Schmuckband Kreuzgang

Narrenmesse im Wormser Dom

Narrenmesse01 (c) Martina Bauer
Narrenmesse01
Datum:
So. 2. März 2025
Von:
Martina Bauer

Wenn vorm Dom die Fastnachtsfahnen wehen,

weiß man in Worms: es ist Zeit zur Narrenmesse zu gehen.

Der Dom erstrahlt bunt mit Luftballons rot, weiß, gelb und blau,

der Propst grüßt alle Narren mit dreimal Helau.

 

Solltet ihr dennoch verpasst haben die Messe,

weil ihr den Wecker zu stellen habt vergesse.

Den Kräppelempfang nach der Messe habt ihr jetzt zwar verpasst,

aber wenigstens die Predigt in Reimform haben wir hier nochmal zusammengefasst.

 

FASTNACHTSPREDIGT 2025 (8. Sonntag, LJ C):                       zu: Sir 27, 4-7; 1 Kor 15, 54-58

                                                                                                                                              Lk 6, 39-45

Größe und Macht erkämpft man niemals durch Krieg!

Ich glaube fest dran: am Ende erringt immer das Leben den Sieg!

 

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

das gleiche Drama jedes Jahr wieder:

Es ist Fastnacht. Und weil es im Dom hier längst Tradition,

erwarten die Leut‘ ganz selbstverständlich jetzt schon

eine närrische Predigt heut‘, mit Witz und Esprit,

mal wieder was zum Lachen, aber auch gehaltvoll, und wie.

Eine Narrenpredigt halt, wie es schon jedes Jahr war,

was zum Nachdenken, was zum Lachen, und natürlich, ganz klar,

erwartet wird, darauf wird keinesfalls verzichtet,

das Ganze in sauberem Versmaß exzellent noch gedichtet.

Auf’m Land möge e paar Kniddelvers reiche, da draus irgendwo

doch hier, bei uns, da erwartet man Niveau!

Mir sin hier ja schließlich kei‘ poplige Dorfkirch‘, ganz klar.

Lieber Herr Propst: Wir sind hier der Dom! Wir sind Basilika!

 

So zermarter‘ ich mir das Hirn und verfluche die Stunde,

als ich einst die Sach‘ mit der Narrenmesse erfunde.

Ihr könnt es mir glauben, es ist wirklich ne Qual,

bis dann irgendwann endlich, so mit einem Mal,

ein erster Gedanke in meinem Hirn aufblitzt,

der dann tausendmal gedreht wird, bis er im Versmaß so sitzt,

dass er zum Evangelium auch passt, denn das ist mir wichtig:

Es geht um Gottes Frohe Botschaft, und die will ich richtig

authentisch und glaubwürdig den Menschen mitgeben,

damit sie etwas mitnehmen, das Halt gibt fürs Leben.

 

Meistens ist dann ja doch noch, ich sag’s unbenommen,

am Ende was Brauchbares rausgekommen.

 

Doch dieses Jahr, es ist wirklich zum Verrecke,

bleibt einem das Lachen im Halse doch stecke,

und kann einem die Lust auf Narrenmesse wirklich vergehe.

Du brauchst doch nur in die Welt draußen mal sehe:

Da geht alles drunter und drüber, es ist zum Heule ihr Leut:

Krieg in der Ukraine, schon drei Jahre bis heut.

In Gaza liegt nicht ein Stein mehr auf dem andern,

Hunderttausende Tote, Verletzte, Flüchtlinge, die wandern,

unschuldige jüdische Geiseln, die jahrelang in dunklen Tunneln vegetieren,

während hier die Politiker von „Zustrombegrenzung“ und „Remigration“ schwadroniern.

Dann noch die Wahlen in unserm eigenen Land:

Jeder fünfte in Deutschland wählt am äußerst rechten Rand.

Da wird einem doch wirklich Angst und Bange, ihr werd‘ mir beipflichte

Will die Menschheit denn wirklich nichts lernen aus der Geschichte?

 

Natürlich, ich höre jetzt förmlich manch einen hier denken:

Diese selbstgerechten Sprüche kann der sich ruhig schenken!

Hat der nicht gehört, was Jesus im Evangelium gab zu Verstehn.

ich sag nur: Splitter im Auge des Nächsten, aber den Balken im eigenen Hirn übersehn!

Natürlich weiß ich und will da nichts beschönigen oder verstecken:

Wir haben als Kirche selbst wahrlich genug Dreck am Stecken!

Und wenn ich schaue, wie der kranke Papst Franziskus gerade ringt,

während sich mancher Kardinal schon für die nächste Wahl in Position bringt,

dann kann einem auch hier schon, vielleicht könnt ihr’s verstehn,

wirklich alle Lust an Fastnacht und Freude vergehn.

 

Jetzt kann ich mir denken und seh’s euch auch an,

dass mancher, der extra heute gekommen, sich denkt: „O Mann,

was ums Himmel willen passiert hier jetzt gerade?

Wo in aller Welt bin ich denn hier heute reingerate?

Da hab‘ ich mich extra närrisch aufgebrezzelt heut morgen

Freu‘ mich, auf eine Stunde mal ohne Kummer und Sorgen,

auf die Domband, die Gemeinschaft, ne kurzweilige Narrenmesse,

will Krieg und Politik wenigstens eine Stunde lang mal vergesse,

freu mich auf ne lustige Predigt, die aufbaut, in der Freude und Hoffnung beschworen.

Und dann haut der mir brutal all das Elend der Welt um die Ohren.

 

Und ihr habt ja auch recht, und es tut mir auch leid,

aber es ist halt auch eine furchtbare Zeit,

all die Putins und Trumps und wie die Idioten auch heißen,

die sich aus Machtgier und Selbstsucht ganze Länder unter den Nagel reißen,

denen es nur um sich selbst geht: „America first“, und all so’n Shit.

Das lässt mir keine Ruhe und nimmt mich wirklich sehr mit.

Die Welt scheint aus den Fugen geraten, ein einziges Narrenhaus.

Da konnt‘ ich nicht einfach auf heile Welt machen. Das musste jetzt raus.

 

Es ist ein bisschen, und das sei all den Despoten ins Stammbuch geschrieben,

wie‘s der Prediger Jesus Sirach in der Lesung heut‘ sagt, meine Lieben:

Und ich denk, da muss ich auch niemand erst erklären den Sinn:

„Im Sieb bleibt, wenn man es schüttelt, am Ende nur der Abfall drin!“

Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, und genau darauf sollten wir schauen:

Der saubere Sand rieselt durch, und mit dem kann man Großes aufbauen.

Es gibt eben auch sehr viel Gutes, und es darf um Gottes Willen niemals geschehn,

dass wir vor lauter Elend in der Welt all das Gute und Schöne übersehn.

Deshalb: nachdem ich mir all den Schrott und Abfall jetzt von der Seele geschüttelt,

schaun wir auf die Botschaft, die Gott uns schenkt, und die die Welt wirklich aufrüttelt.

 

Paulus hat es in der Lesung auf den Punkt gebracht:

Gott hat uns in Jesus Christus den Sieg längst gebracht.

Das ist eine Botschaft voller Hoffnung und Zuversicht.

Wer darauf vertraut, der verzweifelt trotz allem auch nicht.

Die Welt ist wie sie ist: Vieles ist gut – und manches ist schlecht.

Unsere Antwort als Christen muss lauten: „Und jetzt erst recht!“

Und jetzt erst recht soll die Welt sehen, dass wir fest darauf vertrauen,

dass da ein Gott ist, der zu den Schwachen hält, auf den wir fest bauen,

in dessen Liebe wir verwurzelt sind, wie ein Baum in gutem Wurzelgrund,

und ein guter Baum bringt gute Früchte – sagt das Evangelium heute – und

wer schlechte Früchte bringt, wer Gewalt, Tod und Hass sät in der Welt,

ist wie ein schlechter Baum, den keiner braucht, den man am Ende umhaut und fällt.

 

Natürlich: es ist in der Welt, von Adam und Eva an schon,

immer auch viel Chaos, Mord und Totschlag, Grund zu Resignation.

Aber es ist eben auch, und das ist es, was mir so viel Hoffnung gibt,

Ein Gott über allem, der uns trotz allem liebt.

Ein Gott, der uns zur Seite steht, und was besonders schwer wiegt:

der Mensch geworden ist, und dessen Liebe selbst den Tod hat besiegt.

Mit diesem Gott an der Seite ist mir nicht bang.

Auf ihn will ich vertrauen, mein Leben lang.

Dieser Gott, das wusste Maria einst schon,

der schafft Gerechtigkeit, der stürzt die Mächtigen vom Thron.

Er ist ein Freund der Kleinen, der mit den Armen und Schwachen geht,

Einer, der klar auf der Seite der Leidenden, der Opfer steht.

Zu diesem Gott gehören zu dürfen, macht mich stolz und das gibt mir Mut.

Wir sind Pilger der Hoffnung! Mit Gott wird alles gut!

 

Deshalb dürfen wir uns heute freuen, trotz allem, was drunter und drüber grad geht.

Weil Gott, egal was wir anstellen, immer noch zu uns steht.

Der bunte Dom heute, Luftschlangen, Ballons in allen Farben,

und auch meine Verspredigt, wollen den Despoten und Mächtigen aller Welt sagen:

Ihr kriegt uns nicht klein! Mit Gott an der Seite resignieren wir nicht!

Wir lachen all den Trumps und Putins laut ins Gesicht.

 

Doch damit will ich, meine Lieben und Frommen,

so langsam dann auch zum Ende heut kommen.

Ich will bewusst heute schließen mit dieser Botschaft der Zuversicht:

Trotz der düsteren Zeiten: Verliert die Hoffnung nicht!

Denn für einen Christen, der glaubt, ist Hoffnung einfach Pflicht!

Wie der gute Papst Johannes XXIII. gesagt hat: „Wer glaubt, der zittert nicht!“

Wer glaubt, der weiß tief im Herzen: Christus hat am Kreuz den Sieg schon errungen.

„Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ hat Paulus einst froh gesungen!

 

Diese Haltung kann man sich übrigens bei Fastnachtern und Narren abschauen.

Die leben das „Jetzt erst recht“ – trotz der bösen Welt, der rauen.

Dem Elend der Welt die Freude entgegen zu halten,

mit Witz und Humor die Herzen erfreuen, in dieser Welt, der kalten

und den Tyrannen und Despoten ins Gesicht zu lachen:

damit kann man die Welt tatsächlich heller und besser machen.

 

 

Oder auch, wie man unter Narren schlicht sacht:

„Krieh‘t auch die Welt die Kränk‘ und kracht:

Wir feiern trotzdem Fassenacht!“

Dieses „Trotzdem“ gründet, ich wiederhol‘ meine Red‘,

in der Gewissheit, dass Gott den Weg mit uns geht.

In diesem Sinn glaub‘ ich sicher, ich sag’s unbenommen,

dass mit Gottes Hilfe bald wieder bessere Zeiten kommen.

 

Doch damit will ich jetzt endlich auch schließen.

Ihr wisst, dass wir Pfarrer immer das letzte Wort haben müssen.

Doch heut‘ – ausnahmsweise – machen wir’s anders, in diesem närrischen Rahmen,

sag ich leise „Helau“ nur - und ihr sagt heut: „Amen“!

Narrenmesse 2025

1 Bilder