In unseren Gemeinden und Pfarreien wird Ökumene in den verschiedenen Projekten, Begegnungen und Gottesdiensten gelebt.
Bisher gab es auch auf der Ebene der katholischen und evangelischen Dekanate im Kreis Groß-Gerau einen interreligiösen Austausch, der mit der Etablierung der Pasto-ralräume und Regionen nicht abbrechen sollte. Daher wurde im Konzept des Dekanates Rüsselsheim das Pilotprojekt „Vertretung der katholischen Kirche im Kreis Groß-Gerau“ konzipiert und Anfang dieses Jahres in die Tat umgesetzt.
Diese Vertretung ist Ansprechpartner für unsere evangelischen Geschwister, aber auch offen für den interreligiösen Dialog und den Austausch mit Kommunen, Kreis und Verwaltungen.
In dieser Vertretung sind aus jedem Pastoralraum ein haupt- und ehrenamtlicher Vertreter bzw. Vertreterin, die den Kontakt untereinander und zu den anderen Institutionen pflegen.
Aus unserem Pastoralraum wurde ich neben Pfr. Zirmer seinerzeit von der Pastoralraumkonferenz in diese Vertretung gesandt.
Am Mittwoch, 12. Juni 2024, haben sich Vertreterinnen und Vertreter der evangeli-schen Dekanate Groß-Gerau und Rüsselsheim mit uns – der „VKKGG“ – der Vertretung
der katholischen Kirche im Kreis Groß-Gerau – in Rüsselsheim zu einem Austausch über die gerade in beiden Kirchen laufenden Veränderungsprozesse getroffen.
Ähnlich wie in unserem Bistum wird in der evangelischen Kirche – hier in der EKHN, der evangelischen Kirche von Hessen und Nassau, an strukturellen Anpassungen gearbeitet, die durch den Schwund an Gemeindemitgliedern und pastoralen Mitarbei-tenden erforderlich werden.
Die Nachbarschaftsräume des evangelischen Dekanats sind Zusammenschlüsse der Kirchengemeinden, die zwar definiert sind, sich aber erst bis Ende 2026 rechtlich kon-stituieren werden. Möglich sind dabei die Fusion zu einer Kirchengemeinde, die Bildung einer Gesamtkirchengemeinde und die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft mit weiterhin selbständigen Kirchengemeinden. Welche Form gewählt wird, entscheidet die Kirchengemeinde eigenständig. Dies muss dann von der Synode bestätigt werden.
Jedem Nachbarschaftsraum werden Hauptamtliche aus dem Pfarrdienst, dem gemein-depädagogischen und dem kirchenmusikalischen Dienst als sogenannte Verkündigungsteams zugeordnet, die aus mindestens vier vollen Stellen bestehen.
Die Personalentwicklung im Pfarrdienst wird mit Sorge betrachtet, auch mit Blick auf die demografische Entwicklung.
Diese Verkündigungsteams sind sicher mit unseren Pastoralteams vergleichbar, wobei der Personalschlüssel schon unterschiedlich ausfällt. Die Richtgröße für eine evangelische Pfarrstelle eines Pfarrers oder einer Pfarrerin wird mit 1.700 Gemeindemitgliedern angegeben, auf der katholischen Seite ist von einem pastoralen Mitarbeiter bzw. einer Mitarbeiterin pro 3.000 Katholiken auszugehen.
In beiden Kirchen wird sich auch im Verwaltungsbereich vieles verändern. Die Zusam-menlegung von Büros, Ansprechstellen vor Ort sowie die konkrete Gestaltung und die Personalausstattung sind unterschiedlich.
Die Entwicklung der Gemeindemitgliederzahlen wird in beiden Kirchen ähnlich gesehen. Im Bistum Mainz geht man nach neuesten Schätzungen davon aus, dass bis 2030 rund 20 % der heute noch vorhandenen Kirchenmitglieder nicht mehr dabei sein werden. Dies hat zur Folge, dass Budgets und Gebäude an die veränderte Situation anzupassen sind - ohne dabei den Anspruch aus unserer christlichen Verkündigung aufzugeben. Hier sind pastorale Konzepte zu erstellen, die die veränderten Rahmenbedingungen als Basis nehmen. Im evangelischen Dekanat steht ebenfalls wie bei uns die Frage der Gebäude auf der Tagesordnung und soll bis 2026 bearbeitet sein.
Aus der Sicht der Teilnehmenden dieses Treffens ist die Frage zu diskutieren, welche Möglichkeiten einer gemeinsamen Nutzung in Form von Gastgeberschaft oder auch in der Form einer gemeinsamen Entwicklung von Gebäuden zum beiderseitigen Nutzen denkbar und umsetzbar erscheinen. In einem nächsten Treffen soll dieser Frage intensiver nachgegangen werden und ggf. auch Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen in Pastoralräumen bzw. Nachbarschaftsräumen eruiert werden, die sich gemeinsam dieser Fragestellung nähern können.
Was wir gemeinsam in unseren Pastoral- und Nachbarschaftsräumen auf den Weg bringen wollen und können, führt schnell zu der Betrachtung wie Ressourcen im pastoralen, im Immobilien- und Vermögensbereich zu konzentrieren und effizient einsetzbar sind. Zukünftig werden sicher weitere Möglichkeiten der Vernetzung im ökumenischen Miteinander in Betracht zu ziehen sein, um als Kirche in unserer Gesellschaft eine Stimme und ein Gesicht zu erhalten.
In den nächsten Wochen und Monaten stehen somit spannende und hoffentlich auch erfolgversprechende Termine zum Austausch über diese und weitere Aspekte ökumenischer Zusammenarbeit an.