Schmuckband Kreuzgang

Predigt vom 23. Sonntag im Jahreskreis

23. Sonntag im Jahreskreis (c) PG Dom St. Peter und St. Martin / Martina Bauer
23. Sonntag im Jahreskreis
Datum:
Sa. 5. Sept. 2020
Von:
Martina Bauer

Nur die Liebe schuldet ihr einander

05.09.2020

Predigt vom 05./06. September 2020 zum „weltkirchlichen Sonntag des Gebetes und der Solidarität mit den Leidtragenden der Corona Pandemie“ von Diakon Hans-Jürgen Springer

Liebe Schwestern und Brüder

Zum letzten Satz im Evangelium gibt es einen Kanon, der in vielen Gemeinden gern gesungen wird: Wo zwei oder drei…
Das klingt, schön, geht gut ins Ohr und ist harmonisch. Leider ist es nicht immer so. Da gibt es wohl Spannungen und Konflikte zwischen Menschen, die in der Gemeinde zusammenleben. Die Jünger fragen zu Recht, wie man damit umgehen soll und es ist gut, dass Jesus darauf eingeht und Ratschläge oder besser gesagt Anweisungen zulässt, wie damit umzugehen ist. Den Jüngern kommt dabei -in erster Näherung- eine zentrale Stellung zu. Sie erhalten Vollmacht, zu binden und zu lösen.
Immerhin, als dann letzte Instanz steht es der Gemeinde zu, wie mit „Sündern“ umzugehen ist.
Das Evangelium drängt danach, ins heute umgesetzt zu werden. Das verspricht in der seit Jahren andauernden Krisensituation der Kirche schon ein großes Predigtpotential. Denn es geht ja um die Leitungsvollmacht innerhalb der Kirche.
Ich scheue mich nicht, da ein kritisches Wort dazu zu sprechen.

Das soll heute allerdings nicht das Thema sein. Die Krise der Kirche wird uns noch lange beschäftigen und da wird es noch genügend Möglichkeiten geben, die Themen Leitung und Verantwortung in den Kontext einer Predigt zu stellen. Es gibt dazu genügend biblische Stellen, die das im Rahmen einer Predigt rechtfertigen.

Die deutschen Bischöfe rufen zum „Weltkirchlichen Sonntag des Gebetes und der Solidarität mit den Leidtragenden der Corona-Pandemie“ auf. Dabei sollen 3 Dimensionen erfasst werden: Gebet, Information, Kollekte. Das ist also nicht nur ein Aufruf zum Geld einsammeln, sondern auch eine geistliche Reflektion, dass unsere weltkirchliche Verbundenheit zum Ausdruck bringen soll.

Mehr als 25 Millionen bestätigte Infektionen, mehr als 800 Tausend[1] tote Menschen weltweit sprechen eine eigene Sprache.

Wir sind noch mitten in der Corona Krise. Und wenn wir es aus den Medien nicht mehr hören können und wollen: Diese Krise wird uns noch lange beschäftigen. Meiner Meinung nach, mindestens so lange, bis ein verlässlicher Impfstoff entwickelt ist und dieser dann auch in der Welt verbreitet ist. Die letzten Monate waren bei uns durch eine Lernkurve geprägt. Niemand hat gewusst, wie am besten damit umzugehen ist. So langsam arrangieren wir uns mit dem Virus. Bei Kirche dauert es dabei immer ein bisschen länger.

Das Virus ist trotzdem da und es lässt sich nicht verleugnen, trotz aller Verschwörungstheoretiker. Unsere Demokratie lässt Demonstrationen wie am vergangenen Wochenende zu -und das ist auch gut so. Das Demonstrieren gehört zu den Grundrechten, die uns unsere Verfassung bietet. Wir dürfen und wir sollen Entscheidungen unserer Politiker hinterfragen. Viele der Demonstranten kritisieren die Unverhältnismäßigkeit der Maßnahmen und sind keine Totalverweigerer. Nur ein kleiner Teil an Demonstranten macht vieles kaputt und dann gehen hässliche Bilder durch die Medien.
Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, welche Folgen die Pandemie nach wie vor bei uns hat. Ich denke an die Vereinsamung von Menschen, insbesondere in den Pflegeheimen und Krankenhäusern mit den eingeschränkten Besuchsregeln. Nicht nur, dass Menschen bisher ziemlich allein sterben mussten. Es sind auch die Angehörigen, die quasi hilflos danebenstehen oder besser gesagt: draußen stehen.
So hat ein Bekannte von mir ihren pflegebedürftigen Vater wieder aus dem Seniorenheim nach Hause geholt, weil sie es mit dem eingeschränkten Kontakt einfach nicht ausgehalten hat. Trotz aller beruflichen und familiären Belastungen nimmt sie diese Zeit nun auf sich. So lange, wie sie es selbst dann noch kann.

Mit dem heutigen Tag soll unsere Aufmerksamkeit auf die Welt gerichtet sein.
Viele Länder haben bei weitem eine nicht so gute Gesundheitsversorgung, wie wir es in Deutschland haben. Hygienemaßnahmen sind nicht umsetzbar, weil einfach nichts da ist und die Menschen vom Staat dann noch allein gelassen werden.  Die inoffiziellen Zahlen der Infektionen in Brasilien zum Beispiel, sollen doppelt so hoch sein, als vermeldet.
Freunde berichteten mir aus erster Hand, dass in Südafrika aus den Ballungsgebieten, Menschen herausgezogen wurden und in Feldunterkünften untergebracht wurden. Das ganze mitten im Winter – und noch nicht einmal mit einer Matratze.

Ohne Geld geht es da nicht. Unsere Gabe ist ein wichtiger Ausdruck der Solidarität. Mit den Erlösen der heutigen Kollekte erreichen die kirchlichen Hilfswerke für Lateinamerika, Afrika, Asien oder im Südosten Europas die Menschen bis in die kleinsten Orte hinein. Damit kann sie in der Corona-Krise gerade den Ärmsten helfen, die von der Corona-Pandemie am meisten betroffen sind. Eine solche weltkirchliche Solidarität gehört zum Grundwesen der Kirche und setzt die Frohe Botschaft Jesu Christi in die Tat um.

Das heutige Evangelium ist brandaktuell, weil es uns auffordert, sich als Gemeinde im Gebet zu vereinen. Das ist genau das, was ein jeder von uns kann. Und: Wann hätten wir das nötiger als zu diesen Zeiten? Ja, wir sind zwar sind hier nur eine kleine Gemeinde, doch darauf kommt es nicht an, weil: Wo zwei oder drei versammelt sind, ist Christus mit uns: das hilft uns  – und solidarisch auch den anderen. Jesus gibt uns diese Zusage.
Beten wir innig für uns und unsere Geschwister in der Welt. Die Fürbitten gleich wollen das mit zum Ausdruck bringen. Ich empfehle auch ihr persönliches Gebet.

Trost und Empathie gegenüber dem Nächsten, also die Nächstenliebe: Das ist die Erfüllung des Gesetzes.

Und wer es darüber hinaus kann, der kann zum Beispiel Masken nähen, bis der Gummi ausgeht. Also: ein gutes Bewusstsein und fleißige Hände haben für eine tätige Hilfsbereitschaft.

Zusammenfassend, um es mit dem Apostel Paulus zu sagen: Nur die Liebe schuldet ihr einander.

 

Tagesgebet
Allmächtiger, gütiger Gott,

du bist der Schöpfer der Welt und Herr über Leben und Tod.

In dieser Zeit der Unsicherheit und Krankheit bitten wir um

deinen Schutz und Segen.

In deinem Sohn Jesus Christus hast du uns gezeigt,

wie wir leben können, ohne Angst,

sondern in Fürsorge um andere,

in der Hinwendung zu den Menschen

in Not und Ausgrenzung.

Durch sein Kreuz und seine Auferstehung schenkst du uns

Hoffnung und neues Leben.

Hilf uns, unsere eigenen Grenzen zu überwinden.

Schenke uns deinen guten Geist,

der stärkt und aufrichtet.

 

 

Fürbitten zum Weltkirchlichen Sonntag des Gebets und der Solidarität mit den Leidtragenden der Corona-Pandemie

Gott, unser Heil, in diesen Zeiten der Pandemie erfahren wir leidvoll, wie verwundbar und hinfällig, wie erlösungsbedürftig wir sind. Zusammen mit unseren Schwestern und Brüdern in der ganzen Welt rufen wir zu dir, der du allein unser Halt und Leben bist:

Wir beten für all die Kinder, Frauen und Männer, die an Covid-19 erkrankt sind, manche von ihnen sehr schwer;

kurze Stille – V: Heilender Gott – A: Erbarme dich.

Wir beten für die Menschen, die infiziert sind oder eine Infektion fürchten müssen;

für alle, die sich selbst und andere schützen.

Wir denken an die vielen, die zu wenig von der Gefahr wissen oder für die es nur unzureichenden Schutz gibt.

kurze Stille – V: Gott, Beschützer der Menschen – A: Erbarme dich.

Wir beten für alle Menschen weltweit, die Leidtragende einer mangelhaften oder überlasteten medizinischen Versorgung sind.

kurze Stille – V: Fürsorglicher Gott – A: Erbarme dich.

Wir beten für alle Menschen, deren Not durch die Pandemie noch wächst –

weil sie Arbeit und Wohnung verlieren oder weil sie vereinsamen.

kurze Stille – V: Gott, fern und nah – A: Erbarme dich.

Wir beten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirche in allen Ländern und Erdteilen, für die Ordensleute und Seelsorger, für alle Christinnen und Christen, die nah bei den Notleidenden sind, die sich selbst in Gefahr bringen – und von denen auch viele erkrankt und gestorben sind.

kurze Stille – V: Liebevoller Gott – A: Erbarme dich.

Wir beten für die Kinder, Frauen und Männer, die während der Pandemie unter weiteren Bedrängnissen leiden: unter Hunger und anderen Krankheiten, unter Terror und Einschüchterung, Gewalt und Unterdrückung, Krieg und Bürgerkrieg. Und für alle, die wenigstens für jetzt Waffenruhe und Frieden fordern.

kurze Stille – V: Gott des Friedens – A: Erbarme dich.

Wir beten für alle, die mit Wort und Tat anderen Menschen in besonderer Not beistehen, die in dieser schweren Zeit vom eigenen Überfluss abgeben

oder das Wenige teilen, das sie selbst haben.

kurze Stille – V: Dienender Gott – A: Erbarme dich.

Wir beten für die Toten und für alle, die um sie trauern.

kurze Stille – V: Gott des Lebens – A: Erbarme dich.

Abschlussgebet

Allmächtiger, gütiger Gott,

Schöpfer der Welt und Herr über Leben und Tod: In dieser Zeit der Unsicherheit und Krankheit brauchen wir deinen Schutz und Segen.

Deiner Liebe vertrauen wir uns und die Welt an und danken dir für die Hoffnung auf wirkliches Leben – dir sei die Ehre heute und morgen und in Ewigkeit.

Amen.