nische des Altares eingebracht. Dann wird der Altar mit Weihwasser besprengt und mit dem geweihten Öl, dem Chrisam gesalbt. Es ist derselbe Ritus wie bei der Taufe: so wie jeder, der getauft wird, mit Chrisam gesalbt wird und so zum „Gesalbten“, zu einem Repräsentanten für Jesus Christus wird, so steht der Altar für Christus, den Gesalbten. Besonders eindrucksvoll aber ist der folgende Ritus: an den vier Ecken und in der Mitte des Altars werden Wachsdochte mit Weihrauch aufgestellt und entzündet. Dazu wird ein Heilig-Geist-Lied gesungen. Die Flammen leuchten und der Weihrauch steigt auf. Dazu betet der Bischof: „Wie Weihrauch steige unser Gebet zu dir empor. Und wie dieses Haus mit wohlriechendem Duft sich füllt, so erfülle Christi Geist deine Kirche!“ Es folgt das ausführliche und eindrucksvolle Weihegebet, und schließlich wird der Altar vorbereitet für die eigentlich entscheidende Weihehandlung. Ein Altartuch wird aufgelegt, Kerzen auf dem Altar werden entzündet und die Gaben werden zum Altar gebracht. Denn die Weihe des neuen Altars geschieht vor allem dadurch, dass hier nun zum ersten Mal die heilige Eucharistie gefeiert und der Altar so seiner Bestimmung übergeben wird. Denn das ist die wesentliche Bestimmung des Altars. Hier wird das heilige Messopfer gefeiert, das Abendmahl. Hier begegnet uns Christus immer neu im heiligen Sakrament, in den Zeichen von Brot und Wein. Der Altar ist, wie es im Weihegebet heißt: „die festliche Tafel, um die sich die Tischgenossen Christi freudig versammeln“.

In diesem Altare ist Leben!

Dass eine ganze Gemeinde mitgebaut hat am Altar, ist wohl etwas ganz einmaliges. Wer dabei war, als vom 21. bis zum 24. August 2018 der Altar im Wormser Dom aus Lehm und Erde gebaut wurde, wird es vermutlich nie vergessen. Schicht um Schicht wurde die Erde eingefüllt und festgestampft. In die einzelnen Schichten sollten verschiedene Relikte, die die Geschichte des Domes erinnern, aber auch, die für die lebendige Gemeinde heute stehen. Angefangen von einem Stein aus einem römischen Fundament, das hier am Domplatz zutage kam, über verschiedene von den Archäologen gefundenen Scherben aus römischer Zeit und aus dem Mittelalter. Bis hin zu Zeichen, die für unsere Gemeinde heute stehen: eine Gedenkmünze zur Tausendjahrfeier des Domes etwa.

Immer mehr Gruppen der Gemeinde brachten Zeichen, Symbole, ja gleichsam moderne Reliquien, die in den Altar eingelegt wurden. Es sind Zeichen, die für das Leben der Menschen stehen, für ihre Dankbarkeit Gott gegenüber. Ja, viele haben ganz bewusst ein Stück von sich in diesen Altar gelegt. In diesem Altar ist wirklich Leben. Und genau so soll es sein: mit den Gaben bringen wir selbst uns in jeder Eucharistiefeier zum Altar. Wie die Gaben von Brot und Wein bitten wir Gott, dass er auch uns verwandelt, zu neuen Menschen macht, durchdrungen und verwandelt von seiner Liebe.

Hier eine Übersicht  der „Reliquien“ und Symbole, die in die Schichten des neuen Altars eingelegt wurden: