Schmuckband Kreuzgang

Das Wort zum Sonntag

Durch die enge Tür gelangen - Text: Lk 13, 22-30

Pfarrer Karl Zirmer (c) Markus Schenk, Büttelborn
Pfarrer Karl Zirmer
Datum:
Sa. 23. Aug. 2025
Von:
Pfarrer Karl Zirmer

„Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?“ Diese Frage richtet einer im heutigen Evangelium an Jesus. Bewegt eine solche Frage die Menschen unserer Zeit? In dieser Form gewiss nicht! Jedenfalls ist die Frage nach dem ewigen Heil keine Frage, die für Schlagzeilen sorgt oder hohe Einschaltquoten garantiert.

Viele Menschen können heutzutage mit der Frage nach der Ewigkeit nur wenig anfangen. So ist es nicht verwunderlich, wenn manch einer sagt: „Mich interessiert nicht, was im Himmel ist, sondern was hier auf Erden vorgeht; mich interessiert nicht, was nach dem Tod kommt, sondern wie ich hier und heute mein Leben gestalten kann.“

Wenn wir die gleiche Frage einmal etwas anders formulieren, werden wir schnell merken, dass diese Frage uns doch berührt, ja dass sie uns sogar alle betrifft.

Ich würde Bsp. die Frage so formulieren: Kann unser Leben gelingen? Wie kann unser Leben gelingen? Sind es nur wenige, deren Leben gelingen wird?

Ich hoffe, jetzt verstehen Sie, warum ich vorher gesagt habe, diese Frage betrifft uns alle.

Der Mann im Evangelium bekommt eine Antwort, die er gewiss so nicht erwartet hat: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele sage ich euch, werden versuchen, hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen.“ (Lk 13, 24).

Auf die Frage nach der Zahl der Geretteten geht Jesus eigentlich gar nicht ein. Spekulationen über die Zahl derer, die „von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen“ (Lk 13,29) sind unnötige und unsinnige menschliche Denkspiele. Jesus beteiligt sich nicht daran. Er gibt aber jedem von uns eine ernsthafte Mahnung mit: „Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen“.

Das Bild von der „engen Tür“ macht deutlich: Christliches Leben ist kein Waldspaziergang; es ist kein Unterhaltungsspiel, es ist kein Vergnügen. Es fordert Einsatz und Anstrengung, und manchmal auch Verzicht und Opfer. Alles Worte, die man heute nicht gerne hört und nicht gerne in den Mund nimmt.

Und dennoch: Leben kann nur gelingen, wenn man sich kräftig anstrengt. „Bemüht euch mit allen Kräften“, versucht es immer wieder. Seid dabei nicht hektisch, aber beständig; gebt nicht auf, wenn ihr auf Widerstände und Schwierigkeiten stoßt.

Wer nur an sich selbst denkt, an seinen eigenen Vorteil, wer egoistisch seine Ziele und Interessen verfolgt ohne Rücksicht auf andere, der wird sein Leben letzten Endes verfehlen. Er bleibt innerlich arm, auch wenn er vielleicht äußeren Reichtum anhäuft.

Leben kann nur gelingen, wo Menschen bereit sind, ihre Kraft und ihre Zeit, ihre Gaben und Fähigkeiten einzusetzen für Ziele, die erstrebenswert sind, für eine gute Sache, für andere Menschen. Solche Menschen gibt es- Gott sei Dank auch heute. Es gibt sie in großer Zahl bei allen Völkern und auch in anderen Religionen. Es sind Menschen, die sich einsetzen für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit, für Menschenrechte und die Bewahrung der Schöpfung. Es sind Menschen, die anderen Hoffnung bringen, die hilfsbereit und gütig sind. Und es sind Menschen, die deshalb oft von den Mächtigen und Wohlhabenden dieser Welt missverstanden, belächelt und verachtet werden. Es ist nicht immer leicht, wenn man versucht nach den Geboten Gottes zu leben. So manches Mal hat man das Gefühl: „Der Ehrliche ist der Dumme!“ Aber wahr ist auch – und damit berufe ich mich auf die Erfahrung vieler Menschen, die versucht haben, ihr Leben im Geiste Jesu zu gestalten: „Du wirst freier und glückliche, wenn du dich im Leben nach Gottes Geboten orientierst und danach handelst!“

Kehren wir noch einmal zum Bild von der engen Tür zurück. Welche Tür meint Jesus im Evangelium? Natürlich die Tür zum Himmelreich, die Tür zu Gott. Und wo ist diese Tür? Das ist nicht immer leicht zu sagen. Es kann die Tür in ein Krankenzimmer sein, wenn ich einen Kranken besuche. Jesus selbst hat ja gesagt: „Was ihr ihm tut, das tut ihr mir!“ Es kann die Tür sein, durch die ich gehe, um einen anderen um Verzeihung zu bitten, wenn ich ihn verletzt habe. Es kann die Tür sein, durch die ich nach draußen gehe, in die Natur, in die Gottes wunderschöne Schöpfung. Es kann die Kirchentür sein, durch die ich gehe, um bei Gott zu sein.

Man muss sich Zeit nehmen für Gott, Zeit nehmen fürs Gebet und für den Gottesdienst. Aber auch Zeit nehmen für die Mitmenschen. Die Zeit ist kostbar. „Zeit ist Geld“ sagen manche. Wer aber seine Zeit für Gott und seine Mitmenschen einsetzt, wird eine wunderbare Erfahrung machen: Ein solches Leben ist sinnvoll, es bereichert. Es schenkt eine innere Freude und Zufriedenheit, die nicht von dieser Welt sind. Gute Taten tragen ihren Lohn in sich.

Unser Leben kann gelingen. Das verheißt uns Jesus. Es wird aber nicht gelingen ohne eigene Anstrengung. Wir brauchen aber keine Angst vor Gott zu haben, wir dürfen auch auf seine Barmherzigkeit vertrauen! Gott ist kein kleinlicher Buchhalter, dem keiner unserer Fehler entgeht. Es kommt auf unseren guten Willen, nicht auf unsere Erfolge an. Wenn wir alles tun, was in unseren Kräften liegt, wird Gott ergänzen, was bruchstückhaft und fehlerhaft in unserem Leben bleibt.

A m e n