Mit dem Fest Taufe des Herrn endet die Weihnachtszeit. Manche lassen die Weihnachtsdekoration noch ein wenig stehen, so wie es früher der Fall war, wo die Weihnachtszeit bis zu Mariä Lichtmess gedauert hat. Sie bedauern, dass die Weihnachtszeit so schnell endet. Sie wollen lieber sich noch ein wenig länger an der weihnachtlichen Atmosphäre erfreuen.
Diese eigenartige Spannung wird heute auch in der Feier der Eucharistie spürbar: Zwar erklingen noch die bekannten Weihnachtslieder. Aber die Texte der biblischen Lesungen sind gar nicht mehr so weihnachtlich. Sie sprechen von einer Taufe. Aber nicht von der Taufe eines Kindes, das würde ja zu Weihnachten noch irgendwie passen. Sondern von der Taufe eines erwachsenen Mannes.
Die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer ist das Ende seiner dreißig verborgenen Lebensjahre in Nazareth. Erstmals tritt er in das Licht der Öffentlichkeit. Von da an beginnt sein öffentliches Wirken in Israel, das drei Jahre dauert und mit seinem Tod und seiner Auferstehung in Jerusalem endet.
Jesus begibt sich von seiner Heimatstadt in Galiläa an den Jordan. Eine große Menschenmenge ist dort versammelt. Viele stellen sich an, um an die Reihe zu kommen und von Johannes getauft zu werden, d.h. untergetaucht zu werden als Zeichen der Buße und Umkehr. Jesus reiht sich ein in die lange Schlange der Wartenden. Es wird berichtet, dass Johannes darüber schockiert war. Der, den er als den kommenden Retter angekündigt hatte, wartet jetzt mitten unter den Leuten, wie einer von ihnen, wie ein gewöhnlicher Sünder, „zusammen mit dem ganzen Volk“ (Lk 3,21). Johannes versteht erst nicht. Er hat doch von Jesus gesagt: „Es kommt einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen und Sandalen zu lösen. Er wird euch mi dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“ (Lk 3,16). Ich taufe euch nur mit Jordanwasser, als Vorbereitung auf das, was der Messias an euch tun wird.
Diese Szene, von der das heutige Evangelium berichtet, zeigt wie im Vergrößerungsglas den ganzen Sinn des Lebens Jesu: mitten unter den Menschen zu sein, eine von uns, ohne besondere Hervorhebung. Er, der ohne Sünde ist, stellt sich in eine Reihe mit uns Sündern. Als er schließlich drankommt, um sich taufen zu lassen, „öffnet sich der Himmel“ über ihm, kommt der Heilige Geist „in Gestalt einer Taube“ auf ihn herab „und eine Stimme aus dem Himmel sprach: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ (Lk 3,21f).
Das Fest Taufe des Herrn, das wir heute feiern, kann uns dazu anregen, über unsere eigene Taufe nachzudenken. Unser Glaubensleben beginnt nicht mit einem Gebot oder einem Verbot. Es beginnt auch nicht mit einer Leistung, die wir zu vollbringen hätten. Ja es beginnt nicht einmal mit unserer Entscheidung für Gott und den Glauben an ihn. Unser Glaubensleben beginnt mit einer Zusage, die uns Gott bei unserer Taufe gab: „Du bist mein geliebtes Kind, du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter. An dir habe ich Gefallen gefunden. Ich sage Ja zu dir und zu deinem Leben. Ich sage Ja zu deiner Sehnsucht. Ich sage Ja zu dir so wie du bist.“ Jeder, jede von uns ist von Gott geliebt, von ihm angenommen- noch bevor wir uns für ihn entschieden haben. Er bekennt sich zu uns, noch bevor wir uns zu ihm bekannt haben. Das ist gratis, umsonst – es ist Gnade. Ein einmaliges Geschenk.
Auch wenn manche von uns gerne noch etwas länger Weihnachten feiern würden – mit dem Fest Taufe des Herrn endet die Weihnachtszeit. Heute im Gottesdienst steht nicht mehr das Jesuskind im Mittelpunkt, sondern der erwachsene Jesus. Warum dieses abrupte Ende der Weihnachtszeit?
Zunächst einmal, weil der „Vorrat“ an Geschichten der Kindheit Jesu „aufgebraucht“ ist und das Neue Testament keine anderen mehr zu bieten hat.
Dann aber, weil die Geschichte vom Christkind immer die Gefahr in sich birgt, die Botschaft von Weihnachten zu verniedlichen und sich dem Anspruch des erwachsenen Jesus zu entziehen. Die Versuchung ist ja groß, nur das Kind zu sehen, das auf dem Schoß seiner Mutter sitzt, nicht aber den erwachsenen Jesus. Dieser Jesus ist nicht nur lieb, sondern auch unbequem. Er ist einer, der nicht nur fasziniert, sondern auch fordert und herausfordert.
Die Taufe ist für uns nicht nur eine Gabe, ein Geschenk, sondern auch eine Aufgabe. Die Aufgabe als Söhne und Töchter Gottes, als Jüngerinnen und Jünger Jesu zu leben.
Einige Anmerkungen zum Thema Namensfindung für die neue Pfarrei: Wie Sie wissen, suchen wir einen neuen Namen für unsere zukünftige neue Pfarrei. Gestern Abend fand ein Austauschtreffen im Haus St. Elisabeth zu diesem Thema statt. Auch wenn nur wenige daran teilgenommen haben, war es dennoch ein guter Austausch. Uns allen ist klar geworden: Der Name kann Einfluss haben auf unser Verhalten. Wie stellen wir uns die neue Pfarrei vor? Welches Profil soll sie haben? Es wurden einige Schwerpunkte genannt: Raum bieten für Begegnungsmöglichkeiten, Caritatives Tun, Gesellschaftliches Engagement, flexibel und offen für Neues, Verankert sein in Gott, Mut sich auch öffentlich zu christlichen Werten zu bekennen. Wir sollen darum Ausschau halten nach Namenspatronen, die uns Vorbilder sein können in den genannten Bereichen. Mir ist nach dem Treffen bewusst geworden: Wir sollten den Namen eines Heiligen suchen, der bekannt ist, mit dem die Menschen etwas anfangen können, am besten auch die, die nicht unbedingt praktizierende Christen sind.
St. Martin wäre so ein Name, der bleibt aber dem Mainzer Dom vorbehalten. Machen Sie sich also darüber Gedanken, welchen Namen wir unserer neuen Pfarrei geben sollen und geben Sie Ihren Vorschlag bis spätestens 31. Januar ab.
Der Hinweis auf den erwachsenen Jesus will uns wachrütteln. Weg vom „holden Knaben im lockigen Haar“ hin zum Kern von Weihnachten: Gott wird Mensch. Zwar als Kind, aber als ein Kind, aus dem ein erwachsener Mann wird. Und der will ernst genommen werden „nicht nur zur Weihnachtszeit“.
A m e n.