Schon seit vielen Jahren erleben die Kirchen in Deutschland einen Schrumpfungsprozess. Wir werden weniger! Inzwischen sind es weniger als 50% der bundesdeutschen Bevölkerung, die einer der beiden großen Kirchen angehören. Nicht nur die Zahl der Mitglieder geht zurück; auch die Zahl der Gottesdienstteilnehmer nimmt ab, weniger Priester, weniger Hauptamtliche, weniger Ehrenamtliche, weniger aktive Christen, weniger personelle und finanzielle Ressourcen. Diese Tatsachen sind unbestreitbar und wirken oft deprimierend. Wir sollen uns aber dadurch nicht entmutigen lassen. Wir sollen nicht resignieren. Denn auch uns gilt der Zuspruch Jesu, den uns der Evangelist Lukas überliefert hat: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben“ (Lk 12,32).
Die Gemeinde der Christen war in ihrer Entstehungszeit ganz klein. Zu dieser kleinen Schar hat Jesus gesagt: „Ihr seid das Licht der Welt“. Das kleine Licht der Urchristen hatte eine große Ausstrahlungskraft entfaltet und die damalige Welt verändert.
Es kommt nicht darauf an, wie viele Menschen zur Kirche gehören. Es kommt darauf an, dass die, die sich Christen nennen, es aus innerer Überzeugung sind. Es kommt nicht darauf an, wie viele Menschen sonntags zum Gottesdienst kommen. Es kommt darauf an, dass die, die dabei sind, mit Freude und Begeisterung mitfeiern. Es kommt nicht darauf an, wie viele Menschen die Sakramente (Taufe, Firmung, Erstkommunion u.a.) empfangen. Es kommt darauf an, dass diese Menschen im Empfang der Sakramente die Gemeinschaft mit Jesus suchen und finden, pflegen und vertiefen. Es kommt darauf an, dass diese Menschen ihr Leben aus ihrem christlichen Glauben heraus gestalten.
Der christliche Glaube ist eine große Lebenshilfe und unerschöpfliche Kraftquelle für unser Leben! Die Kraft des Glaubens kann man aber nur einfahren, wenn man bereit ist, sich auf diesen Glauben einzulassen und sein Leben nach ihm auszurichten.
Sicherlich schafft unser christlicher Glaube nicht alle Probleme aus der Welt, er löst nicht jedes Rätsel dieses Lebens, beantwortet nicht jede Frage, die wir stellen. Unser Glaube schenkt uns aber so viel Licht als nötig, um die Dunkelheiten dieses Lebens und dieser Welt ertragen zu können.
Wenn ich in einem dunklen Raum eine kleine Kerze anzünde, dann wird damit die Dunkelheit nicht einfach beseitigt, sie wird aber erträglicher. Ähnlich ist es mit unserem christlichen Glauben. Er macht die Dunkelheiten des Lebens erträglicher, er hilft uns mit den Problemen des Lebens fertig zu werden, er macht unser Leben sinnvoll und menschenwürdig. Der Glaube schenkt uns die Hoffnung und die Zuversicht, die wir brauchen, um das Leben wagen zu können. Und der Weg, den Jesus uns zeigt, ist auch der Weg zu unserem eigenen Glück.