Schmuckband Kreuzgang

Narrenmesse 2019 im Dom zu Worms

Narrenmesse 2019 (c) Dom St.Peter
Narrenmesse 2019
Datum:
So. 3. März 2019
Von:
Martina Bauer
Narrenmesse 2019 (c) Dom St.Peter
Narrenmesse 2019

"Der Narr ist einer, der neben den Schatten auch das Licht wahrnehmen kann.Der über sich selbst lacht, über all das Übel, und dann anpackt, um mit Frohsinn und Gelassenheit,die Welt zu verbessern, wenigstens ein kleines Stückweit.Und deshalb ist der Narr dem Christen sehr nah.Denn um Reich Gottes aufzubauen, sind wir Christen doch da."In einem bunt geschmückten und vollen Dom fand am Fastnachtssonntag die Narrenmesse statt. Mit gereimter Predigt erinnerte der Propst daran, dass Griesgrämigkeit, Dummheit und Angst die Waffen des Teufels seien, denen der Christ die Freude der Erlösung entgensetzen soll.Ein Highlight war am Ende des Gottesdienstes der Auftritt der 5 neuen Domglocken, die, wie der Propst berichtete, ohne seine Erlaubnis aus den Domtürmen entwichen waren, um in der diesjährigen Kampagne auf der Bühne der Wormser Narrhalla von 1840 e.V. aufzutreten.Die 300 Kreppel, die der Propst für den anschließenden Empfang im Haus am Dom eigenhändig gebacken hatte, waren im Nu restlos aufgegessen.


Für alle, die heut´ haben die Predigt verpasst,

haben wir sie nochmal zusammen gefasst:


FASTNACHTSPREDIGT 2019 (8. Sonntag, LJ C): zu: Lk 6, 39-45

Propst Tobias Schäfer

„Den Splitter im Auge der andern, den sehen wir klar;

doch den Balken der eigenen Dummheit nehmen wir nicht so gern wahr“

  

Liebe Schwestern, liebe Brüder, 

so grüß ich alle Sonntag wieder

euch, meine Frommen, Braven unne,

die ihr den Weg zur Kirch gefunne.

Heut an Fastnacht in diesem Rahmen

Grüß ich auch all die Herren, Damen,

Närrinnen und Narren, und die Jecken,

die in bunten Kostümen und mit kecken

Hütchen hier zum Dom hinkamen:

Schön dass ihr da seid! In Ewigkeit Amen.

Nicht zu vergessen: die Kinder, die Kleinen,

die, so will es mir von hier oben erscheinen

noch viel bunter sind heut als die Alten,

von denen manch einer, die Stirn in Falten

im Stillen denkt: Wo bin ich heut hier gelandet?

Der Hohe Dom, so närrisch verschandelt,

ein Propst mit Kniddelvers und Posse

das sollt der lieber bleibe losse,

und fromm und gesittet sei Arbeit hier mache.

Gottesdienst ist eine ernste Sache!

 

Doch ich sag‘s ehrlich und frei raus:

Einmal im Jahr ein so buntes Haus,

voller Narren, alle froh und gut drauf

Das baut mich wieder richtig auf!

Luftschlangen, bunte Hüte, und Kniddelvers reimen,

und dann erst in ihren bunten Kostümen die Kinder, die Kleinen!

(Auch wenn der Familiengottesdienstkreis die Kinder, wie ich beobacht,

vor meiner Predigt noch schnell in die Nikolauskapelle in Sicherheit gebracht,

als würde – so könnt man das fast werten,

zuviel pröpstliche Narretei das Kindswohl gefährden.)

 

Doch ich mein: Es darf und soll die Welt doch auch sehn,

dass sich hier alles um eine Frohe Botschaft tut drehn.

Und glaubwürdig Frohe Botschaft verkünden kann ganz gewiss,

keiner, der tief im Herzen ein Grieskram ist.

 

Natürlich weiß ich, und will‘ nicht verdrängen

Dass diese Welt mit all ihren Zwängen

weiß Gott weit entfernt ist von heiler Welt.

Und jedem wahrscheinlich sofort einfällt,

was uns zurecht Angst machen kann und Sorgen:

der Klimawandel, die Kriege, die Zukunft von morgen,

der Egoismus, soziale Kälte, Armut, Pflegenotstand,

die moderne Maxime: „Zuerst kommt mein Land!“

Wer nüchtern in die Welt schaut, der darf sich auch Sorgen machen,

da gibt’s wahrlich nicht viel Grund zum Lachen.

Deshalb ist auch, ich sag da gewiss nicht zuviel,

die Fastnacht ein wichtiges Ventil,

wenn ich für ein paar Tage Jux und Dollerei – es dauert ja nicht lang -

die Sorgen der Welt einfach ausblenden kann.

Denn am Aschermittwoch ist das alles schnell wieder vorbei,

die Welt hat uns wieder mit ihrem Alltag, den Sorgen, dem Einerlei.

 

Doch warum ist das so, bin ich seit langem um Antwort am Ringen,

dass es uns Menschen einfach partout nicht will gelingen,

dass wir den Kreislauf von Krieg, Hunger und Not durchbrechen und knacken,

um so unsre Welt gemeinsam besser zu machen.

Der Grund dafür, behaupt ich hier stur,

liegt in der menschlichen Natur.

Kurzum die Ursache, dass kaum was funktioniert:

weil Dummheit scheints die Welt regiert.

Und die, wie ihr wohl alle wisst,

im Menschen unausrottbar ist.

Das sagte einst schon – ich zitier ihn gern,

in einer Fabel der weise Christian Morgenstern:

 

„Ein finstrer Esel sprach einmal

Zu seinem ehlichen Gemahl:

Ich bin so dumm, du bist so dumm

Wir wollen sterben gehen, kumm.

Doch wie es kommt so öfter eben:

Die beiden blieben fröhlich leben.“

 

Auf den Punkt, genau so geht’s:

Es überlebt die Dummheit stets.

Dummheit siegt und bleibt am Ende immer oben,

Das wusste schon Jesus Sirach im Alten Testament ungelogen.

In der Lesung heute sagte er mit weisem Sinn:

Im Sieb bleibt, wenn man es schüttelt, der Abfall immer drin.

 

Von daher darf man schon fragen, ihr lieben Leut:

Haben wir wirklich Grund zu Frohsinn und Freud?

Denn auch das sagt Jesus im Evangelium mit großer Geduld:

Es sind nicht einfach immer nur die anderen schuld.

Natürlich: den Splitter im Auge der andernden sehen wir klar;

Doch den Balken der eigenen Dummheit nehmen wir nicht so gern wahr.

Ich weiß doch wie es eigentlich gehen sollte, meinen wir gern.

Dabei ist auch uns, wenn wir ehrlich sind, das alles nicht fern:

Die Angst zu kurz zu kommen, wenn ich mich nicht durchsetze, Eifersucht, Neid,

Lügen, Betrügen, der „Me-first-Egoismus“, Überheblichkeit.

Auch wir haben, sind wir ehrlich, unser Anteil, dass die Welt im Chaos verreckt.

Weil all diese menschliche Dummheit auch in uns selber tief steckt.

 

Ich seh‘ schon, wie jetzt manche innerlich schimpfen:

Will der Propst uns hier alle als Dummkopf verunglimpfen? 

Er hat uns schon am Anfang als Narren begrüßt, jetzt mancher gar unkt.

In der Tat! Doch das Evangelium heute bringt’s auf den Punkt: 

Denn zwischen Narr und Dummbeutel, da gibt’s einen Unterschied. 

Dumm ist, wer nur den Splitter beim anderen sieht,

ein Narr ist, wer weiß, dass auch in seinem Auge oft genug etwas klemmt

und der deshalb auch über sich selbst lachen kann, ganz ungehemmt.

Ein Dummkopf ist der, der meint, nur er habe die Weisheit mit Löffel gefressen,

doch wer weiß, dass er auch selbst irren kann, der wird nie vergessen,

dass wir alle, wie wir hier sitzen, unseren Anteil dran haben,

dass die Welt ist, wie sie ist, kein Rosengarten,

keine heile Welt, sondern voller Licht und Schatten,

weit entfernt vom Paradies, dass wir ganz am Anfang mal hatten.

Der Narr ist einer, der neben den Schatten auch das Licht wahrnehmen kann.

Der über sich selbst lacht, über all das Übel, und dann

anpackt, um mit Frohsinn und Gelassenheit,

die Welt zu verbessern, wenigstens ein kleines Stückweit.

 

Und deshalb ist der Narr dem Christen sehr nah.

Denn um Reich Gottes aufzubauen, sind wir Christen doch da.

Das ist unser Auftrag von Gott, unser Job als Christ

Und jeder, der dabei mithilft, uns willkommen ist:

Gemeinsam eine heile, bessere Welt aus dem Geist Gottes zu bauen.

Das kann kein Griesgram und Dummkopf, das geht nur mit Vertrauen,

dass am Ende Gottes Liebe stärker ist als alles Übel der Welt,

als Elend, Egoismus, die Gier nach Reichtum und Geld;

und mit der Freude im Herzen, die ihren Grund darin sieht,

dass Gott uns liebt und alles Böse am Kreuz schon hat besiegt.

 

Gelassenheit, Mut und Freude, die ansteckt: das ist es, was zählt,

und viel Gottvertrauen: so verändern wir gemeinsam die Welt! 

Weil umgekehrt Dummheit, Griesgrämigkeit und Angst, mein Kind, 

des Teufels stärkste Waffen sind.

Mit denen er uns glauben lässt,

- ihm ist das innerlich ein Fest -

dass die Welt ja so schlecht ist, wie ein Schiff, das versinkt,

und all unser Bemühen am End doch nichts bringt.

 

Drum sag ich‘s noch einmal, mein dringender Appell:

Wehe den Griesgramen! Öffnet der Freude das Herz, aber schnell!

Und jetzt versteht ihr auch, warum ich am Anfang gesagt,

wie glücklich mich die frohen Gesichter und der bunte Dom heute macht.

Denn im Evangelium sagt Jesus, den ihr sicher all kennt,

dass man den Baum an seiner Frucht erkennt.

Und ganz ehrlich: manchmal sonntags, wenn ich schau von hier oben,

frag ich mich: gibt’s im Garten Gottes denn wirklich nur Zitronen?

Dann kann ich, wenn ich in die finsteren Minen blicke, lasst mich’s ehrlich benennen

von Evangelium, Erlösung und Freude an Gott so gar nicht erkennen.

Doch heut ist das anders: das strahlen die Gesichter hüben wie drüben.

Und wo noch nicht, da lasst‘ s uns gemeinsam jetzt gleich noch mal üben:

Auf mein Kommando bitte schön:

Lasst alle jetzt euer fröhlichstes Lächeln sehen!

Ein Lachen, an dem man euch ansieht jederzeit

Dass ihr Gottes geliebte Früchtchen seid!

Und damit wir das trainieren, das ist doch klar

Seid ihr am Aschermittwoch hier all wieder da.

Und dann jeden Sonntag  und ihr werden schnell sehn:

Die Freude an Gott wird euch in Fleisch und Blut übergehen.

Wie übergroß meine Freude heute sein wird, lässt sich auch daran bemessen,

wenn ihr jetzt gleich den Klingelbeutel reichlich beschenkt – also nicht vergessen!

So grüß ich mit Freude im Herzen, alle die kamen.

Lasst euch bald wieder sehen. Helau. In Ewigkeit Amen.

 



Narrenmesse 2019 (c) Dom St.Peter
Narrenmesse 2019 (c) Dom St.Peter
Narrenmesse 2019 (c) Dom St.Peter
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