Schmuckband Kreuzgang

Musikalische Maiandacht

Maria (c) Martina Bauer
Maria
Datum:
Sa. 1. Mai 2021
Von:
Martina Bauer

01.05.2021

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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LIEDORDNUNG

Musikalische Maiandacht, 1.Mai 2021 „Maria – Himmelskrone“

 

1.Musikstück:                             

Begrüßung / Einführung           

Anrufungen / Litanei                  567 (Z / K)

2. Musikstück

Lesung                                          Joh 19, 25ff

Ansprache                                   

3. Musikstück

Magnificat                                   644 3+4 (Z/V i. W.)

Fürbitten                                     650 /4

Vater unser / Oration                

4. Musikstück

Dank / Segen

Lied:                                             666/3 (V)

5. Musikstück

 

Begrüßung:

Im vergangenen Jahr konnten wir die Maiandachten nur digital gestalten; wir freuen uns, dass wir in diesem Jahr wenigstens wieder zur Maiandacht zusammenkommen können, wenn auch Corona die Welt immer noch fest im Griff hat.

Als um das Jahr 1300 das Südportal des Domes neu gestaltet wurde, hat man über das Portal als Bild die Marienkrönung gesetzt: ein Motiv, das seit dem späten Mittelalter in der Kunst populär wurde: Christus, der seiner in den Himmel erhobenen Mutter eine Krone, lateinisch „Corona“ auf das Haupt setzt. Für die Menschen des Mittelalters war es ein Hoffnungsbild: Wir schauen auf zu Maria, der Himmelskönigin, der Gekörnten, und wissen sie als unsere Fürsprecherin bei Gott.

Wenig später, ab dem 14 Jahrhundert, wurde dieses Motiv verdrängt durch ein anderes: die „Pieta“, die schmerzensreiche Gottesmutter. Es ist die Zeit, als die großen Pestepidemien Europa erschüttern und die Bevölkerung dezimieren, als die Menschen zu Tausenden elend an der Seuche sterben. Maria als die, die mit uns leidet, die mit den Müttern um ihre Kinder trauert, mit den Kranken und Leidenden mitfühlt.

Interessanter Weise findet sich hier im Dom kein mittelalterliches Bild der schmerzhaften Gottesmutter, nur in den modernen Fenstern ist sie so dargestellt. Die Frau unterm Kreuz.

In dieser außergewöhnlichen Zeit wollen wir gemeinsam zu Maria beten: dass Sie den Leidenden und Kranken beisteht, die Trauernden tröstet, vor allem aber unsere Hoffnung stärkt.

 

LESUNG

Aus dem Johannesevangelium Joh 19, 25ff

 

Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala.

Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn!

Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.

 

Ansprache:

Tatsächlich ist mir erst in der Vorbereitung auf diese Maiandacht aufgefallen, dass es in unserem Dom keine mittelalterliche Darstellung der Gottesmutter als Pieta, als Schmerzensmutter gibt. Dafür haben wir unzählige Darstellungen als Himmelskönigin: im Hochaltar, im Marienaltar, im Altar der Nikolauskapelle, und natürlich, die wahrscheinlichste älteste Darstellung: im Tympanon des Südportals: die Marienkrönung. Es gibt freilich auch am Südportal die Darstellung der Kreuzigung mit den Frauen unter dem Kreuz; und es gibt die modernen Darstellungen im Marienfenster und im Christusfenster der Nikolauskapelle, wo Maria unter dem Kreuz steht.

Dabei gehören beide Motive eng zusammen. Nicht nur kunstgeschichtlich: das Motiv der Marienkrönungen findet sich erstmals Mitte des 12. Jahrhundert über den Portalen französischer Kathedralen; das Motiv der Schmerzensmutter entsteht nur wenig später, im 14. Jahrhundert, wie schon gesagt im Kontext der großen Pestepidemien. Der Triumph der Kirche, das strahlende Bild der erlösten Menschheit, das in Mariens Himmelfahrt und Krönung aufstrahlt, wird angesichts der elenden Erfahrung der Ohnmacht und Hilflosigkeit in den Seuchenzeiten verdrängt durch das Bild der mitleidenden Gottesmutter.

Theologisch ist der Weg umgekehrt: die Erlösung und Krönung setzt das Kreuz voraus. Das ist der Weg, den Jesus selbst gegangen ist: durch Leiden und Kreuz zur Auferstehung, zum Leben. Weil Jesus dieses Weg gegangen ist, deshalb wird die Pieta, die Schmerzensmutter zum Hoffnungszeichen. Weil wir im Glauben wissen, dass Leiden, Krankheit, Not nicht Gottes letztes Wort sind: deshalb tröstet das Bild der Gottesmutter, die mit unserem Leid mitfühlen kann. Deshalb schenkt der Blick zur gekrönten, im Himmel erhobenen Gottesmutter Hoffnung und Zuversicht gerade auch in schweren Zeiten. Ohne Ostern wäre das Bild der Pieta ein hoffnungsloses Elendsbild. Durch Ostern, durch Gottes Sieg über den Tod, haben wir eine Hoffnung, die uns auch angesichts schwerster Prüfungen und Herausforderungen Kraft schenkt und nicht verzweifeln lässt.

Ja, auch uns Christen darf Corona nach nun schon mehr als einem Jahr auf die Nerven gehen. Auch wir Christen dürfen jammern und klagen, auch uns dürfen die elenden Einschränkungen belasten. Aber im Blick auf Maria, die unter dem Kreuz ausgehalten hat, darf die Welt von uns Christen erwarten, dass wir das aushalten; dass wir, auch wenn wir sonst nichts anderes können, mit den Leidenden mitleiden, mit den Trauernden mit weinen, einfach nicht davon laufen, sondern aushalten und mit-leiden. Wir können das, weil wir österliche Menschen sind. Das bedeutet nicht: eine Frohnatur wider alles Elend in der Welt. Sondern das bedeutet: das wir selbst in der dunkelsten, ausweglosesten Situation wissen: Gott ist bei uns. Und er hat das Leid bereits besiegt. Er schenkt in seiner Auferstehung eine Hoffnung, die stärker ist als alles Leid, stärker als das fieseste und mutierteste Virus. Die Hoffnung auf den Sieg des Lebens. Diese Hoffnung leuchtet auf in dem Bild von der Krönung Mariens: Christus lässt uns nicht im Leid, wie er seine Mutter nicht im Leid ließ. Er schenkt Hoffnung und Leben. Denn er ist das Leben.

Jesus meine Freude, diesen bekannten Choral hören wir nachher in der berühmten Vertonung von Johann Sebastian Bach. Der Liedtext, den Bach hier vertont, stammt von Martin Janus und entstand um 1660, auch in einer von Pest geprägten Elendszeit. Er lautet: „Jesus bleibet meine Freude, meines Herzens Trost und Saft. Jesus wehret allem Leide, er ist meines Lebens Kraft; meiner Augen Lust und Sonne, meiner Seele Schatz und Wonne; darum lass ich Jesum nicht aus dem Herzen und Gesicht.“ Amen.

 

GEBET (Pfingstnovene)

Wie die Apostel

um Maria, die Mutter Jesu versammelt,

rufen, beten, flehen wir um Gottes Geist:

 

Sende uns, Herr, deinen Geist,

denn nur er kann die Erde erneuern,

nur er kann unsere Selbstsucht aufbrechen,

nur er kann uns helfen,

eine menschlichere,

eine christlichere Welt aufzubauen.

(Helder Camara, GL 7,5)

 

Auf die Fürsprache der Gottesmutter hin:

Sende uns deinen Geist,

und erlöse uns von allem Bösen.

Dass diese Welt neu werde,

ein Ort der Gerechtigkeit,

wo die Schwachen stark, die Gedemütigten groß

die Leidenden froh und die Armen reich sind.

Möge dein Reich kommen,

dein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens

für alle Menschen.

 

Segen:

Gott, der allmächtige Vater segne euch durch den Erlöser der Welt, unseren Herrn Jesus Christus, den Sohn der jungfräulichen Mutter Maria. Sie ist die Königin des Himmels, die Gekrönte, die Hoffnung aller Leidenden, Kranken und Trauernden. Die Freude der Erlösten.

 

Auf ihre Fürsprache hin segne euch der gute Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Gehet hin in Frieden Halleluja!