Als der Apostel Paulus nach Ephesus kam, fragte er die Menschen, denen er dort begegnete: „Habt ihr schon den Heiligen Geist empfangen?“ Sie antworteten ihm: „Wir haben nicht einmal gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt.“
Nun das können wir ehrlicherweise nicht behaupten. Wir haben schon oft vom Heiligen Geist gehört. Jedes Mal, wenn wir das Kreuzzeichen machen, tun wir dies auch „im Namen des Heiligen Geistes.“ Dennoch ist es auch für nur schwer zu begreifen, was gemeint ist, wenn wir vom Heiligen Geist reden. Er ist nicht zu greifen, nicht zu fassen, er entzieht sich jeder Vorstellung.
Die Bibel liefert uns keine Definition vom Heiligen Geist, aber eine Fülle von Bildern für seine Wirksamkeit. Am Anfang stehen die Bilder aus dem Pfingstbericht der Apostelgeschichte: Wie ein heftiger Sturm fegt er über die Landschaft, er rüttelt an allem, bricht das Morsche und bringt das Baufällige zum Einsturz. Der Wind es aber auch, der Menschen in Bewegung setzt und in Bewegung hält. Wie ein mächtiges Feuer greift er um sich, wenn nur erst einmal ein Funke gezündet hat. Feuer spendet Licht und Wärme, verbrennt aber auch was dürr und morsch ist. Feuer reinigt und läutert. Wir sollen aber auch „Feuer fangen“, „Feuer und Flamme werden“, uns ergreifen lassen von der Botschaft Jesu, uns begeistern für Jesus und seine Sache.
Diesen Geist der Stärke, der die Apostel erfüllt und verwandelt hat, haben wir auch bitter nötig. denn in unserer Welt und in unserem Leben ist auch der Geist des Bösen am Werk: der Ungeist des Hasses, der Lüge und der Halbwahrheiten, der Hetze und der Verleumdung, des Unfriedens und der Gewalt, der Geist des Egoismus und der Ausbeutung der Schwachen. Immer wieder bekommen wir zu spüren, wie leicht Menschen sich davon inspirieren und leiten lassen. Dagegen sollen wir Christen den Geist Gottes setzen: den Geist der Liebe, des Friedens und der Versöhnung, der Solidarität und der Gerechtigkeit.
Freilich: auch in uns gewinnt der Geist des Bösen immer wieder Raum, ja manchmal sogar die Oberhand. Deshalb rufen wir auch an diesem Pfingstfest: „Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen aller, die an dich glauben, und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe! Sende aus deinen Geist, und alles wird neu geschaffen! Und du wirst das Angesicht der Erde erneuern.“ So „inspiriert“, erfüllt von Gottes Geist, können wir die Welt und das Leben gestalten und. verändern.
Menschen, die vom Heiligen Geist erfüllt sind, sehen hoffnungsvoll in die Zukunft.
Wir Christen sind nicht realitätsblind. Wir haben nicht die rosarote Brille auf. Wir reden uns auch die Zustände der Welt, der Kirche und unseres Lebens nicht schön. Nein, wir sehen die Wirklichkeit so, wie sie ist und dennoch sind wir Menschen, die hoffnungsvoll in die Zukunft schauen.
Denn wir sind Menschen, die nicht nur mit den eigenen Kräften und Fähigkeiten rechnen; wir rechnen auch mit Gott und seinem guten Geist. Gottes hat mehr Möglichkeiten als uns in unserem grauen Alltag bewusst ist. Weil Gott größer ist, kann auch Neues, Unerwartetes, Unvorhergesehenes geschehen. Weil Gott größer ist, gibt es in unserem Leben und in unserer Welt mehr Möglichkeiten als wir denken. Und was heute ganz wichtig ist: Die Kräfte des Guten lassen sich auf Dauer nicht unterdrücken.
Das Leben ist mehr als die Summe unserer Möglichkeiten. Gottes Möglichkeiten mit der Welt und mit uns übersteigen unsere Vorstellungskraft. Darum dürfen wir dem Leben trauen und Zukunft sehen.
Menschen, die vom Heiligen Geist erfüllt sind, engagieren sich für eine gute Sache. Wir leben in einer Gesellschaft, die von einem extremen Individualismus geprägt ist. Viele denken nur mehr an ihre eigenen Interessen und Vorstellungen, wollen sich nicht längerfristig binden, und Aufgaben für die Gemeinschaft übernehmen. Nicht nur die Kirchen, auch die Parteien, Verbände und Vereine leiden unter Mitgliederschwund und haben Probleme Menschen zu finden, die sich ehrenamtlich engagieren.
Die Menschen aber, die den Mut haben, sich einzusetzen für eine gute Sache, für die Belange der Gemeinschaft, machen die Erfahrung: Solche Arbeit trägt auch einen Lohn in sich, ein gutes Gefühl entsteht, wenn eine Sache gelingt, wenn Arbeit Früchte trägt, wenn unser Bemühen zum Erfolg führt.
Mancher sagt: „Ich, als Einzelner, was kann ich denn schon in dieser Welt verändern?“ Auf diesen Einwand möchte ich mit einem afrikanischen Sprichwort antworten: „Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Erde verändern.“
Ich wünsche uns die Kraft, die wir brauchen, um die Aufgaben zu erfüllen, die sich uns stellen, und mit den Herausforderungen fertig zu werden, die das Leben in einer immer komplizierter werdenden Welt mit sich bringt.
Menschen, die vom Heiligen Geist erfüllt sind, tragen eine Freude im Herzen, die die Welt nicht geben kann.
Unser christlicher Glaube will uns die Freude am Leben nicht verderben. Christen sind keine Spaßverderber in dieser Welt. Das Christentum ist eigentlich eine Religion der Freude. „Freut euch allezeit“, fordert Paulus seine Glaubensgenossen im Philipperbrief auf. Die Grundstimmung der Freude soll also das Leben der Christen zu allen Zeiten prägen.
„Willst du glücklich sein im Leben,
Trage bei zu andrer Glück,
Denn die Freude, die wir geben,
Kehrt ins eigne Herz zurück.“
Wer nicht egoistisch und kleinlich nur an sich selbst und seinen Vorteil denkt, wer bereit ist, sich zu engagieren, wer Gutes tut, und anderen Freude macht, wird die Erfahrung machen, dass die Freude auch ins eigene Herz einzieht.
„Die Sache Jesu braucht Begeisterte!“ heißt es in einem bekannten Lied. Wer sich vom Geist Gottes inspirieren lässt, wird die Erfahrung machen: Es lohnt sich, die Begeisterung für Jesus und seine Botschaft! Menschen, die diesen Weg gehen, haben eine Zukunftsperspektive, erleben eine Freude, die die Welt nicht geben kann und machen die Erfahrung, dass der Einsatz für die Sache Jesu ihrem Leben Sinn und Erfüllung schenkt.
Die Sache Jesu braucht Begeisterte. Sein Geist sucht sie auch unter uns...“Ob er sie finden wird an Pfingsten 2025, hier in Gustavsburg, in unserem Pastoralraum AKK-Mainspitze, in Deutschland ....?