Das Motto des diesjährigen Fronleichnamsfestes lautet: „Unterwegs voller Hoffnung“. Inhaltlich steht es in engem Zusammenhang mit dem Motto des Heiligen Jahres 2025, das Papst Franziskus an Heiligabend 2024 im Petersdom offiziell eröffnet hat: „Pilger der Hoffnung.“ Sowohl „Unterwegs voller Hoffnung“ als auch „Pilger der Hoffnung“ sind ein gutes, ein passendes Motto in einer unruhigen Zeit, die von vielen Unsicherheiten und Ängsten geprägt ist.
Vieles in unserer Gesellschaft und in unserer Welt kann uns pessimistisch stimmen. Darüber habe ich in letzter Zeit schon öfters gesprochen. Ich möchte heute den umgekehrten Weg gehen. Ich möchte aufzeigen, warum wir gerade auch in unseren Tagen trotz aller Schwierigkeiten, Sorgen und Probleme, mit denen wir konfrontiert sind, voller Hoffnung unterwegs sein dürfen auf den Straßen unseres Lebens.
Wir sind unterwegs voller Hoffnung, weil wir eine Botschaft haben, die uns Halt und Orientierung, Hoffnung und Zuversicht geben kann.
Wir glauben an einen gütigen, menschenfreundlichen Gott. Im Buch der Weisheit heißt es: „Zum Dasein hat er alles geschaffen und heilbringend sind die Geschöpfe der Welt“ (1,14). Und am Ende des 1.Schöpfungsberichtet stellt der biblische Autor fest: „Gott sah alles an, was er gemacht hat. Und siehe, es war sehr gut“ (Gen 1,31).
Wir glauben an einen gütigen Gott, darum brauchen wir inmitten der Stürme des Lebens nicht zu resignieren. Ja gerade in solchen Momenten ist Hoffnung angesagt. Hoffnung, die uns den Weg zu einem weiteren Horizont weist, obwohl dieser derzeit von Wolken und Nebel verdeckt sein mag. Mit dem Psalmisten darf ich darum beten: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil: Vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist die Kraft meines Lebens: Vor wem sollte mir bangen?“ (Psalm 127). Und „Gott ist uns Zuflucht und Stärke, ein bewährter Helfer in allen Nöten.“ (Psalm 46).
Und heute an Fronleichnam wird uns deutlich gemacht: Wir sind hier auf Erden gemeinsam unterwegs und mit uns geht Jesus Christus, verborgen unter der Gestalt des Brotes. Er ist nicht nur die Mitte der Fronleichnamsprozession, Er ist auch die Mitte unseres Lebens.
Wir sind unterwegs voller Hoffnung, weil wir in den Ereignissen unseres Lebens immer wieder auch Gottes Nähe und Liebe erfahren dürfen.
Drei Erfahrungsebenen möchte ich hier nennen.
-Die Ebene der politischen Ereignisse: Da erfahren wir zurzeit eher das Gegenteil. Aber es gibt auch andere Erfahrungen, die wir schon gemacht haben und die wir niemals vergessen dürfen. Ich nenne das sogenannte „Wunderjahr“ „annus mirabilis“ 1989, als innerhalb kürzester Zeit die kommunistischen Regime Osteuropas wie ein Kartenhaus zusammengestürzt sind. Die schlauen Experten haben das nicht kommen sehen. Manche haben im Nachhinein, gesagt das war das Jahr, als die Wirklichkeit die Fantasie weit übertroffen hat. Ich nenne nur zwei exemplarische Daten: 9.November 1989 Fall der Berliner Mauer und 22.Dezember 1989 Sturz des Ceausescu Regimes.
- Die Ebene der kirchlichen Ereignisse. Hier nenne ich die drei Papstwahlen seit 2005. Dass vor 20 Jahren Josef Ratzinger zum Papst gewählt wurde, halte ich im Nachhinein für richtig und wichtig. Denn nur so konnte sein hervorragendes theologisches Werk eine angemessene Würdigung erfahren. Ohne den Rücktritt Benedikts 2013 hätte es keinen Papst Franziskus gegeben. Franziskus wiederum hat Türen in der Kirche aufgestoßen, die vorher verschlossen waren. Er hat Prozesse angestoßen, die jetzt weitergeführt werden müssen. Und die Wahl des neuen Papstes Leo XIV. erfüllt mich und viele in der Kirche und in der Welt mit großer Hoffnung. Ich stimme der Aussage zu, die ich in einem Kommentar zur Papstwahl gelesen habe: „Die Kirche ist bei Papst Leo XIV. in guten Händen.“ Und noch etwas: Der erste amerikanische Papst in einer Zeit, die total verunsichert ist durch die Unzuverlässigkeit und Unberechenbarkeit des jetzigen amerikanischen Präsidenten: Ob das kein Fingerzeig von oben ist!
-Die dritte Ebene ist sind die Zufälle in unserem eigenen persönlichen Leben. Es sind Zufälle, die ich gerne Fügungen nennen. Denn der Zufall ist nur der profane Name für die Fügung Gottes. Hier muss jeder von uns nachdenken: Wo gab es, wo gibt es solche Zufälle, von denen wir mit Recht sagen können: Hier hat Gott seine Hand im Spiel gehabt?
Nicht sichtbar und spürbar, sondern auf verborgener Weise geht Christus mit uns. Er ist gegenwärtig in den Zufällen unseres Lebens, die uns erahnen lassen, dass ein guter Gott seine schützenden Hände über uns ausbreitet und uns auf unserem Lebensweg begleitet. Weil wir blind und taub sind für Gottes verborgenen Gegenwart in unserem Leben ist Er oft „unerkannt“ mitten unter uns. Deshalb wünsche ich jedem von uns, dass wir erkennen: Er geht meine, er geht unsere Wege mit!“
A m e n