Schmuckband Kreuzgang

Das Wort zum Sonntag

„Gott selbst wird kommen und euch retten“ - Texte: Jes 35, 1-6a.10 u. Mt 11, 2-11

Pfarrer Karl Zirmer (c) Markus Schenk, Büttelborn
Pfarrer Karl Zirmer
Datum:
Sa. 13. Dez. 2025
Von:
Pfarrer Karl Zirmer

Mitten in der Zeit des Wartens auf Weihnachten leuchtet ein Strahl der Freude auf. „Gaudete“ – „Freut euch!“ heißt dieser dritte Adventssonntag. Auf dem Adventskranz strahlt eine Kerze mehr und die liturgische Farbe des heutigen Tages ist ein helles Rosa, ein Zeichen der Vorfreude. Doch Freude ist nicht selbstverständlich. Nicht selten kommt uns unser Leben und unser Alltag eher vor wie eine trockene Wüste. Aber genau in eine solche Situation hinein spricht die Botschaft des heutigen Sonntags: Gott schenkt Hoffnung! In der alttestamentlichen Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja wird uns verkündet: Die Wüste wird zum blühenden Garten, die Verzagten fassen neuen Mut, die Kranken werden gesund und die Vertriebenen kehren heim. Und wer führt diese paradiesischen Zustände herbei? Der Prophet sagt uns: „Gott selbst wir kommen und euch retten!“

Der Traum von einer kommenden „besseren Welt“ hat die Menschheit wohl zu allen Zeiten geträumt, nicht nur in Israel und in der Bibel. Ein prominenter Versuch, diesen Traum zu verwirklichen, war der Marxismus, der weltweit propagiert wurde, heute aber als endgültig gescheitert gelten muss.

Die Botschaft, die uns am heutigen Gaudete-Sonntag Verkündet wird lautet: Es gibt eine Hoffnung für die Welt! Angesichts der vielfältigen Probleme, ja Krisen in der Welt ist Hoffnung genau das, was wir in diesen Tagen auch so dringend brauchen! Wir machen uns keine Illusionen über den Zustand der Welt. Wir blenden die bedrückenden Realitäten auch nicht aus. Und dennoch gilt, was ein Sprichwort sagt: „Doch die Hoffnung auf ein besseres Leben, die lasse Dir bitte, niemals nehmen. Denn wenn Du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.“

Wir Christen glauben nicht nur, dass es irgendwie weitergeht und gut wird. Sondern der Glaube an einen guten, menschenfreundlichen Gott hilft uns, an das Gute im Menschen und in der Welt, an die Kraft der Liebe zu glauben! Unsere Hoffnung hat einen Namen: Jesus Christus, dessen Geburtsfest wir an Weihnachten feiern. Weil wir an diesen Christus glauben, der für uns Mensch geworden ist, lassen wir uns den Traum von einer besseren und friedlicheren Welt nicht mehr nehmen.

„Freut euch!“, wird uns am heutigen Sonntag zugerufen. Freut euch, weil ihr die begründete Hoffnung haben dürft, dass das Leiden nicht das letzte Wort in unserem Leben behalten wird. Die Freude hebt die Leiden und Sorgen, das gegenwärtig Belastende nicht auf. Aber sie gründet in der Hoffnung, dass das nicht alles ist, so schlimm es auch im Moment noch sein mag. Das Leben ist mehr als das, was wir augenblicklich erleben und erfahren. Gottes Möglichkeiten sind größer als unsere Vorstellungen.

Die Adventszeit erinnert auch daran, dass der Herr, der schon mitten unter uns ist, diese Welt einmal vollenden wird. Darum ist diese Welt nicht trostlos. Wir haben eine neue Perspektive für unser Leben! Das gibt uns Kraft für unseren Alltag. Wir können so leben, wie wir es erwarten: ohne einander zu verletzen und zu bekämpfen. Wir können denen Hoffnung machen, die verzweifelt sind und geängstigt. Wir können helfen, wo Menschen in Not sind, auch wenn unsere Möglichkeiten sehr begrenzt sind. Wir können denen Freude schenken, die traurig sind und ohne Trost. Wir können jetzt schon kleine Lichter anzünden, Lichter in denen Hoffnung und Freude aufscheinen. Kleine Lichter sind es, noch keine Festbeleuchtung. Aber auch kleine Lichter machen hell, hell für den, der im Finstern sitzt.

Wir wissen nicht, wie lange noch der Ukraine-Krieg dauern wird, welche Folgen er auch für uns noch haben wird. Wir wissen nicht, wie wir die vielfältigen Krisen in unserer Welt und in unserer Gesellschaft bewältigen werden. Dennoch lassen wir uns nicht entmutigen: Not und Unrecht, Elend und Tod, so mächtig sie auch sind in unserer Welt, werden nicht das letzte Wort haben. Sie sind nicht endgültig! Unsere Freude kommt aus der Gewissheit, dass der Herr uns nahe ist, bei uns bleibt und mit uns geht. Wir können uns freuen, weil wir hoffen dürfen! Wir können uns zu jeder Zeit freuen, freuen trotz des Dunkels dieser Welt. Gott ist treu! Er wird die uns nicht im Stich lassen!

A m e n