Schmuckband Kreuzgang

Das Wort zum Sonntag

Christlicher Glaube ist Beziehung - Text: Joh 15, 1-8

Pfarrer Karl Zirmer (c) Markus Schenk, Büttelborn
Pfarrer Karl Zirmer
Datum:
Fr. 26. Apr. 2024
Von:
Pfarrer Karl Zirmer

Die Mitte unseres christlichen Glaubens ist keine Idee, keine Lehre, kein Buch. Sie ist auch keine Sammlung von Dogmen oder Geboten und Lebensweisheiten. Die Mitte unseres Glaubens ist eine lebendige Person. Jesus Christus. Christ sein bedeutet an Jesus Christus glauben und das eigene Leben an Seinem Leben und Seiner Lehre ausrichten.

Papst Benedikt XVI. hat uns deshalb als sein Vermächtnis kein Handbuch der Dogmatik hinterlassen, sondern seine Jesus-Bücher.

„Verbindung ist alles!“ So könnte auch die Überschrift über das heutige Evangelium lauten. Seine Grundaussage steckt in diesem Satz: „Getrennt von mir könnt ihr nichts tun!“ Der das so sagt, ist Jesus Christus. Um seine Aussage zu veranschaulichen, gebraucht Jesus das Bild vom Weinstock und von den Rebzweigen. Sie gehören von Natur aus zusammen. Nur so können die Zweige treiben, wachsen und Frucht bringen. Sobald sie vom Stamm abgeschnitten sind, drohen sie zu verdorren und zu sterben.

Ich bin überzeugt: Unsere Verbundenheit mit Christus ist eine großartige Chance zur Lebensbereicherung. Meine Überzeugung stütze ich auf die Erfahrungen vieler Christen, die im Laufe der Zeit, aber auch in unseren Tagen diesen Weg gegangen sind. Und ich werde in meiner Überzeugung bestärkt auch durch meine eigenen bisherigen bescheidenen Erfahrungen mit diesem Glauben: Wenn wir uns auf Christus einlassen, wird er unser Leben bereichern und verwandeln.

Verbindung ist also alles! Verbindung ist Beziehung und Beziehung will gepflegt werden.

Wenn Eheleute, Freundinnen und Freunde sich kaum noch sehen und nur noch selten miteinander sprechen, wird ihre Beziehung immer schwächer.

„Wenn wir einander nicht mehr schreiben, haben wir schließlich gar kein Verlangen mehr, uns zu schreiben. Wenn wir nicht mehr miteinander sprechen, haben wir uns schließlich nichts mehr zu sagen.“  (L.Evely). Jede Beziehung geht auf die Dauer verloren, wenn sie nicht gepflegt wird.

Auch die Beziehung zu Jesus muss gepflegt werden. Wir bleiben mit Jesus in Verbindung, wenn wir beten.

Das Gebet ist die Sprache des Glaubens. Liebe, die sich nie in Worte oder Zeichen äußert, muss früher oder später sterben. Genauso ist es mit dem Glauben. Nur solange ein Mensch betet, kann er glauben. Denn das Gebet ist für den Glauben das, was der Atem für das Leben ist. Wer aufhört zu atmen, hört auf zu leben. Wer aufhört zu beten, ist in Gefahr, den Glauben zu verlieren.

Beten will gelernt sein und regelmäßig geübt werden. Ich meine damit nicht, dass man ein vorformuliertes Gebet durch regelmäßiges Üben auswendig lernt. Ich meine vor allem die innere Haltung des Betens. Man muss sich dafür immer wieder Zeiten der Stille nehmen, zur Ruhe kommen, den Alltag unterbrechen. Und ganz wichtig: man muss es regelmäßig tun. Nicht nur, wenn ich Lust darauf verspüre oder Verlangen danach habe.

Dieses Beten muss nicht ellenlang sein, aber regelmäßig, immer wieder, kurz, persönlich, aus dem Herzen heraus, wie das Reden mit einem guten Freund.

„Beten ist eine Tankstelle, an der man kostenlos Energie für ganz weite Wege und äußerste Herausforderungen bekommt. Beten führt nicht aus der Wirklichkeit heraus, sondern tiefer in sie hinein. Beten raubt nicht Zeit, sondern verdoppelt die verbleibende Zeit, füllt sie von innen heraus mit Sinn.“ (Youcat 509).

 Die Verbundenheit zu Christus wird auch durch die Teilnahme am Gottesdienst der Gemeinde vertieft. Gott braucht unseren Gottesdienst nicht, wir aber brauchen ihn, um daran erinnert zu werden, wer wir sind und was wir zu tun haben. Darum heißt es auch in der IV. Präfation für Wochentage: „Du bedarfst nicht unseres Lobes, es ist ein Geschenk deiner Gnade, dass wir dir danken. Unser Lobpreis kann deine Größe

nicht mehren, doch uns bringt er Segen und Heil durch unseren Herrn Jesus Christus.“

Wer einmal begriffen hat, dass Gottesdienst feiern uns guttut, wie Auftanken, Kraft schöpfen ist, der wird nicht mehr fragen: „Muss ich jetzt wieder in den Gottesdienst.“ Er ist froh, wenn er wieder hingehen kann.

Wer an Jesus glaubt, wer die Verbindung mit ihm aufrechterhält und die Beziehung zu ihm pflegt, der wird, wie es ihm Evangelium heißt, reiche Frucht bringen, Früchte der tätigen Nächstenliebe. In der Lesung heißt es dazu: „Wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit.“

Jesus will nicht bewundert werden, sondern er will, dass wir ihm nachfolgen. Das heißt: Wir müssen immer wieder neu versuchen, so zu leben, wie Jesus es uns vorgelebt hat. Im „DaSein“ für andere erfüllen wir seinen Auftrag und tragen dazu bei, dass es in unserer Welt gerechter, friedvoller und menschenfreundlicher zugeht.

A m e n.