Schmuckband Kreuzgang

Feierliches Weihnachtshochamt

Hochamt Weihnachten 2023 01 (c) Martina Bauer
Hochamt Weihnachten 2023 01
Datum:
Mo. 25. Dez. 2023
Von:
Martina Bauer

mit Verabschiedung von Sr. Silvy

Predigt von Propst Tobias Schäfer und Impressionen

Weihnachten 2023                                                                       zu: Joh 1, 1-18 (& Lk 2, 15-20)

Transeamus!
Weihnachten will uns in Bewegung setzen!

 

  1. Atemlos – durch die Nacht!“ An dieses Lied musste ich in den letzten Tagen oft denken. So ging es mir manchmal in dieser extrem kurzen Adventszeit, mit all den Terminen, mit all dem, was vorbereitet, organisiert werden wollte. Ein extrem hektisches Weihnachten – trotz aller Vorsätze, es in der Adventszeit etwas ruhiger anzugehen. Und ich vermute, dass es vielen von Ihnen kaum anders ging. Eine hektische Zeit.
  2. Andererseits: Wer meint, Weihnachten sei das Fest der Ruhe, der Besinnlichkeit, der Entspannung, der irrt gewaltig. In Weihnachten ist Bewegung drin! Weihnachten will uns in Bewegung versetzen!
  3. Früher, als wir Menschen noch nicht so bequem waren, das gab es noch die „Hirtenmesse“ – die Älteren werden sich vielleicht noch erinnern. In aller Frühe am Weihnachtsmorgen. Und das Evangelium in der Hirtenmesse war die Fortsetzung vom Evangelium in der heiligen Nacht. In den Christmetten ist uns erzählt worden, wie Jesus geboren wurde, in einem Stall, weil in der Herberge kein Platz war. Wie er in eine Krippe gelegt wurde. Und wie die Engelchöre den Hirten die Frohe Botschaft verkündet haben: „Ehre sei Gott in der Höhe – und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens! Heute ist euch der Retter geboren!“ Die Fortsetzung kam dann morgens früh in der „Hirtenmesse“: hier wird erzählt, wie die Hirten reagieren auf diese unglaubliche Nachricht der Engel: „Auf! Lasst uns nach Betlehem gehen, um das Ereignis zu sehen, das die Engel verkündet haben!“ Und dann gehen sie nach Betlehem, nein, sie gehen nicht, „sie eilen“, heißt es im Evangelium. Nichts hält sie mehr. Sie rennen, hetzen, eilen zum Kind in der Krippe: „Atemlos, durch die Nacht!
  4. Natürlich: das ist eine andere Hektik als die Vorweihnachtshektik in einem kurzen Advent. Hier geht es nicht um den Stress, der davon kommt, dass wir allen möglichen Erwartungen gerecht werden wollen, gerecht werden müssen. Hier geht es nicht darum, was alles noch schnell erledigt und geschafft werden muss. Im Gegenteil: was die Hirten bewegt, was sie in Bewegung versetzt, ist die Freude über das, was ihnen da verkündet worden ist. Die Freude darüber, dass Gott ausgerechnet sie, die Hirten, die Außenseitern der Gesellschaft, als erste gewürdigt hat, ihnen die frohe Kunde zu bringen. Sie werden die ersten sein, die dem Heiland, dem Kind in der Krippe begegnen. Das versetzt sie in Bewegung, diese unbändige Freude. Und das Wissen, dass sie dem Kind nur begegnen können, wenn sie sich auf den Weg machen. Wer bequem hocken bleibt, der wird dem Kind nicht begegnen. Gott ist auf uns Menschen zugegangen, er kommt in diese Welt. Aber erwartet auch von uns, dass wir uns unsererseits auf den Weg machen, ihm entgegen. Am Ende des Evangeliums der Hirtenmesse heißt es: „Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten!“ Die Dynamik, die Weihnachten ausgelöst hat, geht weiter. So werden die Hirten zu den ersten Zeugen und Boten der Frohen Botschaft.
  5. Nein, Weihnachten ist kein Fest der Gemütlichkeit und der Bequemlichkeit. Es ist ein Fest, in dem Dynamik ist, das uns bewegen, in Bewegung versetzen will. Auch im Evangelium des Weihnachtshochamtes, in dem wunderbaren Prolog des Johannesevangeliums, wird das für den, der genau hinhört, deutlich: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott!“ Das klingt zuerst nach Ruhe, nach Gelassenheit, nach Unbeweglichkeit. Aber schon im nächsten Vers bricht Dynamik aus: „Alles ist durch das Wort geworden!“ Das Wort Gottes hat eine Kraft, einen Dynamik, die eine ganze Welt in Bewegung setzt. Gott bleibt nicht in sich. Er macht sich auf den Weg, er kommt in die Welt, er geht auf die Menschen zu, ja er wird selbst Mensch: „Das Wort ist Fleisch geworden, und hat unter uns gewohnt!“ Die Dynamik, die Bewegung geht also von Gott aus. Er will uns in Bewegung versetzen. Er will, dass wir uns auch auf den Weg machen.
  6. Das ist die Erfahrung der Hirten: Als der ganze Trubel verflogen war, die Engel verschwunden, als alles wieder ruhig wurde in dieser Nacht, da sagen sie: „Transeamus! Kommt, lasst uns nach Betlehem gehen!" Sie zeigen uns, wie es geht, worauf es wirklich ankommt, wenn man Gott finden will. Man muss erstens wach sein, wenn alle anderen schlafen. Nur so hören sie die Botschaft der Engel. Aufmerksam sein für den Anruf Gottes mitten in der Hektik unseres Alltags: das ist die erste große Herausforderung für uns. Trotz aller Hektik, trotz allem, was tagtäglich auf uns einströmt, was scheinbar so wichtig, so unaufschiebbar ist, aufmerksam zu bleiben, wo Gott uns begegnen will. Denn selbst wenn wir noch so besetzt sind: Er kommt doch zu uns, er findet einen Platz, und wenn es ein zugiger, primitiver Stall ist. Er findet auch in unserem Leben einen Platz. Deshalb ist es so wichtig, dass wir aufmerksam und wach sind, damit wir hören, wenn er kommt.
  7. Zweitens waren die Hirten bereit, aufzubrechen: „Transeamus! Kommt, lasst uns nach Betlehem gehen". Wer bequem zuhause bleibt, wer nicht bereit ist, sich auf den Weg zu machen, auch Vertrautes hinter sich zu lassen, wer nicht bereit ist, sich auch auf Veränderungen einzulassen, der wird Gott nicht begegnen. Diesem Gott, der sich nicht genug ist, der es sich nicht eifach bequem macht in seinem Himmel, sondern der sich seinerseits auf den Weg gemacht hat. Transeamus! Der aufgebrochen ist, um in diesem Kind ganz nahe bei uns Menschen zu sein.
  8. Die Hirten eilen, heißt es im Evangelium. Aber ihre Eile ist etwas ganz anderes als die Hektik, die uns oft so gefangen hält und über die wir gerade in diesen Tagen um Weihnachten oft klagen. Es ist eine Eile, die aus der Freude kommt. Sie lassen alles stehen und liegen, was zweitrangig ist, weil sie im Herzen begriffen haben, dass in diesem Augenblick nichts anderes mehr wichtig ist als Gott zu begegnen. Wer sich so, wie die Hirten innerlich auf den Weg macht, wer sich wirklich auf den Weg macht, um Gott, dem Retter, dem Heiland zu begegnen, wer Weihnachten nicht bloß als „das Fest der Besinnung“, als das kitschige Fest der Geschenke und der inszenierten Harmonie begreift, sondern als das, was es in Wahrheit ist: als die große Begegnung von Gott und Mensch, der wird auch - wie die Hirten - das Kind in der Krippe finden. Der wird wieder neu entdecken, worauf es wirklich ankommt, was unserem Leben wirklich und im Tiefsten Sinn gibt. Die Hirten laden uns ein: „Transeamus: Kommt, geht mit uns nach Betlehem.“ Sie laden uns ein, uns frei zu machen von dem, was uns so besetzt hält. Sie laden uns ein, Gott zu finden, der auch in unserem Leben seinen Platz gefunden hat, egal wie besetzt wir scheinbar sind - und der nun von uns gefunden werden will.

 

Weihnachten 2023

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