Schmuckband Kreuzgang

Fastnachtspredigt

Fastnachtspredigt (c) Martina Bauer
Fastnachtspredigt
Datum:
Sa. 13. Feb. 2021
Von:
Martina Bauer

"Erzählt die Frohe Botschaft jedermann! Weil keine Pandemie der Welt das Evangelium mundtot mache!"

Youtube

 

 

Liebe Schwestern und Brüder, Narren und Frommen

allen, die da sind, ein herzlich Willkommen!

Corona, Covid, Ausgangsbeschränkung,

Vakzine und Impfen zur Inzidenzwert-Senkung.

Und jetzt noch Lockdownverlängerung bis in den März.

Seit einem Jahr schon, es ist wirklich kein Scherz,

Und obendrein ist jetzt noch– gute Nacht –

Die Fastnacht komplett abgesagt!

Es gibt einen Punkt, da ist wirklich Schluss!

Weshalb ich, Corona hin oder her, einfach sagen muss:

Ich halt mich brav an alles, Mundschutz, Abstand, ganz recte et rite.

Aber meine gereimte Fastnachtspredigt lass ich mir nicht verbiete!

Drum nicht erschrecken, wenn ihr um euch blickt:

Unser Dom ist heut närrisch bunt geschmückt.

Luftschlangen, Ballons in allen Farben, bunt, groß und klein.

Ein bisschen Fastnachtsstimmung darf in tristen Zeiten ruhig sein.

 

Es geht ja nicht darum, hier orgiastisch zu toben

Wir sind hier zusammen, um unsern Herrgott zu loben!

Denn gerade in diesen Zeiten , die schwer genug sind, ihr Leute,

braucht‘s einen wirklichen Grund zu ehrlicher Freude.

Und Freude, die trägt, auch in schwierigen Zeiten,

die gründet in Gott und seiner Liebe – und das soll uns leiten.

Sonntag für Sonntag, nicht nur zur Fastnachtszeit,

wird in der Kirch’ Frohe Botschaft verkündet, so auch heut.

Deshalb ist für den Christ, der dankbar glaubt,

Freude und Lachen sogar im hohen Dome erlaubt.

 

So feiern wir fröhlich, jeder Mann, Frau und Kind

dass wir erlöste Christen sind;

bereiten uns und unsere Herzen, so wie wir heut kamen,

und bitten Gott voll Vertrauen um sein Erbarmen.

 

FASTNACHTSPREDIGT 2021 (6. Sonntag, LJ B):                                              zu: Mk 1, 40-45

 

 

„Erzählt die Frohe Botschaft jedermann!

Weil keine Pandemie der Welt das Evangelium mundtot machen kann!“

 

 

Liebe Schwestern und Brüder, ich kann gar net sage,

wie satt ich das Corona habe:

Covid 19, Pandemie,

Inzidenzwert wie noch nie,

Quarantäne, Lockdown und Impfen,

Leut, die auf die Merkel schimpfen,

Querdenker demonstrier‘n mit Nazi-Genossen

Kitas und Schulen bleiben geschlossen,

Ausgangssperre, Reiseverbot

Zuhausebleiben – das tut Not!

Homeoffice und digital -

und dann am Abend – es ist eine Qual

im Fernsehn, wirklich jeden Tag (Tach):

Immer nur: Karl Lauterbach.

 

Zwar bleiben die Türen des Domes steht‘s offen,

Doch auch die Kirche ist betroffen:

Wochenlang ganz allein ohne Gläubige nur Messe und Eucharistie:

so was gab‘s in 2000 Jahren Christentum wirklich noch nie;

sogar über Ostern, das Fest aller Feste:

die Osternacht hinter verschlossenen Türen, ganz ohne Gäste.

Ein Bild, das um die ganz Welt geht,

hat sich in mein Herz tief eingeprägt:

Der Papst, der ganz allein auf dem leeren Petersplatz steht,

und dort für die ganze Welt vor dem Pestkreuz um Erbarmen fleht,

dass Gott seine schützende Hand über uns hält,

Urbi et orbi – in Roim und auf der ganzen Welt.

Dass er uns Kraft gibt und Mut, und dass wir trotz Abstand einander auch sehen,

uns helfen und schützen, und den Ärmsten beistehen.

 

Seit Mai Gottesdienst nur mit Anmeldung, und das jetzt schon monatelang:

maximal 80 Personen im riesigen Dom, mit Mundschutz, und natürlich ohne Gesang.

Es ist schon sehr traurig, wenn ich hier erwähne,

wie sehr ich mich nach dem gemeinsamen Singen sehne.

 

Doch wenn die Menschen nicht in die Kirch‘ dürfen, ganz unbenommen

Dann muss die Kirche eben ins Wohnzimmer kommen:

Wir haben gestreamt und geyoutubet, Kirche hat sich mit Technik verbündet

und wir haben so mit allen digitalen Mitteln die Frohe Botschaft verkündet.

So wie im Evangelium der Gelähmte, dem Jesus verbat,

weiter zu erzählen, was sich an ihm ereignet hat,

und der trotzdem umherzog und die Frohe Botschaft erzählte jedermann:

Weil keine Pandemie der Welt das Evangelium mundtot machen kann!

Gegen die Botschaft von einem Gott, der uns beisteht, gerade in der Not,

von einem Gott, der die Menschen liebt – die bremst kein Verbot!

 

Deshalb lass ich mir auch nicht, ihr wisst es schon,

meine Narrenpredigt verbieten, denn die hat Tradition.

Am Fastnachtssonntag erklingt die Predigt in Kniddelvers, wie‘s immer schon war.

Da hilft auch kein Corona. Da müsst ihr heut‘ durch, so wie jedes Jahr.

 

Die Texte der Bibel an diesem Sonntag machen doch klar:

Quarantäne und Pandemie: das war immer schon da.

Damals war’s Aussatz - die Lepra - heute Corona und Covid,

Krankheit und Viren begleiten die Menschheit, gehn immer mit.

Die Dummheit war nur, dass wir dachten: Das kann uns nicht tangiern.

Seuchen und Pandemie: das ist Mittelalter, das kann doch heut nicht passiern!

Und jetzt herrscht das große Heulen, Jammern und Klagen

wie schlimm alles ist, und wie sehr wir uns plagen.

Und natürlich sind auch gleich die Schuldigen ausgemacht:

Die Politiker sind schuld, Bill Gates, eine dunkle Verschwörungsmacht.

 

Dabei haben wir nur vergessen, und das wieder zu erinnern wäre nicht schlecht:

Gesundheit ist ein Geschenk, ein unverdientes! Und kein Menschenrecht!

Es gibt keinen Rechtsanspruch, keine Garantie auf Gesundheit und Glück.

Es ist ein Geschenk! Drum seid dankbar! Denn Dankbarkeit weitet den Blick!

Sie lässt uns zuerst sehen, dass es uns trotz Pandemie doch noch gut geht, ihr Leut‘

Wir haben ein funktionierendes Gesundheitssystem, eines der besten weit und breit.

 

Die kleinen Einschränkungen zum Schutz der Gesundheit sind kein Weltuntergang.

Das kriegen wir hin, noch ein paar Wochen, vielleicht auch Monate lang.

Zuhause bleiben ist kein Gefängnis; keine Party feiern ist noch lange nicht Anne Frank,

Und auch Mundschutz zu tragen ist keine Folter, wer so denkt, ist wirklich krank.

Klar ist das alles lästig, aber wer so denkt, der denkt total verquert.

Der Mundschutz kann Leben retten – dein eigenes, das der andern: Das ist es doch wert!

Wer dankbar sieht, was er hat, was uns geschenkt ist und wie gut es uns geht,

der hat eine andere Sicht auf die Welt, weil er versteht,

dass Gott uns bei uns ist, in guten wie erst recht in den schweren Stunden,

er steht uns bei, er gibt uns Kraft und Geduld. Wer das begreift, der hat Heil gefunden.

 

Mir hilft, dass die Bibel, das klingt jetzt vielleicht platt,

ist aber echt so: auf jede Situation die passende Antwort hat.

Deshalb kann ich euch nur empfehlen, mit freundlichem Gruß:

Packt dich dieser Tage der Lockdown-Blues,

dann greif einfach zur Bibel, um Gott zu dir sprechen zu lassen.

So wie durch die Texte heut, die genau zu Corona passen.

 

Da wird vom Aussatz erzählt, und wie sich die Menschen im Alten Bund

vor dieser ansteckenden Krankheit schützten, indem sie die Kranken isolierten, und

durch die Priester in Quarantäne schickten, brutal für unsere Ohren:

sie wurden ausgestoßen, in die Wüste verbannt, einsam, isoliert und verloren.

Und dann im Unterschied dazu Jesus, der den Kranken ungeniert,

zu sich ruft, ihm die Hand auflegt: „Werde rein!“ - und ihn berührt.

Lasst euch von Gott berühren – sagt dieser Text. Denn vor ihm alles Unheil flieht.

Seine Berührung ist auch in Corona-Zeiten unbedenklich, weil sie im Herzen geschieht.

Lasst euch von Jesus berühren, denn seine Berührung macht euch heil und rein,

wer von ihm angerührt ist, der wird im Herzen dankbar sein.

Wer von ihm berührt ist, der kennt Selbstmitleid, Jammern und Klagen nicht,

weil aller Groll, alle Angst, aller Egoismus an seiner Liebe zerbricht.

 

Dieses Evangelium passt wirklich zu unseren Corona-Tagen,

und macht’s mir leicht, vom Evangelium eine Brücke zu schlagen.

Denn da wird erzählt, wie Jesus, der in Galiläa grad weilt,

mal so en passant einen Aussätzigen heilt.

Und wie er ihm zum Abschied sagt: Mach‘s gut, bleib gesund,

aber halt bitte über das, was hier geschehen, den Mund!

Doch der Geheilte kann, wie es so geht halt im Leben,

seine Klappe nicht halten und erzählt es grad jedem.

Das Ende vom Lied ist, dass die Leut von überall her in Massen

zu Jesus kommen, um sich von ihm berühren und heilen zu lassen.

Es ist fast paradox, was dieser Mensch mit seiner Begeisterung kann:

Der ansteckende Aussatz ist weg – jetzt steckt er mit seiner Freude die Menschen an!

 

Das ist es, was mich an diesem Text heute so fasziniert:

Was nach der Heilung des Aussätzigen hier noch so passiert.

Denn erst war es der Aussatz, der so ansteckend ist, dass der arme Mann,

ausgestoßen wurde, in Wüstenquarantäne, lebenslang.

Jetzt, wo er geheilt ist, ist es ein anderes Virus, das er munter weiter verbreitet:

Das Virus der Freude und Dankbarkeit über Jesus, das sein Herz weitet.

Nichts ist so ansteckend wie die Frohe Botschaft von Gott, der uns liebt,

der uns Schuld vergibt, unser Herz heil macht, weil er uns liebt.

 

Hier wünsche ich mir von uns als Gemeinde, das täte uns gut,

mehr Begeisterung am Glauben und eine Portion echten Mut,

um allen Menschen von Gott zu erzählen, der uns so sehr liebt,

und was das für uns bedeutet, und was das uns gibt.

 

Dabei hab ich das Gefühl: Wenn es um unseren Glauben geht,

dann werden wir plötzlich unglaublich schweigsam, ganz diskret.

Unseren Glauben tun wir lieber tief im Herzen verstecken:

Es ist, als ob wir mit Mundschutz rumlaufen: bloß niemand anstecken!

 

Ich würde mir wünschen, dass wir wie der aussätzige Mann,

allen erzählen, dass Gott uns erlöst und geheilt hat – und dann

wenn sich in ganz Worms diese Botschaft verbreitet, wie toll,

dann wär unser Dom jeden Sonntag rappelvoll!

Zumindest, ich sag es etwas beklommen,

sobald es wieder erlaubt ist, das mehr als 80 kommen.

 

Deshalb lasst uns froh sein und dankbar und voll Freude singen,

um der ganzen Welt die Frohe Botschaft zu bringen

von einem Gott, der uns Menschen liebt, der zu uns steht unumwunden

in guten wie in schweren Stunden.

Lasst uns die Menschen anstecken wie der Aussätzige mit unserer Freude

über Gott und die Welt, gestern und heute.

Diese Begeisterung, die den Geheilten erfüllt hat, ist ansteckend, ohne Frage,

dagegen hilft es auch nicht, wenn ich FFP2-Maske trage.

Doch wer mit dem Virus der Frohen Botschaft angesteckt ist, der wird nicht krank.

Dieser Virus macht heil und gesund, schenkt Leben, Gott sei Lob und Dank.

 

Damit will ich heut enden, ich hoffe, die Botschaft ist angekommen.

Ich grüße noch einmal alle: die Narren, die Frommen,

Bleibt gesund, haltet Abstand – aber nur im Äußeren, ganz klar.

im Herzen bleibt einander nah.

Und vor allem: lasst euch von Jesus und seiner Liebe berühren und euer Herz weiten,

denn diese Berührung gibt Zuversicht und Kraft, gerade in diesen Zeiten.

 

Wenn euch meine Predigt berührt hat, dürft ihr gern wiederkommen;

Und alle, die ihr mit eurer Freude angesteckt habt, werden einfach mitgenommen.

Natürlich mit Anmeldung und Mundschutz, ihr kennt ja den Rahmen.

Das war die Predigt gewesen. Helau! In Ewigkeit. Amen.

 

 

Schluss:

Schließlich ist mir der dezente Hinweis noch Pflicht:

Vergesst mir gleich die Kollekte nicht!

Denn neben der Tatsache, dass schon viel zu lang,

strengstens verboten ist der Gemeindegesang,

gehört, ich will es ganz ehrlich benennen,

dass wir den Klingelbeutel nicht durchreichen können,

zu den bittersten Einschränkungen. Denn seit Wochen,

sind so unser Einnahmen rabiat eingebrochen.

Solange die Körbchen durch die Reihen gehn,

kann der Nachbar, wenn ich geizig bin, es kaum übersehen.

Das Körbchen am Ausgang aber, ganz unbemannt,

an dem ist man schnell dezent vorbei gerannt.

Heute ist Caritas-Sonntag, das heißt, eure Gaben,

sind für die Armen bestimmt, die sonst nicht viel haben.

Helft uns, ihnen zu helfen, überseht das Körbchen am Ausgang nicht.

Geben ist seliger denn nehmen, und einander helfen ist Pflicht!

Eine großzügige Spende hilft, den Weg in den Himmel bereiten!

Drum lasst euch nicht lumpen – gerade in diesen Zeiten.

 

Als letztes noch eine bittere Nachricht –damit musst ihr leben:

Es wird dieses Jahr heut keine Kreppel hier geben!

Zwar hätt ich gern wieder, wie es ja längst tradition,

Tag und Nacht für euch gebacke, ihr kennt das ja schon.

Aber Corona erlaubt es nicht, ihr werdet’s wohl wisse:

Ich hätt jeden Kreppel einzeln steril einschweiße müsse.

Ich versprech hoch und heilig, des wird euch gefale:

Nächst Jahr gibt es wieder Kreppel für alle!

 

Und um euch heute zu trösten, kam der Familie Hess in den Sinn:

Heut‘ ist ja nicht bloß Fastnacht, sondern auch der heilige Valentin.

Drum habe die für jeden hier, damit keiner traurig bliebe,

ein Blümchen gestiftet, als Zeichen der Liebe.

Und sie werden es euch gleich beim rausgehen überreiche.

Vergelt’s Gott und Danke, für das schöne Zeiche!

 

So geht mit Liebe im Herzen nun eure Wege.

Bleibt brav und katholisch! Und jetzt kommt der Segen!