Christ wird man durch und mit anderen Christen. Ein Ziel des Katechumenats ist es, dass die Teilnehmenden auch das vielfältige Leben der Gemeinde kennenlernen, zu der sie später gehören werden. Ergänzend zu einem inhaltlichen Kennenlernen des Glaubens (z.B. im Rahmen der regionalen Glaubenskurse) braucht es deswegen immer auch Angebote und Begleitungsangebote in der Gemeinde vor Ort. Ein paar Anregungen dazu haben wir zusammengestellt. Aus diesen kann und soll gemäß der Möglichkeiten vor Ort ausgewählt werden.
Ideen und Anregungen für die Begleitung von Erwachsenen auf dem Weg zur Taufe in der Gemeinde
Am Beginn des Weges
Erwachsene wenden sich mit dem Wunsch nach (oder ggf. auch mit Interesse an) der Taufe bei Ihnen. Nehmen Sie sich Zeit für ein Kennenlerngespräch. Hier können Sie die Interessierten nach der persönlichen Motivation, bisherigen Berührungspunkten mit dem christlichen Glauben oder individuellen Interessen fragen.
Je nachdem wie die Ausgangssituation ist (und wie fest der Entschluss für die Taufe schon ist oder welche Fragen ggf. noch geklärt werden müssen), können Sie auch schon erste gemeinsame Überlegungen, wie die Vorbereitungszeit gestaltet werden kann. Sie können die Vorbereitungswege - von der persönlichen Begleitung vor Ort bis zu den Glaubenskursen auf regionaler Ebene - vorstellen. Es sollte auch der Raum sein, Befürchtungen zu äußern.
Wenn sich die Eindrücke des ersten Gesprächs gesetzt haben und der Entschluss, sich auf den Weg zu machen gefestigt hat, kann zu einem zweiten Treffen eingeladen werden. Hier könnte der offizielle Antrag ausgefüllt werden und konkrete Schritte der Vorbereitung vereinbart werden. Dabei gilt es die Vorerfahrungen und Bedürfnisse der:s Taufbewerber:in im Blick zu behalten und individuell zu schauen, was der Person hilft sich auf die Taufe vorzubereiten. Gegebenenfalls kann bei dem zweiten Treffen auch schon ein Gemeindepaten dabei sein (siehe Folgekasten).
Gemeindepaten als feste Ansprechpartner:innen
Neben dem persönlichen (Tauf-)Paten kann auch über eine:n Pat:in aus der Gemeinde nachgedacht werden. Diese:r wäre für den Zeitraum der Vorbereitung und für die erste Zeit nach der Taufe ein:e persönliche:r Ansprechpartner:in für alle Fragen rund um die Gemeinde. Je nachdem, wie viel Zeit die Person zur Verfügung stellen kann und will, wird die Begleitung gestaltet sein: Von gemeinsamen Gottesdienstbesuchen, über die Begleitung zum Glaubenskurs, gemeinsamen Gesprächen, begleitendes Gebet, Einblicke ins aktive Gemeindeleben bei Aktionen und Projekten bis hin zum gemeinsamen diakonischen Engagement sind viele Formate denkbar. Sie sollten dem entsprechen, was Taufbewerber:in und Gemeindepat:in auch wollen und zeitlich ermöglichen können.
Dort, wo es Gemeindepat:innen gibt, berichten diese von einem hohen Aufwand, aber auch von einem sehr erfüllenden Aufgabe, weil es Gelegenheit gibt, den eigenen Glauben zu vertiefen. Wo die persönliche Ebene stimmt und es für beide Seiten stimmig ist, könnte die bzw. der Gemeindepat:in nach der gemeinsamen Zeit auch das Taufpatenamt (mit) übernehmen.
Schnuppern bei Aktionen in der Gemeinde
Verschiedene Aktionen oder Anlässe bieten Gelegenheit für ein (projektweises) Reinschnuppern und Kennenlernen. Neben der Einladung zur Teilnahme an den Gottesdiensten können dies ein Mitwirken bei der Sternsingeraktion, der Caritas-Sammlung oder auch beim Pfarrfest sein. Aber auch eine gezielte Einladungen zu Gruppen und Kreise der Gemeinden (vom Bibelkreis über das Weltladen- oder Bücherei-Team bis zum Chor) kann spannend sein.
Wichtig ist, dass bei allen Formen des Mithelfens für alle beteiligten Akteur:innen klar ist, dass es dabei um keine Rekrutierungsmaßnahme für ehrenamtliches Engagement geht, sondern um das Kennenlernen und Miterleben von christlicher Gemeinde!
Liturgische Feiern des Katchumenats in Gemeindeliturgie integrieren
Christ:in werden heißt, das Leben deuten und feiern. Deswegen ist der Aufbau des klassischen Katechumenats durchzogen von verschiedenen liturgischen Feiern (z.B. Überreichung der Heiligen Schrift, des Glaubensbekenntnisses oder Katechumenensalbung). Einige liturgische Elemente sind auch im Glaubenskurs auf regionaler Ebene eingebunden, andere können ganz bewusst im Gemeindegottesdienst gefeiert werden. Die liturgische Ausgestaltung findet sich in "Die Feier der Eingliederung Erwachsener in die Kirche - Grundform" [Onlineausgabe als PDF] bzw. in "Die Feier der Eingliederung Erwachsener in die Kirche - Teil II: In besonderen Situationen" [Onlineausgabe als PDF].
Die Wirkung einer gemeinsamen Feier z.B. zur Aufnahme ins Katechumenat kann eindrucksvoll sein: Die Gemeinde, die sonst eher den leisen Abschied oder Kirchenaustritt von Menschen erlebt, wird mit jemand in Kontakt gebracht, der ganz bewusst den Weg des Christ-Werdens wählt. Wenn Erwachsene Christ werden, bringt das nicht allein sie selbst, sondern auch die die Gemeinschaft der Christen in Bewegung.
Noch ein kleiner Mehrwert: Ein solcher Gottesdienst kann ggf. zusammen mit der:m Taufbewerber:in vorbereitet werden. Das schafft eine Vertrautheit mit dem, was im Speziellen passiert, bietet aber auch eine Gelegenheit den allgemeinen Gottesdienstablauf (oder einzelne Elemente) zu besprechen und die Taufbewerber:innen an der Gestaltung des Gottesdienstes zu beteiligen (z.B. Liedauswahl oder Fürbitten).
Begleitende Einzelgespräche
Auch wenn die bzw. der Taufbewerber:in an einem regionalen Glaubenskursangebot zur inhaltlichen Vorbereitung teilnimmt, ist es gut und wichtig als Gemeinde in Kontakt zu bleiben. Das kann über Gemeindepaten passieren oder auch durch das Angebot von wiederkehrenden Gesprächen mit einer:m begleitenden Seelsorger:in der Gemeinde. Dabei können Sie gut an die Themen des Glaubenskurses oder die dadurch angestoßenen Fragen der bzw. des Taufbewerber:in andocken oder vereinbaren die Termine so, dass Projekte und Angebote der Gemeinde damit verknüpft sind über die sie sprechen können.
In den Gesprächen wäre auch immer wieder Gelegenheit zu schauen, ob die gewählte Art der Vorbereitung (noch) passt oder wo ggf. auch nachgesteuert werden kann.
Feier der Zulassung mit dem Bischof
"Da in der Regel der Bischof den Pfarrer mit der Spendung der Initiationssakramente beauftragt, zugleich aber die Diözesanebene nicht als „behördliche Oberinstanz“ im Hintergrund bleiben soll, ist nach anderen Formen zu suchen, wie und wo Katechumenen die Ortskirche und ihren Leiter, den Bischof, erleben können. Hierzu bietet sich vor allem die zentrale Feier der Zulassung in der Kathedralkirche an. [...] Es ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung, wenn die Taufbewerber persönlich von ihrem Bischof begrüßt und angesprochen werden. Und sie erleben durch die Begegnung mit anderen Katechumenen aus ihrem Bistum, dass sie mit ihrer Entscheidung nicht alleine stehen."
Deutsche Bischöfe, Erwachsenentaufe als Pastorale Chance, S. 39.
Taufgottesdienst gemeinsam vorbereiten
"Was wir feiern, zeigt, was wir glauben, und wie wir feiern, zeigt, wie wir glauben" (Deutsche Bischöfe, Erwachsenentaufe als pastorale Chance, S. 45). Wie bei der Taufe von Säuglingen, wo die Eltern in der Regel eigen Wünsche zur Gestaltung der Liturgie einbringen können, soll und darf es auch bei der Taufe eines Erwachsenen sein. Die Persönlichkeit des Täuflings darf in der Feier spürbar werden.
Am besten gelingt das, wenn man sich im Vorfeld mit der:m Taufbewerber:in Zeit nimmt, die Gestaltung der Tauffeier durchzugehen und Gestaltungsmöglichkeiten aufzeigt. Im Rahmen des Treffens können auch (ggf. nochmal) auf die zentralen sakramentalen Zeichenhandlungen wie auch die ausdeutenden Riten besprochen werden, damit sich die bzw. der Taufbewerber:in gut darauf einlassen kann in der Feier.
Mystagogische Katechesen
An die Feier der Sakramente des Christwerdens kann sich eine Phase der katechetischen Vertiefung anschließen. Hier ist Gelegenheit, die Erlebnisse und Eindrücke bei der Feier der Eingliederung miteinander zu teilen, sodass die Neugetauften zu ener Vertiefung dessen geführt werden, was sie in den Sakramenten empfangen haben. Das kann in dem Kreis der Vorbereitungsgruppe (auch auf regionaler Ebene) passieren oder auch im Einzelgespräch.
Vom Christ-Werden zum Christ-Sein
Nach der Feier der Sakramente des Christwerdens (und ggf. deren mystagogischer Erschließung) ist der Weg nicht zu Ende. Nach einer vergleichsweise intensiven und (eng) begleiteten Phase der Christ-Werdens, beginnt nun die Phase des Christ-Seins - in der Regel ohne engere Begleitung.
Viele Frischgetaufte empfinden dies als Herausforderung und suchen aktiv nach Anschlussangeboten, die an die für Sie intensive Erfahrungen der Vorbereitung anknüpfen. Vielleicht können hier gezielt Brücken gebaut werden zu Angeboten, die in der Gemeinde stattfinden. Das können bibelpastorale Angebote (Bibel teilen, Bibelkreise etc.) oder geistliche Intensivzeiten (z.B. Exerzitien im Alltag) sein, wo die Frischgetauften Anschluss finden. Vielleicht braucht es aber auch andere Beziehungsangebote, damit Gemeinde als gastfreundlicher Lebens- und Glaubensraum wahrgenommen werden kann, wo man gerne verweilen will.
Zu guter Letzt wird man - auch wenn man persönlich davon überzeug ist, dass die Gemeinde als Kirche vor Ort ein wesentlicher Raum ist - respektieren müssen, dass Neugetaufte eigenständig erproben, wo ihr Ort in Gemeinde, Kirche und Gesellschaft ist. Vielleicht steht am Ende dieses Suchens nach einer geistlichen Heimat, wo die eigene christliche Berufung gelebt werden kann, auch ein Ort außerhalb der traditionellen Gemeinde.