Schmuckband Kreuzgang

Gottesdienst mal anders...

...mit Predigt von Propst Tobias Schäfer von der Kanzel

Gottesdienst Kanzel (c) Dom St. Peter
Gottesdienst Kanzel
Datum:
So. 9. Sep. 2018
Von:
Martina Bauer
Gottesdienst Kanzel (c) Dom St. Peter
Gottesdienst Kanzel

Wie bereits berichtet, wurden alle Bänke aus dem Dom heraus geräumt.

Am heutigen Tag des offenen Denkmals wurde der Dom mit seiner einzigartigen romanischen Architektur erfahrbar gemacht, wie er einst konzipiert und gebaut war, denn Bestuhlung oder Bänke sind erst sehr viel später in die Kirchen gekommen. 

Propst Tobias Schäfer überraschte die zahlreichen Gottesdienstbesucher und predigte von der Kanzel. Lesen Sie hier seine Predigt:


23. SONNTAG LJ B08./09.09.2018

Thematisch (Mk 7,31-37)

Effata! Öffne dich.“  (Der leere Dom)

1. Effata! Öffne dich!“ ruft Jesus dem Taubstummen heute im Evangelium zu. Er heilt ihn damit von seiner Taubheit – er kann wieder hören und sprechen. „Effata – Öffne dich!“ wurde jedem von uns bei der Taufe zugerufen, wenn der Priester oder Diakon nach dem Übergießen mit dem Wasser und der Salbung die Ohren und den Mund des Täuflings berührt. „Effata! Der Herr öffne dir Ohren und Mund, dass du sein Wort vernimmst und den Glauben bekennst!“ Ein eindrucksvoller Ritus.
2. Heute öffnet sich uns hier im Dom auf einzigartige Weise der Raum. Wir haben, für ein Wochenende, alle Bänke aus dem Dom herausgetragen. Klar, auf den ersten Blick für den Gottesdienst unpraktisch, man kann nicht sitzen, man muss stehen. Und ich verspreche Ihnen auch, dass die Bänke am Montag wieder reinkommen, obwohl mich in diesen Tagen schon viele angesprochen haben, ob man das nicht so lassen kann, weil man den Raum ganz anders, ja viel eindrucksvoller erlebt. Aber es sind – zugegeben – vor allem Menschen, die nicht jeden Sonntag in den Gottesdienst kommen und die deshalb auch leicht auf die Bänke verzichten können. Also: keine Angst, die Bänke kommen wieder rein. Und doch habe ich mich auf dieses Erlebnis, auch auf diesen Gottesdienst gefreut. Denn heute feiern wir Gottesdienst so, wie die Christen ganz bewusst über viele Jahrhunderte Gottesdienst gefeiert haben: im Stehen. Das war gerade das Besondere, das zeichnete das besondere Verhältnis der Christen zu ihrem Gott aus: Der Gott, an den wir glauben, ist keiner, der erwartet, dass wir vor ihm im Staub kriechen. Er ist keiner, vor dem man auf den Knien liegen muss. Wir glauben an einen Gott, der uns eine unvergleichliche Würde geschenkt hat, der uns zu seinen Kindern erwählt hat. In Liebe will er uns begegnen, gleichsam auf Augenhöhe. Deshalb war das Stehen der Christen beim Gottesdienst ein Zeichen dieser besonderen Würde. „Wir danken Dir, dass Du uns berufen hast, vor dir zu stehen und dir zu dienen“, betet der Priester im zweiten Hochgebet. Und er meint damit nicht sich selbst, die besondere Berufung als Priester, sondern er betet es stellvertretend für alle Christen: Wir danken Dir, dass Du uns berufen hast, vor dir zu stehen und dir zu dienen“. Denn in der Tat stand man früher beim Gottesdienst, beim Hochgebet. Alle, nicht nur der Priester. Wenn wir uns heute knien, dann also nicht, weil Gott das verlangen würde, sondern in Freiheit, als Zeichen unserer Verehrung und Liebe. Also nicht, weil wir vor Gott knien müssten, sondern weil es ein Zeichen der Hingabe, der Liebe sein kann, wenn wir uns vor ihm klein machen. Und weil es unserer eigenen inneren Sammlung hilft, wenn die Körperhaltung der inneren Haltung entspricht.
3. Stehen ist daher eine ganz eigene und zentrale Haltung im Gottesdienst, die genau das zum Ausdruck bringt: die Würde, die uns Gott geschenkt hat, weil wir seine Kinder sind, weil wir zu ihm gehören dürfen. Aber eben auch, dass sich Christen nicht einfach bequem zurücklehnen können. Die Botschaft, die uns hier im Gottesdienst verkündet wird, will uns aufrütteln, will uns buchstäblich auf die Beine stellen. Christen sind Menschen, die mit beiden Füßen auf dem Boden der Tatsachen stehen und zugleich: die sich nicht einfach abfinden mit der Welt, wie sie nun einmal ist. Die Botschaft des Evangeliums will uns aufrütteln, dass wir uns einsetzen für eine andere, eine bessere Welt, dass wir aus dem Geist des Evangeliums Reich Gottes bauen. „Sofa-Christen bringen uns nicht weiter“, hat Papst Franziskus einmal gesagt. Und auch das bringt das Stehen im Gottesdienest zum Ausdruck. Wir lehnen uns nicht bequem zurück in dieser Welt. Stehen bedeutet auch: immer bereit sein, um loszugehen. Stehen drückt diese Bereitschaft aus, sich senden zu lassen, sich auf den Weg zu machen - im Auftrag Gottes – zu den Menschen, die uns brauche: die Schwachen, die Notleidenden, die, deren Herzen verwundet sind. 
4. Schließlich ist Stehen auch eine Haltung, die in besonderer Weise ein Zeichen, ein Symbol ist für die Auferstehung! Deshalb habe ich mich im Jubiläum ganz besonders auch auf diese Erfahrung gefreut: den Dom ganz frei von Bänken. Und einen Gottesdienst, so wie Christen ihn ursprünglich gefeiert haben – im Stehen – im Bewusstsein unserer Würde als Christen. Und ich gebe gern zu, dass es mich dann auch gereizt hat, die Gelegenheit zu nutzen, um einmal hier von der Kanzel zu predigen. Nicht, um Sie gleichsam von oben herab zu belehren, sondern um selbst mit Ihnen mitten im Raum zu stehen.
5. Ich weiß nicht, wie es Ihnen ging, als sie den leeren Dom heute betreten haben. Für mich ist dieses ungewohnte Raumgefühl überwältigend. So haben Bischof Burchard bzw. seine Nachfolger den Dom gebaut. Genau das sollte dieser Bau vermitteln: diese unglaubliche Höhe und Weite, dieses Gefühl der Weite, der Freiheit. Öffne dich!“ Der Dom selbst, der Raum öffnet sich gleichsam zum Himmel. Lässt uns spüren, wie sehr wir in Gott geborgen sind. 

6. Aufgeschlossen!“ ist das Motto unseres Jubiläums. Ja, dieser leere und so imposante Raum schließt uns den Dom auf ganz neue Weise auf. Schließt durch die Architektur unsere Herzen auf. Es ist, als ob uns der Dom selbst zuruft: „Effata! Öffne dich! Öffne dich für Gott, für seine Botschaft, die hier verkündet wird! Für die Begegnung mit ihm, dem Gott, der Freiheit und Weite schenkt! Öffne dich und mach die auf den Weg, um den Mitmenschen zu begegnen. Öffne dich und dein Herz – denn ich habe dich frei gemacht und würdig, vor mir zu stehen!“
Gottesdienst Kanzel (c) Dom St. Peter
Gottesdienst Kanzel (c) Dom St. Peter
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Gottesdienst Kanzel (c) Dom St. Peter
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