Domplatz eingeweiht
Mit einem Segensgebet hat die Domgemeinde am Erntedank-Sonntag nach dem festlichen Hochamt den neu gestalteten Domplatz eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben. Seit mehr als 4 Jahren prägten Bauzäune das Bild, als mit dem Abriss der Treppe zum Kreuzgang zuerst die archäologischen Grabungen und dann die Bauarbeiten am Haus am Dom begannen. Seit Januar wurde dann parallel auch an der Neugestaltung des Domplatzes gearbeitet. Zwar sind die Arbeiten noch nicht endgültig abgeschlossen, aber doch soweit fortgeschritten, dass der Platz seiner Bestimmung übergeben und wieder komplett genutzt werden kann.
Ein Teil der Arbeiten zur Neugestaltung sei durch den Neubau des Hauses am Dom notwendig geworden, erläuterte Propst Tobias Schäfer in einer kurzen Ansprache. Das Haus musste an den Domplatz angeschlossen werden. Zahlreiche andere Arbeiten aber hätten ohnehin dringend angestanden. Die letzte umfassende Neugestaltung des Domplatzes geschah Anfang der 30er Jahre und liegt somit schon weit mehr als 80 Jahre zurück. Platten waren gebrochen und zu Stolperfallen geworden, Lampen und Stromleitungen mussten erneuert werden, ebenso wie Wasseranschlüsse und der Kanal. Ein dringendes Anliegen sei aber auch die barrierefreie Erschließung des Domplatzes gewesen: wegen der durchgehenden Freitreppe zur Andreasstraße hin war der Domplatz bislang für Rollstuhlfahrer praktisch nicht erreichbar. Die Neugestaltung hat nun die Treppenanlage etwas gekürzt: so entstand entlang der Wohnbebauung eine barrierefreie Zufahrt. Insgesamt wurde der Weg zum Südportal durch die Neugestaltung des Plattenbelages geschickt so inszeniert, dass das Südportal selbst als Hauptzugang zum Dom deutlich aufgewertet wird. Die Achse zwischen dem Portal des Andreasstiftes und dem Südportal des Domes wird unübersehbar. Die Statue des Domerbauers Bischof Burchard wurde nun in diese Achse platziert, so dass der Bischof jetzt wirklich alle Dombesucher segnend und auf Augenhöhe empfängt. Mit dem neuen, deutlich flächenmäßig ausgedehnten Plattenbelag aus rötlichen Sandsteinplatten ist eine großzügige Platzsituation geschaffen worden. Die vorher etwas ungeordnet und zufällig wirkende Anordnung der Sarkophage präsentiert sich in einer ansprechenden Ordnung. Ende Oktober wird eine Baumpflanzung die Platzgestaltung noch ergänzen. Noch fehlen Bänke, die zum Sitzen und Verweilen einladen, aber schon jetzt ist erkennbar, dass der Domplatz eine deutliche Aufwertung erfahren hat.
In den kommenden Wochen, so kündigte Propst Schäfer an, werde noch der Treppenaufgang zum Kreuzgangbereich und zum Platz der Partnerschaft fertig gestellt werden, so dass auch der Umgang um den Dom dann wieder möglich sein wird. Ein Behindertenaufzug soll an dieser Treppe zu späterem Zeitpunkt nachgerüstet werden. Schließlich müsse noch die Rasenfläche wiederhergestellt werden.
Als Wermutstropfen bezeichnete der Propst die Tatsache, dass man die Neugestaltung des Kreuzganges, für die auch bereits Pläne vorlägen, zunächst zurückstellen müsse. „Wir haben insgesamt 1,1 Millionen Euro für den Domplatz aufgewendet. Für weitere Maßnahmen fehlt uns jetzt erst einmal das Geld.“ An dieser Stelle zeigte sich der Propst deutlich enttäuscht, dass es für die Neugestaltung des Domplatzes keinerlei Zuschüsse von der Stadt oder aus öffentlichen Mitteln gegeben habe. „Am Anfang hat man uns eine Menge Versprechungen gemacht, am Ende gab es keinen Cent!“ Der Propst erinnerte, dass die letzte Neugestaltung des Domplatzes in den 30er Jahren weitgehend durch die Stadt finanziert worden war, die Domgemeinde habe sich damals mit etwa einem Drittel an den Kosten beteiligt. Damals war vereinbart worden, dass die Domgemeinde den Domplatz künftig wie eine öffentliche Parkanlage für alle Wormser und Besucher offen und zugänglich hält, die Stadt im Gegenzug den Domplatz wie alle öffentlichen Parkanlagen pflegt und die Verkehrssicherung übernimmt. Dieser Vertrag bestehe bis heute fort.
„Während die Stadt für die ca. 27.000 jährlichen Gäste für die Nibelungenfestspiele einen städtischen Zuschuss von 1,7 Mio. jährlich für gerechtfertigt hält, unterstützt sie uns mit dem Dom, der gern als „‘Krone der Stadt‘ bezeichnet wird und der jährlich weit mehr als 300.000 Besucher anzieht praktisch nicht. Dabei ist der Domplatz in seiner neuen Gestalt eine deutliche städtebauliche Aufwertung und mit dem Dom der Anziehungspunkt Nummer Eins für den Tourismus. Seine barrierefreie Erschließung müsste doch auch ein wichtiges Anliegen für die Stadt sein“, so der Propst in seiner Ansprache. Momentan versuche man, die Stadt dazu zu bewegen, als wenigstens kleinen symbolischen Beitrag mit dem städtischen Grünflächenamt die Wiederherstellung der Rasenfläche zu übernehmen. „Das wäre auch ein schönes Geschenk der Stadt zum Jubiläum. Aber selbst hier ziert man sich momentan noch auffallend“, so der Propst.
Im Segensgebet erbat der Propst den Segen Gottes für alle Menschen, die künftig hier auf diesem Platz zusammenkommen, sich begegnen, gemeinsam feiern, den Dom bestaunen, um schließlich einzutreten in das Haus Gottes. Nach der Segnung des Domplatzes lud der Seelsorgerat der Dom- und Martinsgemeinde noch zur Begegnung bei Kaffee und Kuchen auf dem Domplatz ein.
Kath. Pfarramt Dom St. Peter und St. Martin in Worms
07.10.2018