Schmuckband Kreuzgang

Das Wort zum Sonntag

„Dein Glaube hat dir geholfen!“ - Text: Mk 5, 21-43

Pfarrer Karl Zirmer (c) Markus Schenk, Büttelborn
Pfarrer Karl Zirmer
Datum:
Sa. 29. Juni 2024
Von:
Pfarrer Karl Zirmer

Das heutige Evangelium verbindet zwei Wundererzählungen miteinander. Eine kranke Frau, die sich seit zwölf Jahren bei verschiedenen Ärzten vergeblich um Heilung bemüht hat, setzt ihre letzte Hoffnung auf Jesus: „Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt“ ist sie überzeugt. Und sie hat sich darin nicht getäuscht: „Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen“ hört sie Jesus später sagen.

Und Jairus, der Synagogenvorsteher, hat eine Tochter, die zwölf Jahre alt ist und im Sterben liegt. Auch er weiß sich keinen anderen Rat mehr, als zu Jesus zu gehen und ihm zu sagen: „Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie wieder gesund wird und am Leben bleibt.“ Auch hier geschieht das Wunder! „Jesus fasste das Kind an der Hand und sagte zu ihm: Talita kum! D.h. übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf! Sofort stand das Mädchen auf und ging umher.“

Schön und gut, was da berichtet wird. Aber was können wir heute mit einem solchen Bericht anfangen? Wir haben solche Wunder noch nicht erlebt und auch in Zukunft ist aller Voraussicht nach nicht damit zu rechnen. Was können wir also mit diesen Wundergeschichten heute noch anfangen?

Man würde Jesus missverstehen, wollte man in ihm einen Wunderdoktor sehen, der über außergewöhnliche Kräfte verfügt und diese immer wieder einsetzt im Kampf gegen Leid, Krankheit und Tod.

Jesus ist nicht gekommen, um Leid und Not, Krankheit und Tod aus der Welt zu schaffen. Vergessen wir die schlichte Tatsache nicht: es gab damals viele Menschen, die geheilt werden wollten. Aber nur einigen hat Jesus auf wunderbare Weise geholfen. Es gab damals in Israel viele Väter und Mütter, die trostlos waren, weil ein unbarmherziger Tod ihre Kinder weggerafft hat. Aus den Evangelien sind uns insgesamt nur drei Totenerweckungen bekannt: die Tochter des Jairus, der Jüngling von Nain und Lazarus, der Bruder der Martha und Maria.

Wir verstehen die Wunder nur dann auf rechter Weise, wenn wir sie als Zeichen verstehen. Zeichen, in denen die Liebe und Güte Gottes aufleuchtet. Leid und Not, Krankheit und Tod gibt es in der Welt auch nach der Menschwerdung Jesus Christi. Das Evangelium sagt uns aber, dass wir mit unseren Nöten und Sorgen, mit unseren Problemen und Schwierigkeiten nicht allein bleiben. Jesus kennt unsere Not aus eigener Erfahrung und er ist bereit, uns zu begleiten auf den mühsamen Wegen unseres Lebens.

Der Herr hat nicht versprochen, dass er jede Bitte erfüllen wird, mit der Menschen zu ihm kommen. Es gibt Notsituationen, wo Menschen nicht mehr ein noch aus wissen. Dazu ist folgendes zu sagen: Gott hat auch nicht versprochen, uns vor jedem Leid, vor jeder Not zu verschonen. Aber eines dürfen wir mit Sicherheit von ihm erhoffen: er wird uns immer die nötige Kraft geben, die wir brauchen, um mit den Herausforderungen des Lebens zu werden. Er wird uns die nötige Kraft geben, um die Lasten des Lebens tragen zu können.

Ich möchte noch auf ein Detail in der 2-ten Wundererzählung des heutigen Evangeliums hinweisen. Nachdem Jesus die Tochter des Jairus an der Hand fasste, sagte er ihr: „Mädchen, ich sage dir, steh auf!“ Mir geht es hier um diese zwei Worte: „Steh auf!“ Für mich heißt das in diesem Zusammenhang: Gottes Hilfe macht unsere menschliche Anstrengung nicht überflüssig. Gottes Hilfe ersetzt nicht unser Tun!

Gott ist ein Freund des Lebens. „Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen“, heißt es im Buch der Weisheit. Wir haben es in der Lesung gehört. Gott will uns Leben schenken, Leben in Fülle.

Gott gibt uns Kraft zum Leben, er schenkt uns seine Hilfe. Handeln müssen wir aber selbst. Wo unerschütterliches Vertrauen auf Gott sich mit menschlicher Anstrengung („Tun was in unseren Kräften liegt“) verbindet, können auch heut noch Wunder geschehen.

A m e n