Schmuckband Kreuzgang

Das Wort zum Sonntag

Auf das Herz kommt es an! - Text: Jak 1, 17-18.21b-22.27 und Mk 7, 1-8.14-15.21-23

Pfarrer Karl Zirmer (c) Markus Schenk, Büttelborn
Pfarrer Karl Zirmer
Datum:
Sa. 31. Aug. 2024
Von:
Pfarrer Karl Zirmer

Aus den biblischen Texten, die für den 22.Sonntag im Jahreskreis Lesejahr B vorgesehen sind, möchte ich zwei Sätze herausgreifen. Zunächst einmal den Satz, mit dem Jesus den Propheten Jesaja zitiert: „Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir.“ (Mk 7,6b).

Der zweite Satz, mit dem ich mich heute auseinandersetzen will, stammt aus dem Jakobusbrief: „Werdet Täter des Wortes und nicht nur Hörer, sonst betrügt ihr euch selbst!“ (Jak 1,22).

  1. „Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir.“

Damit kritisiert Jesus scharf die Glaubenspraxis seiner Zeitgenossen. Seine Kritik richtet sich vor allem gegen die Veräußerlichung des religiösen Lebens. Wenn Jesus die Glaubenspraxis seiner Landsleute scharf kritisiert, dann bringt er eine Gefahr zur Sprache, die auch für uns Christen noch aktuell ist.  Ein flüchtiges Kreuzzeichen, eine halbe Kniebeuge, eine innerlich unbeteiligte Anwesenheit im Gottesdienst, ein Absitzen der Messe als Pflichtübung, ein formelhaftes Beten sind Ausdruck herzloser Beziehungen zu Gott. Von dieser Art der Gottesverehrung sagt Jesus: „Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir“ (Mk 7,6).

Man darf Jesus nicht missverstehen. Seine scharfe Kritik an der „Überlieferung der Alten“ ist keine grundsätzliche Ablehnung jeder Tradition, jeder Überlieferung. Es gibt Traditionen und Gewohnheiten im guten Sinne und wir brauchen solche in unserer religiösen Praxis. Regelungen und Gebote sind keine Krücken nur für unmündige Menschen. So wie Gottes Sohn „Fleisch geworden ist“, wie er auf diese Weise „fassbar und greifbar “ geworden ist für die Welt so muss sich auch unsere Gesinnung in bestimmten Formen und Riten verleiblichen.

Jesus selbst hat sich auch an bestimmten Traditionen gehalten: Er besuchte wie die anderen die Synagoge und den Tempel, beging wie die anderen die religiösen Feste. Es geht Jesus hier um eine Klarstellung: die Beobachtung menschlicher Traditionen darf nicht auf Kosten göttlicher Gebote gehen. Sie mögen für bestimmte Zeiten, in bestimmten Situationen sehr sinnvoll und für die Menschen hilfreich sein. Sie sind aber nicht unveränderlich und für alle Zeiten gleichermaßen gültig. Neue Zeiten bedeuten neue Herausforderungen und verlangen manchmal auch die Bildung von neuen Traditionen und Gewohnheiten.

  1. Der zweite Satz, auf den ich heute näher eingehen will, lautet: „Werdet Täter des

Wortes und nicht nur Hörer, sonst betrügt ihr euch selbst!“   

Hörer des Wortes sind wir auf jedem Fall. Und das ist auch wichtig. Es ist der erste Schritt zum Glauben. Paulus hat es einmal so formuliert: „Der Glaube kommt vom Hören“ (vgl. Röm 10,17). Hören ist wichtig, reicht aber nicht.

Jesus verlangt von uns, dass in unserem Leben Denken und Reden, Reden und Handeln übereinstimmen. Das ist zwar an sich eine Selbstverständlichkeit, dennoch ist es im Alltag nicht so einfach, wie es klingt. Denn es bleibt in unserem Leben immer eine Spannung zwischen dem, was wir sind und dem was wir sein sollen. Das hat mit der menschlichen Schwachheit zu tun, die wir nicht so ohne weiteres beseitigen können. Jesus selbst hat diese Spannung in einer der dramatischsten Stunden seines Lebens am Ölberg erlebt und  so zum Ausdruck gebracht: „Der Geist ist willig, das Fleisch aber ist schwach“. Entscheidend für uns bleibt, dass der Geist willig ist, dass wir tun, was in unseren Kräften liegt, damit unsere Gedanken und Worte, unsere Worte und Taten immer mehr in Einklang gebracht werden. Entscheidend für uns ist, dass die Menschen spüren: wir sind innerlich überzeugt von dem, was wir glauben. Und wir versuchen das zu leben, was wir glauben. Entscheidend für uns ist, dass wir authentisch bleiben. Mit anderen Worten: Wir sollen immer mehr zu Menschen werden, deren Gedanken, Worte und Taten aus dem Herzen kommen. Auf das Herz kommt es an!

A m e n