Schmuckband Kreuzgang

Narrenmesse-Friedensgottesdienst

Narrenmesse (c) Martina Bauer
Narrenmesse
Datum:
So. 27. Feb. 2022
Von:
Martina Bauer

Youtube

 

 

FASTNACHTSPREDIGT 2022 (8. Sonntag, LJ C):                       zu: Sir 27, 4-7; 1 Kor 15, 54-58;  Lk 6, 39-45

 

Größe und Macht erkämpft man niemals durch Krieg!

Ich glaube fest dran: am Ende erringt immer das Leben den Sieg!

 

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

das gleiche Drama jedes Jahr wieder:

Vor dem Fastnachtssonntag sitz ich da und schwitz‘.

Eine Predigt soll her, in Reim und mit Witz.

Ich zermatter‘ das Hirn mir und verfluche die Stunde,

Als ich einst die Idee mit der Narrenmesse erfunde.

Ihr könnt es mir glauben, es ist wirklich ne Qual,

bis dann irgendwann endlich, so mit einem Mal,

ein erster Gedanke in meinem Hirn aufblitzt,

der dann tausendmal gedreht wird, bis er im Versmaß so sitzt,

dass er zum Evangelium auch passt, denn das ist mir wichtig:

Es geht um Gottes Frohe Botschaft, und die will ich richtig

authentisch und glaubwürdig den Menschen mitgeben,

damit sie was mitnehmen, das Halt gibt im Leben.

Es ist wirklich, ich mach euch nichts vor, eine Qual,

und doch darf ich bescheiden hier sagen, am Ende, jedes Mal,

ist, so hab‘ ich zumindest manche Rückmeldung vernommen,

was einigermaßen Ordentliches dann doch rausgekommen.

 

Doch dieses Jahr ist es anders. Das spürt jeder heut hier.

Es ist keine Schreibblockade; es ist nicht, dass ich mich zier‘

Es ist viel grundsätzlicher die Frage, ob in solchen Zeiten,

wenn Bomben fallen, Menschen sterben und leiden,

 

und das mitten in Europa, vor unsrer Haustür sozusagen:

ob man in solchen Zeiten, angesichts der Ängste, Sorgen und Plagen,

auch angesichts der Krise der Kirche, den Skandalen, die kaum zu verzeihen,

angesichts von Vertuschern und Lügnern in den eigenen Reihen,

angesichts all der schlimmen Dinge, die einfach nur zum Heulen und Greinen,

ob da nicht Narrenmesse und Kiddelverspredigt fast zynisch erscheinen.

 

Tatsächlich ist ja – schon wegen Corona, das auch noch längst nicht passé ist -

die Fastnacht längst abgesagt, zum zweiten Mal schon, was auch nicht grad schee ist,

und selbst „Mainz bleibt Mainz“ – wie es singt und lacht,

hat man ganz kurzfristig komplett abgesagt.

Nur hier vorm Dom, das kann jeder sehn,

sind die bunten Fastnachtsfahnen als wär‘ alles normal, im Winde am Wehn,

und der Dom selber ist heute, es wirkt fast verrückt,

mit Luftschlangen und Luftballons närrisch geschmückt.

Ist das - so kann, ja so muss man kritisch fragen:

Wirklich passend und angemessen in diesen Tagen?

 

Natürlich habe ich mich ganz ernsthaft das auch so gefragt.

Und hab dann ganz entschieden: „Und jetzt erst recht!“ mir gesagt!

Jetzt erst recht soll die Welt sehen, dass wir fest darauf vertrauen,

dass da ein Gott ist, der zu den Schwachen hält, auf den wir fest bauen,

in dessen Liebe wir verwurzelt sind, wie ein Baum in gutem Wurzelgrund,

und ein guter Baum bringt gute Früchte – sagt das Evangelium heute – und

wer schlechte Früchte bringt, wer Gewalt, Tod und Hass sät in der Welt,

ist wie ein schlechter Baum, den keiner braucht, den man am Ende fällt.

 

Würden wir Trübsal jetzt blasen und trauern, weil Putin die Ukraine bekriegt,

Dann haben, so scheint’s mir, Gewalt, Hass und das Böse gesiegt.

Nein, ich will allen zeigen, und sag’s mit Paulus frei und frank:

Ich glaube, dass am Ende das Leben siegt, in Jesus Christus, Gott sei Dank!

Ich glaube an den Gott, der auf Seiten der Opfer steht und der Schwachen,

ich glaube an den Gott des Friedens, der Gerechtigkeit, der Freude liebt und Lachen,

ich glaub‘ an den Frieden, den nicht Waffen und Soldaten auf dem Rücken der Schwachen bauen,

sondern der die Frucht ist von Gerechtigkeit und Freiheit, von tiefem Vertrauen.

Ich glaube an Gott, der allen Diktatoren und Kriegsherren zum Hohn,

die Schwachen emporhebt, und die Mächtigen stürzt von ihrem Thron.

Ich glaube an den Gott, der die Welt schön und gut geschaffen hat, und

vielfältig, voller Freude und Freiheit, und vor allem bunt!

Größe und Macht erkämpft man niemals durch Gewalt, Tod und Krieg!

Ich glaube fest dran: am Ende erringt immer das Leben den Sieg!

 

Deshalb will ich den Putins und Kriegsherrn der Welt heute lachen ins Gesicht:

keine Armee der Welt, keine Kriegstaktik, auch Bomben und Panzer nicht

können unser Vertrauen ins Leben und in die Freiheit in die Knie zwingen.

Das wird, daran glaub ich fest, auch hier nicht gelingen.

Der bunte Dom heute, Luftschlangen, Ballons in allen Farben,

und auch meine Verspredigt, wollen laut und vernehmlich aller Welt sagen:

Wir glauben an den Gott, der die Freiheit, die Gerechtigkeit und den Frieden liebt,

an den Gott, der in Jesus Christus den Tod hat besiegt!

Und den Menschen in der Ukraine möchte ich von hier aus heut‘ sagen:

Wir sind bei euch! Wir bestürmen den Himmel mit unsren Gebeten in diesen Tagen.

Schaut euch die Fastnachtsfarben hier an ganz genau:

Denn zu den Fastnachtsfarben gehören immer schon auch gelb und blau.

Die Farben der Ukraine! Wir steh‘n fest an eurer Seite, jeder Mann, Frau und Kind,

Weil wir in diesen schlimmen Tagen im Herzen alle Ukrainer sind!

 

Und dem Herrn Putin im Kreml, dem sei ins Stammbuch geschrieben

was der Prediger Jesus Sirach in der Lesung heut‘ sagt, meine Lieben:

Und ich denk, da muss ich auch niemand erst erklären den Sinn:

„Im Sieb bleibt, wenn man es schüttelt, am Ende nur der Abfall drin!“

 

Doch auch uns sagt Jesus ein Wort, das wir uns zu Herzen nehmen müssen,

wenn wir wollen, dass sich, wie die Bibel sagt, Gerechtigkeit und Frieden einst küssen.

Im Evangelium sagt Jesus, wie man es dreht auch und wend‘

dass man den Baum an seiner Frucht erkennt.

Für mich heißt das: Allein schöne Worte helfen nicht sehr.

Wenn wir wirklich Frieden wollen, dann braucht es viel mehr.

Es braucht auch Taten, denn Friede ist kein Zufall, kein Lottogewinn.

Er muss hart erarbeitet werden, nur so macht das Sinn.

Schöne Gesten der Solidarität sind nicht genug, ich sag‘s kurz und knapp:

Frieden hat einen Preis, er verlangt uns allen was ab.

Wenn wir Frieden wollen für die Ukraine und für die ganze Welt,

müssen wir bereit sein, auch den Preis zu zahlen, und dann geht’s ins Geld.

Und zwar buchstäblich, das werden wir schnell merken, bitte sehr,

wenn das Benzin demnächst 2,50 kostet, und das Heizöl noch mehr.

Denn da wird es konkret und dann zeigt sich vor allen Dingen,

ob wir bereit sind, für Frieden und Freiheit der anderen auch selber Opfer zu bringen.

Schöne Worte allein schaffen den Frieden hier kaum:

An den Früchten erst erkennt man den Baum!

 

Doch damit will ich, meine Lieben und Frommen,

so langsam dann auch zum Ende heut kommen.

Ich will bewusst heute schließen mit einer Botschaft der Zuversicht:

Trotz der düsteren Zeiten, trotz Krieg und Corona: Verliert die Hoffnung nicht!

Denn für einen Christen, der glaubt, ist Hoffnung einfach Pflicht!

Wie der gute Papst Johannes XXIII. gesagt hat: „Wer glaubt, der zittert nicht!“

Wer glaubt, der weiß tief im Herzen: Christus tat am Kreuz den Sieg schon erringen.

„Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ kann Paulus froh singen!

Und der Prophet Jeremia, dem auch böse Menschen übel mitspielen,

kann beim Anblick eines blühenden Mandelzweigs Gottes Liebe neu fühlen.

Was den großen Shalom Ben-Chorin zu einem Lied inspiriert,

das mich gerade in diesen Zeiten so tröstlich berührt:

 

„Freunde, dass der Mandelzweig, wieder blüht und treibt:

Ist das nicht ein Fingerzeig, dass das Leben bleibt?

Freunde, dass, der Mandelzweig, sich in Blüten wiegt,

bleibe uns ein Fingerzeig, wie das Leben siegt!“

 

Oder auch, wie man bei uns hier in Rheinhessen schlicht sacht:

„Krieh‘t auch die Welt die Kränk‘ und kracht:

Für Frieden steht die Fassenacht!“

 

In diesem Sinn glaub‘ ich sicher, ich sag’s unbenommen,

dass mit Gottes Hilfe bald wieder bessere Zeiten kommen.

Darauf vertraue ich feste, sind die Zeiten auch rauh.

Und so schließ ich wie immer mit leisem Helau!