Neun Freunde gründen ein Vokalensemble und singen nur das, was ihnen gefällt. Ein Treffen mit den Musikerinnen und Musikern von Sonova bei einer Chorprobe. Ein Bericht aus dem aktuellen Magazin "Glaube und Leben".
Ein paar junge Leute sitzen an einer Tischgruppe in U-Form. Sie schauen gebannt auf Laptops und Tablets. Ist das hier die Chorprobe von Sonova? Oder tagt hier doch ein Arbeitskreis? Notenblätter sucht man vergebens. Im Gemeindesaal von St. Stephan in Mainz besprechen die Sängerinnen und Sänger ein Stück, dann wird wieder gesungen. A cappella, ohne Klavier oder Orgel. Der Gesang klingt makellos.
„Viele haben einen Bezug zur Kirche“
„Tablets und Laptops nutzen wir zum Üben. Dann haben wir nicht so viel Papierkram dabei“, erklärt Altistin Theresa Hammes. „Bei den Konzerten kommen aber unsere Chormappen mit Notenblättern zum Einsatz“, ergänzt Tenor Sven Hanagarth. Im benachbarten Gotteshaus, in der sogenannten Chagall-Kirche mit ihren blauen Fenstern, werden sie am 11. Mai auftreten.
Sonova ist ein recht neues Gesangsensemble in Mainz. Der Name, aus dem Lateinischen hergeleitet, bedeutet frei übersetzt „neuer Klang“. Im Frühjahr vergangenen Jahres schlossen sich die Musikerinnen und Musiker zusammen. Damit sind sie ein Beispiel einer nachwachsenden Chorszene mit kleineren Ensembles. Den klassischen Gesangsvereinen fehlen nicht selten jüngere Mitglieder, zuletzt hatte die Corona-Pandemie Chören zugesetzt. „Wir sind alle im Studierenden-Alter, Anfang bis Ende 20“, sagt Sonova-Sprecherin Theresa Hammes (23). Die Mainzerin schätzt, dass Sonova eines der jüngsten Gesangsensembles in der Umgebung ist, was das Durchschnittsalter der Sängerinnen und Sänger betrifft. „Einige von uns studieren Kirchenmusik, manche sind Chorleiter. Viele haben einen Bezug zur Kirche. Das hat uns zusammengebracht.“ Vor allem aber sind sie eines: miteinander befreundet – und zugleich alle Einzelkämpfer. Denn stellenweise singen die neun Sängerinnen und Sänger neunstimmig. Jede und jeder muss die eigenen Noten beherrschen. Bei der Probe werden die einzelnen Stimmen nicht groß geübt, stattdessen Atempausen und die genaue Aussprache der Texte besprochen. Auch gescherzt und gelacht wird viel. Bei Konzerten birgt die kleine Besetzung eine weitere Herausforderung: „Eigentlich darf niemand fehlen“, sagt Theresa Hammes.
„Positive Resonanz hat uns überwältigt“
„Durch unseren kirchenmusikalischen Einfluss sind wir in unserem Repertoire vor allem klassisch unterwegs“, erklärt die Altistin. „Dennoch versuchen wir, ein breites Spektrum zu bieten. Beim letzten Konzert im Herbst zum Thema ‚Abend‘ hatten wir Werke aus dem Frühbarock bis zum Pop im Programm.“ Ihre Stücke suchen sie gemeinsam aus, kein Chorleiter gibt etwas vor. 2024 hatten sie bereits mehrere Konzerte. „Die positive Resonanz hat uns überwältigt“, berichtet Hammes. „Wir nehmen uns Themen vor, die uns selbst beschäftigen.“ Die Initialzündung für Sonova war ein Projekt zum englischen Komponisten John Rutter, erzählt sie. „In seinen Werken geht es oft darum, wie schön die Welt ist. Diese Einstellung gefällt uns.“
Für das Konzert in St. Stephan lässt sich das Ensemble vom Blau der Chagall-Fenster inspirieren: „Die Stücke drehen sich um Weisheit, Melancholie und allumfassenden Frieden. Die Bedeutung von Letzterem aufzuzeigen“, betont die Sonova-Sprecherin, „ist uns sehr wichtig.“
Konzert in Chagall-Kirche
Konzert mit Sonova am 11. Mai mit dem Titel „Blue –
Klänge von Frieden, Vertrauen und Sehnsucht“, um
18 Uhr in St. Stephan in Mainz, unter anderem mit
Werken von Benjamin Britten und Arvo Pärt. Eintritt
frei, Spenden erbeten.
Anlass des Konzerts:
Vor 40 Jahren, am 11. Mai 1985, wurden die letzten Fenster
von Marc Chagall für St. Stephan übergeben