Schmuckband Kreuzgang

Glockenschlag

Freiheit und Demokratie funktionieren nicht automatisch

Pfarrer Karl Zirmer (c) Markus Schenk, Büttelborn
Pfarrer Karl Zirmer
Datum:
Do. 30. Mai 2024
Von:
Pfarrer Karl Zirmer, Pastoralraum AKK-Mainspitze

Das 75jährige Jubiläum unseres Grundgesetzes wurde vor einigen Tagen mit vielen Veranstaltungen und Demokratiefesten begangen. Nicht nur in Berlin, wo das große Fest der Demokratie vom 24-26.Mai drei Tage lang gefeiert wurde, sondern auch in vielen anderen Städten und Gemeinden, darunter auch in Bischofsheim, wurde das Grundgesetz gebührend gefeiert und gewürdigt.    

Manche Historiker sagen, mit diesem Grundgesetz wurde der beste Staat der mehr als tausendjährigen deutschen Geschichte geschaffen. Tatsache ist, die Bundesrepublik hat ihren Bürgerinnen und Bürgern Freiheit und Wohlstand in einem bisher nicht gekannten Ausmaß ermöglicht. Wir alle tragen Verantwortung, dass es auch in Zukunft so bleibt. Denn Demokratie und Freiheit funktionieren nicht automatisch. Zu Recht sagt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier von unserer Demokratie, sie sei geglückt, „auf ewig garantiert ist sie aber nicht.“

Damit die Demokratie aber auch weiterhin funktioniert, muss es in unserer Gesellschaft genügend Frauen und Männer geben, denen das Gemeinwohl am Herzen liegt, die gute Nerven haben, ehrlich und charakterfest sind und nach bestem Wissen und Gewissen das politische und gesellschaftliche Leben unseres Landes mitgestalten wollen.

Wir brauchen Politikerinnen und Politiker, die bei der Gestaltung der Politik über den Tag hinausdenken, die sich an den Grundwerten orientieren, die dem Menschenbild unserer Verfassung entsprechen, das in vielem dem christlichen Glauben verpflichtet ist.

Es gibt Entwicklungen in unserem Lande und in Europa, die beunruhigend sind. Dass in letzter Zeit immer mehr Politikerinnen und Politiker angepöbelt, beschimpft, ja sogar tätlich angegriffen werden, ist besorgniserregend. Das gleiche gilt auch für andere Berufsgruppen, die dem Gemeinwohl dienen: Pflegekräfte, Krankenschwestern, Feuerwehrleute, Polizisten. Gewalttätiges Handeln, Hass und Hetze gefährden unsere Freiheit und auch die Demokratie.

Die Freiheit ist ein überaus kostbares Gut, das einen hohen Preis verlangt. Sie verlangt Wachsamkeit und Mut gegenüber den Kräften, die sie von innen oder von außen bedrohen. Keiner kann sich von seiner persönlichen Verantwortung für die Freiheit und für unsere Demokratie dispensieren. Politik ist nicht nur Sache von Politikern. Christen dürfen nicht abseitsstehen. Papst Franziskus sagt von der Politik, sie „eine sehr hohe Berufung, ...eine der wertvollsten Formen der Nächstenliebe, weil sie das Gemeinwohl anstrebt.“ Nehmen wir diese Verantwortung wahr. Leisten wir unseren Beitrag, dass unsere freiheitliche Gesellschaftsordnung Bestand hat und sich entsprechend den Werten unseres Grundgesetzes weiterentwickelt.