Schmuckband Kreuzgang

Glocken und Orgel von Herz Jesu Gustavsburg

GU-glocken (c) unbekannt

Glocken

Die Weihe der ersten Glocken erfolgte am 04. Oktober 1908 durch Prälat Forschner aus Mainz. Die Predigt hielt Pfarrer Zipp aus Weisenau. Das sehr schöne Geläute bestand aus drei Glocken:

  • Die größte hatte den Ton e (1010 kg); geziert war sie mit dem Bild des heiligen Franziskus von Assisi. Darunter waren die Worte zu lesen: „Heiliger Franziskus bitte für uns." Sie war ein Geschenk des Militäroberpfarrers Franz Beitzler an die katholische Pfarrgemeinde Gustavsburg.
  • Die mittlere Glocke hatte den Ton g (515 kg); geziert war sie mit dem Bild des heiligsten Herzens Jesu und den Worten: „Göttliches Herz Jesu, erbarme dich unser!" Sie war ebenfalls ein Geschenk an die Pfarrgemeinde. Fräulein Zimmermann, die Haushälterin des Militäroberpfarrers Beitzler, war eine Verehrerin des göttlichen Herzens Jesu.
  • Die dritte Glocke hat den Ton a (365 kg); geziert ist sie mit dem Bild der heiligen Gottesmutter mit dem Jesuskind auf dem Arm. Es folgt die Inschrift: „Unter Deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o heilige Gottesgebärerin." Ein Name oder Hinweis auf den Stifter ist nicht angegeben. Es wird vermutet, daß diese Glocke von dem Domkapellmeister Georg Victor Weber aus Mainz gestiftet wurde.

Die beiden ersten Glocken mussten im Ersten Weltkrieg abgeliefert werden zu Kriegszwecken. Am 29. Oktober 1917 wurden die Glocken verwogen und mussten am 14. Dezember 1917 bei der Güterabfertigung in Rüsselsheim angeliefert werden. Die als Vergütung für die abgelieferten Glocken gezahlten 5.575 Papiermark wurden in der Inflationszeit nahezu ganz entwertet. Bis zum 25. November 1928 hatte die Kirche nur eine Glocke.

Es mussten wieder neue Glocken beschafft werden. Man hatte jedoch Bedenken, dass der Turm - wesentlich kleiner als heute - die Wucht der schwingenden Glocken aushalte. Die Eisenverankerung beim Turmausbau stiftete die MAN, Werk Gustavsburg. Der eiserne Treppenaufstieg im Turm wurde in der Lehrlingswerkstatt der MAN gegen Zahlung von 1.497,-- RM einschließlich Montage hergestellt.

Die noch vorhandene Glocke und der Glockenstuhl wurden herabgenommen. Bis Mitte November 1928 waren die Arbeiten am Turm so fortgeschritten, dass die zwei neuen Glocken angeliefert und am 25. November geweiht werden konnten. Die große Glocke mit dem Bild des göttlichen Herzens Jesu wog 20,5 Zentner und hatte den Ton e, die zweite Glocke mit dem Bild des heiligen Joseph hatte den Ton g und ein Gewicht von 10,5 Zentner. Die Weihe der Glocken nahm Herr Domkapitular Ludwig Lenhart vor, die Festpredigt hielt Pfarrer Joseph Ballweg.

Am 28. Januar 1942 kam die Ankündigung der Glockenabnahme seitens der Kreishandwerkschaft. Von der Reichsstelle für Metalle erhielt das Pfarramt eine Bescheinigung über die Herabnahme der Glocken Herz Jesu und Hl. Joseph. Bei Schneefall und grimmiger Kälte wurden sie vom Zimmereibetrieb Gottfried Juli, Mainz-Kostheim, vom Turm geholt, ohne einen Abschiedsgruß an die Gläubigen richten zu können. Die kleine Glocke war nun für die nächsten 16 Jahre Künderin, Mahnerin und Ruferin für die katholischen Gläubigen.

Zahlreiche Kollekten waren nach dem Zweiten Weltkrieg erforderlich, um eine Rücklage für ein neues Geläute zu bilden. Am  1958 erfolgte die Konsekration des neuen Geläutes.
Pfarrer Paul Keim, der sich sehr für die Wiederbeschaffung der Glocken engagierte, legte Wert darauf, dass die Töne der neuen Glocken mit denen der evangelischen Kirche übereinstimmten.

Die Glocken von Herz Jesu wurden vom Glockengießer F.W. Schilling / Heidelberg am 19.12.1957 gegossen und am 13.03.1958 (Sonntag Laetare) geweiht (Konsekration). Seit diesem Tag schwingen nun die Glocken im Turm der Herz Jesu-Kirche:

  • Geweiht wurde die erste Glocke dem heiligsten Herz Jesu. Sie hat den Schlagton ES. Der Weihespruch lautet: „Herz Jesu, Quell des Lebens und der Heiligkeit, erbarme dich unser".
  • Die zweite Glocke wurde dem heiligsten Herzen Mariä geweiht und hat den Schlagton GES. Der Weihespruch lautet: „Herz Mariä, Kelch der Hingabe, bitte für uns".
  • Die dritte Glocke wurde dem heiligen Josef geweiht und hat den Schlagton AS. Der Weihespruch lautet: „Heiliger Josef, Hüter göttlicher Geheimnisse, bitte für uns".
  • Die 4. Glocke ist dem heiligen Papst Pius X geweiht und hat den Schlagton B. Der Weihespruch lautet: Heiliger Pius X, Erneuerer der Kirche, führe uns zu Christus".

Wenn Sie sich die Glocken anhören wollen, so können Sie die nachfolgende Datei herunterladen:

GU-orgel_1 (c) Marc Wahler

Orgel unter Denkmalschutz

Die Orgel der Pfarrkirche Herz Jesu wurde von der Firma Gerhard & Söhne aus Boppard im Jahre 1929 gebaut. Sie umfasst 15 klingende Register, 2 Manuale und eine Pedaltraktur. Sie wird nicht (elektro)mechanisch, sondern pneumatisch betrieben. Entsprechend ihrer Entstehungszeit besitzt die Orgel ein (spät-) romantisches Klangbild. Dieses zeigt sich besonders an den vielen Registern in 8´-Lage, der doppelt besetzten 16´-Lage sowie der reichhaltigen Auswahl an Registern der Streicherfamilie. Durch geschickten Einsatz der zahlreichen Oktavkoppeln, können die eingebauten 15 Registern auf bis zu 37 vervielfacht werden.
Nachteile der rein pneumatischen Technik sind die hohe Fehleranfälligkeit sowie eine immer langsamere Ansprache der Töne mit zunehmendem Abstand zum Spieltisch.

Das Gustavsburger Instrument überstand den Zweiten Weltkrieg unbeschadet, obwohl die „Reichsstelle für Eisen und Metalle" bereits angeordnet hatte, mehrere Register auszubauen und einzuschmelzen.

Die zuständigen Domkapellmeister Dr. Köllner (1959) und Hain (1982) haben sie jeweils geprüft und in Zusammenarbeit mit den Pfarrern Keim und Heckwolf eine Überholung veranlasst.

Orgel

Am 19.11.1992 teilte der Orgelsachverständige der Diözese Mainz, Herr Anton Dannoritzer, Herrn Pfarrer Heckwolf aus Gustavsburg  mit:
„Aufgrund meiner Besichtigung der Orgel Anfang diesen Jahres empfehle ich, die Orgel in der Herz Jesu-Kirche in Mainz-Gustavsburg unter Denkmalschutz zu stellen. Meines Wissens ist in unserer Gegend sonst keine Orgel der Werkstatt Gerhard (Boppard) aus den zwanziger Jahren unverändert erhalten. Da die Orgeldenkmäler der Spätromantik mittlerweile selten geworden sind, ist es lohnend, diese Orgel zu erhalten, zumal die künstlerische und technische Qualität interessant ist."

Am 27.1.1993 erklärt das Landesamt für Denkmalpflege Hessen, dass die Orgel der katholischen Kirche in Gustavsburg als „ein Kulturdenkmal nach §2.1 des Hessischen Denkmalschutzgesetzes in die Liste der Kulturdenkmäler des Kreises Groß-Gerau aufgenommen worden ist".

Dieses Gutachten verpflichtete uns, im Rahmen der Innenrenovierung der Kirche eine erneute Überholung der Orgel in Auftrag zu geben. Die Orgelpfeifen wurden vor Beginn der Arbeiten ausgebaut und entsprechend gelagert. Das Pfeifenwerk, die Windladen, die Windanlage, das Innengehäuse und der Spieltisch wurden instandgesetzt und gereinigt. Die Orgelanlage wurde durch zwei Projektorenliedanzeiger ergänzt. Aktuell wird die Orgel durch „Orgelbau Förster & Nicolaus“ aus Lich (Oberhessen) betreut und gewartet um das denkmalgeschützte Instrument fachgerecht zu erhalten. Schon mehrfach fanden Besichtigungen oder Lehrgänge verschiedener Institutionen an der Gustavsburger Orgel statt.

"Die Pfeifenorgel soll in der lateinischen Kirche als traditionelles Musikinstrument in hohen Ehren gehalten werden, denn ihr Klang vermag den Glanz der kirchlichen Zeremonien wunderbar zu steigern und die Herzen mächtig zu Gott und zum Himmel emporzuheben."

(Zweites Vatikanisches Konzil)

 

Disposition der Orgel

I-Manual, Hauptwerk, C-f3

Prinzipal 8`

Gedackt 8`

Gamba 8`

Salicional 8`

Hohlflöte 4`

 

II- Manual, Schwellwerk, C-f3

Gemshorn 8`

Flaut major 8`

Aeoline 8`

Vox coelestis 8`

Fugara 4`

Cornet 3-fach

Trompete 8`

 

Pedal, C-d1

Gedacktbass 16´

Subbass 16`

Violonbass 8´

 

Koppeln und Registrierhilfen

Manualkoppel: II/I

Superoktavkoppeln: I/I, II/II, II/I, P/P

Suboktavkoppel: II/I

Pedalkoppeln: I/P, II/P

Generalkoppel

Feste Kombinationen: pp, p, mf, f, ff, Tutti

Eine freie Kombination

Registerschweller (Fußtritt)

Automatisches piano Pedal