Schmuckband Kreuzgang

Hubertusmesse

Hubertusmesse (c) Dom St. Peter
Hubertusmesse
Datum:
So. 4. Nov. 2018
Von:
Martina Bauer
Hubertusmesse (c) Dom St. Peter
Hubertusmesse

Nach einer längeren Pause fand am heutigen Sonntag im Jubiläumsjahr des Domes auch wieder die traditionelle Messe zu Ehren des heiligen Hubertus statt. Mitgestaltet von verschiedenen Jagdhorn-Bläser- Ensembles lebte dieser besondere Gottesdienst im vollbesetzten Dom von der Musik der Parforce-Hörner.

Lesen Sie hier die Predigt von Propst Tobias Schäfer:

Ehrfurcht vor dem Leben

1. „Ein Jäger aus Kurpfalz, der reitet durch den grünen Wald und schießt das Wild daher, gleich wie es ihm gefallt!“ Genauso ein Jäger ist wohl der heilige Hubertus gewesen, den wir heute ehren, wenn er auch nicht in den Wäldern von Kurpfalz, sondern in den Ardennen das Wild zusammengeschossen hat, „grad wie es ihm gefallt!“ So zumindest erzählt es die Legende dieses Heiligen. Um das Jahr 655 geboren, war er ein Zeitgenosse des heiligen Wormser Bischofs Rupert. Nach seiner Bekehrung war er Bischof von Tongern-Maastricht und verlegte im Jahre 717 den Bischofssitz nach Lüttich, weil es dort sicherer war angesichts der wilden und heidnischen Friesen. Als knapp hundert Jahre später der hl. Bonifatius aufbricht, um die Friesen zu missionieren, bezahlt er seinen Missionseifer dort mit dem Leben. 

2. Der hl. Hubertus, so erzählt es die Legende, war zunächst selbst ein glühender Anhänger wilder, heidnischer Religionen. Und eben ein Jäger, der mit Leidenschaft durch die Wälder zog und das Wild daher schießt, grad wie es ihm gefallt. Darum ist er schließlich auch zum Patron der Jäger geworden. Natürlich ist er wohl nicht deshalb ein Heiliger geworden, weil er so gut mit der Waffe umgehen konnte, oder besonders kapitale Wildsäue erlegt hätte. Aber vielleicht, weil seine Bekehrungsgeschichte etwas deutlich macht, was sich jeder Jäger sehr zu Herzen nehmen sollte. 

3. Die Geschichte vom Jäger aus Kurpfalz, der grad wie es ihm gefallt das Wild abknallt, ist ja sicher nicht gerade ein Vorbild, an dem sich heutige Jäger gerne messen lassen. Aber es zeigt eine Gefahr: wenn ich eine Waffe in der Hand habe, werde ich sehr schnell zum Herrn über Leben und Tod. Die Waffe in der Hand verleiht Macht. Und Macht kann süchtig machen. Macht kann zu einer Leidenschaft werden. Und dann wird die Jagd zu einem Sport, mit dem ich meinen Machttrieb befriedige, dann werde ich aus bloßem Spaß und Jagdeifer zum Herrn über Leben und Tod. Und vergesse dabei sehr schnell, dass auch die Tiere Geschöpfe Gottes sind. 

4. Der heilige Hubertus, der als wilder Jägersmann durch die Wälder streifte, hatte dabei, so erzählt die Legende, ein Bekehrungserlebnis. Er hatte sich in den Wäldern heillos verirrt. Da erschien ihm ein Hirsch, der mitten im Geweih ein leuchtendes Kreuz trug, und das Licht des Kreuzes führte ihn schließlich wieder auf den rechten Weg. Nun sind Legenden in der Regel keine Tatsachenberichte. Aber was diese Legende in symbolischer Sprache sagen will, ist ganz einfach: da ist ein Mensch, der sich verrannt hat. Ein Mensch vielleicht, der über seinem Jagdeifer und Machtgelüste jeden Respekt vor der Schöpfung verloren hat. Und dem weist diese Erscheinung, das Kreuz, letztlich Christus selbst den rechten Weg. Durch seine Bekehrung zum Christentum findet der heilige Hubertus auf den rechten Weg. Konkret kann das bedeuten: er lernt neu den Respekt, die Ehrfurcht vor dem Leben. Weil Gott die ganze Welt geschaffen hat, weil es in der Bibel heißt: Er sah alles an, was er geschaffen hatte, und es war sehr gut! Und weil Gott den Menschen, aber auch alle seine Geschöpfe liebt, deshalb verdient die ganze Schöpfung, alle Lebewesen, Respekt und Ehrfurcht. Wer an Gott glaubt, wer glaubt, dass die Welt, die Tiere, Pflanzen und letztlich der Mensch nicht bloß Produkt eines Zufalls sind, sondern von Gott gewollt, geschaffen und geliebt, der geht anders mit der Schöpfung um: eben ehrfurchtsvoll. Mit Respekt und Achtung.

5. Darum ist der heilige Hubertus genau der richtige Patron für die Jäger und Förster: weil eben auch die Jagd nicht zum bloßen Sport zur Befriedigung von Machtgelüsten oder archaischen Jagdinstinkten verkommen darf, sondern ein Beitrag sein will zu einem verantwortlichen Umgang mit der Schöpfung. Ein Jäger, der wie der hl. Hubertus das Kreuz im Geweih erblickt hat, dem im buchstäblichen Sinn das Kreuz heimgeleuchtet hat, der wird den Hirsch nicht aus bloßem Spaß an der Jagd abknallen. Sondern der begreift die Jagd als einen Beitrag, das Gleichgewicht in der Schöpfung bewahren zu helfen. Waidgerechtigkeit ist ein wichtiger Baustein des Ethos der Jäger. Man darf und kann eigentlich nicht Jäger sein ohne diese grundsätzlich Ehrfurcht vor der Schöpfung, vor dem Leben. Und das genau ist die Botschaft des heiligen Hubertus.

6. Und diese Botschaft gilt nicht nur für Jäger. Die gilt für jeden Christen. Wer an Christus glaubt, der muss erfüllt sein von dieser Ehrfurcht vor der Schöpfung, vor dem Leben. Denn der Gott, an den wir glauben, ist ein Gott der Lebenden, nicht der Toten, sagt Christus. Und diese Ehrfurcht vor dem Leben, die muss sich auch zeigen in der Art und Weise, wie wir mit der Schöpfung umgehen. Das fängt eben nicht erst an, wenn ich mit einem Schießgewehr durch die Wälder ziehe, sondern das beginnt in den ganz kleinen Dingen des alltäglichen Lebens. Ehrfurcht vor der Schöpfung zeigt sich schon daran, ob ich bereit bin, meinen Müll zu trennen, oder überhaupt zur Müllvermeidung beizutragen. Ob ich Wasser sinnlos verschwende, Abfall in die Natur werfe, einfach achtlos und gedankenlos in den Tag hinein lebe und so weiter. Ehrfurcht vor dem Leben zeigt sich auch an der Art und Weise, wie wir mit Gentechnik umgehen, ob wir bereit sind, das Leben, auch das ungeborene, wirklich zu respektieren und zu schützen, ob wir uns auch um leidendes, behindertes, krankes Leben kümmern oder es einfach abschieben. Und das geht letztlich bis hin zu der Art und Weise wie ich mit meinen Mitmenschen im täglichen Leben umgehe, mit ihnen oder gar über sie rede oder herziehe: Ehrfurcht und Respekt vor dem Leben hat viele Facetten. Papst Johannes Paul II. hat uns immer wieder leidenschaftlich dazu aufgerufen, mitzubauen an einer Kultur des Lebens, der Ehrfurcht vor allem Lebendigen. Dafür ist der heilige Hubertus ein guter Patron. Denn das Kreuz im Geweih, das er gesehen hat, mahnt auch uns – vielleicht heute mehr denn je - zur Ehrfurcht vor dem Leben. Amen.



Hubertusmesse (c) Dom St. Peter
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