Bunte Kegel im Novembernebel

Bis zu 1000 Newwelinge entstehen in den Wochen vor Allerheiligen in mühevoller Handarbeit

Newwelinge (c) Bistum Mainz
Newwelinge
Datum:
Mi. 26. Okt. 2016
Von:
Sven Herget

Sie sehen ein bisschen aus wie Cola-Schnüre, sind aber aus dünnem Wachs. Es gibt sie in rot, gelb, grün, weiß und blau. Aus den hauchfeinen Endlosbändern entsteht der Newweling – eine echte Mainzer Besonderheit, die es nur an Allerheiligen gibt.

In Mainz gibt es nur noch einen Hersteller, der die Traditionskerzen produziert. Bis zu 1000 Stück entstehen in den Wochen vor Allerheiligen. In mühevoller Handarbeit. Maria Theresia Tusar wickelt die farbigen Bänder behutsam um einen Holzkegel. „Ich drücke die Schnüre nur leicht an, damit sie halten, und wickele dann spiralförmig weiter, bis der Newweling die gewünschte Größe erreicht hat", erklärt sie und schneidet dann die Schnur mit einer Scherze ab. „Das ist ein kleiner Newweling. Der ist so acht Zentimeter groß."

Vorsichtig löst sie den bunten Kegel vom Holzmodell. „Er darf nicht am Holz hängen bleiben, sonst geht er kaputt", sagt Maria Tusar. Die Wachskegel sind innen hohl und das macht die Produktion schwierig. „Man braucht da sehr viel Geduld", ergänzt sie, während sie schon den nächsten Newweling wickelt.

Die bunten Schnüre für die Mainzer Rarität stellt ihr Bruder, Franz Tusar, selbst her. „Die Feinarbeit überlasse ich gerne meiner Schwester", sagt der Kerzenhersteller schmunzelnd. „Mir fehlt das Geschick und die Geduld."

Woher der Name Newweling kommt, ist nicht eindeutig. „Erstmals erwähnt wird er 1376", berichtet Franz Tusar. Vermutlich habe der Begriff mit Nebel zu tun. Gerade zu Allerheiligen sei es oft trüb und neblig. „Warum der Newweling aber eine spitze Form hat und welche Bedeutung die Farben haben, weiß keiner so genau", ergänzt Franz Tusar.

Wie lange der Newweling noch auf den Mainzer Friedhöfen zu Allerheiligen brennen wird, ist ungewiss. Einen Nachfolger hat Franz Tusar nicht. „Wenn wir die Newwelings nicht mehr herstellen, wird es wohl keine mehr geben", sagt er etwas wehmütig.